Das Party.San Open Air zieht jedes Jahr über 10.000 Freunde des extremen Metal nach Schlotheim in Thüringen.
Hier verirren sich kaum Festival-Touristen, sondern vor allem echte Metalheads, die die Musik drei Tage lang nach allen Regeln der Kunst abfeiern. Das Line-Up ist wie immer eine runde Sache - mit Schwerpunkt auf Death und Black Metal, aber auch Thrash, Doom und Pagan/Folk Metal werden gelegentlich berücksichtigt. Wer auf harte Stromgitarrenklänge steht, wird hier also definitiv glücklich! Das Line Up ist jedes Jahr so stark, dass man am liebsten keine einzige Band verpassen möchte. Über 50 Bands zerlegen auf zwei Bühnen das Gelände - und das mit Ansage!
Ursprünglich begann das Spektakel 1996 in Bad Berka, seit 2011 ist der ehemalige Flugplatz in Obermehler das Zuhause des PSOA - eine Location, die wirklich wie gemacht ist für mein absolutes Lieblingsfestival.
DONNERSTAG
Auch wir starten wie jedes Jahr am Donnerstag vor dem zweiten August-Wochenende von Köln aus Richtung Schlotheim. Zelt steht, Bier ist kalt - also ab ins Infield, wo SINISTER bereits die Hauptbühne unsicher machen…
SINISTER
Eigentlich sollen an dieser Stelle Broken Hope auf der Bühne stehen, doch deren kurzfristige Absage führt dazu, dass die niederländische Death-Metal-Institution Sinister einspringt - und das zum ersten Mal seit über zwei Jahrzehnten beim PSOA! Ein seltener Anblick also, der für viele Anlass genug ist, früh vor der Hauptbühne aufzuschlagen. Mit einem stimmungsvollen Backdrop im Stil ihres „Syncretism“-Albums legen die Niederländer einen gelungenen Start hin. Der Sound ist von Anfang an klar abgemischt. Vor allem der Bass überzeuge mit spürbarem Druck, die Vocals kommen durchweg gut zur Geltung – feine Sache! Musikalisch zeigen sich die Jungs technisch versiert und aggressiv, wenn auch nicht immer mitreißend. Das Set indes ist insgesamt solide, bietet aber wenig Überraschungen. Gerade Fans der frühen Alben dürften das ältere Material vermisst haben - Klassiker von „Cross the Styx“ oder „Diabolical Summoning“ bleiben weitgehend außen vor. Stattdessen liegt der Fokus ganz klar auf neueren Stücken wie „Afterburner“ und „Blood Ecstasy“, die live durchaus zünden. Aber trotz der spielfreudigen Performance und dem guten Sound scheint sich das Infield im Verlauf des Sets etwas zu lichten - sei es wegen der parallel startenden Band im Zelt oder weil der Funke nicht bei allen überspringt. An der Band selbst liegt‘s jedenfalls nicht, denn Sinister liefern wie gesagt einen mehr als soliden Auftritt ab, der für viele ein durchaus gelungener Start ins diesjährige PSOA ist!
Setlist SINISTER
The Malicious
Transylvania (City of the Damned)
Sadistic Intent
Blood Ecstasy
Neurophobic
Convulsion of Christ
The Science of Prophecy
Afterburner
The Carnage Ending
VLTIMAS
David Vincent – Morbid Angel Urgestein – entert mit seiner Truppe am Donnerstagnachmittag die Bühne und schießt gleich nach dem Intro ein Feuerwerk an Songs von dem zweiten Album „Epic“ los. Das Publikum geht gerade bei Songs wie „Mephisto Manifesto“, „Misere“ und „Invictus“ dergestalt ab, dass die Haare nur so fliegen und die Hände sich nach oben recken. Abschließend spielt er von dem Debutalbum „Something Wicked Marches In“ die beiden Songs „Diabolus Est Sanguis“ sowie „Everlasting“. Der Vergleich mit einem Undertaker im Western aufgrund Davids Outfit mit schwarzem Mantel und Cowboyhut ist sehr passend. Die Band ist gut, aber hervorragend war Davids Stimme sowie Drummer Flo Mounier, der sein Kit mit Hingabe und mitreißendem Enthusiasmus bearbeitet.
Setlist VLTIMAS
Intro
Epic
Invictus
Mephisto Manifesto
Interlude
Exercitus Irae
Interlude
Lats Ones Alive Win Nothing
Miserere
Diabolus Est Sanguis
Everlasting
SADUS
Es ist schon eine geraume Zeit her - um genau zu sein war es 2009 mit Steve DiGiorgio am Bass noch in Bad Berka - seitdem SADUS das letzte Mal auf dem PSOA gespielt haben. Nach langen Jahren hat SADUS im Herbst 2023 dann endlich wieder ein neues Album vom Stapel gelassen, von dem auf dem PSOA viele Stücke gespielt werden. Durch technische Probleme verspätet sich der Auftritt um 20 Minuten, aber dann geht das Gewitter endlich los. „Sadus Attack“ ist der Opener und wird gleich von der Menge freudig angenommen. Der Sound ist bombastisch. Überraschenderweise spielen Sadus vom neuen Album „The Shadow Inside“ gleich vier Stücke: „First Blood“, „Scorged and Burned“, „Ride the Knife“ sowie das Titelstück. Beeindruckend ist auch der 2024 neu hinzugekommene Bassist Bobby Real. Richtig zum Toben kommt das Publikum mit einem großen Circlepit bei dem Klassiker „Certain Death“, wobei als Ankündigung ein Salutschuss aus einer der Geschütze neben der Bühne erschallt. Leider endet damit dann auch ein ausgezeichneter Auftritt. Wir hoffen, dass es nicht wieder Jahrzehnte dauert, bis diese großartige Band wieder beim PSOA auftritt!
THE BLACK DAHLIA MURDER
Es ist ein besonderer Moment, als THE BLACK DAHLIA MURDER die Bühne betreten. Zum ersten Mal seit dem tragischen Tod von Trevor Strnad sind sie wieder auf Europatour und spielen sich mit einer neu aufgestellten Formation zurück auf die großen Festivalbühnen. Angeführt wird die Band nun von Gitarrist und Gründungsmitglied Brian Eschbach, der den Job am Gesangmikro übernommen hat. Auch Ryan Knight ist nach längerer Abwesenheit zurück an der Gitarre - eine Rückkehr, die viele Fans mit Freude aufgenommen haben. Dass sich Eschbach als Frontmann mehr als bewährt, zeigt sich direkt beim Einstieg. Zwar fehlt ihm das extrovertierte Charisma seines Vorgängers, doch stimmlich liefert er auf ganzer Linie ab! Die Growls sitzen, die Dynamik stimmt, und der Sound ist insgesamt so druckvoll und präzise, wie man es von der Band erwartet. Auch die hohen Screams, die Trevor oft eingesetzt hat, werden nicht schmerzlich vermisst. Schon früh gibt es mit „Aftermath“ und „Mammoth’s Hand“ einen Vorgeschmack auf das kommende Album „Servitude“, das Ende September erscheinen soll. Die neuen Songs fügen sich nahtlos in die Setlist ein und zeigen, dass die Band auch nach über zwei Jahrzehnten noch etwas zu sagen hat. Daneben gibt’s reichlich Klassiker aus der Bandgeschichte, und die Auswahl lässt kaum Wünsche offen: eine Granate jagt die nächste, das Publikum feiert, mosht und bangt nach allen Regeln der Kunst. Ein weiteres Highlight (und mittlerweile fast Tradition) ist das Crewmitglied im Affen- oder Gorillakostüm, das bei „Statutory Ape“ wild über die Bühne springt und Bananen ins Publikum wirft und damit für allgemeine Heiterkeit vor der Bühne sorgt. Alles in allem ein starker Auftritt, auch wenn Trevor nach wie vor schmerzlich vermisst wird.
LEFT TO DIE
LEFT TO DIE wird mit großer Spannung von allen Death-Fans erwartet! Denn von keiner anderen Band bekommt man die frühen Death-Klassiker noch so authentisch zu hören. Die Truppe besteht aus den beiden ehemaligen Death-Mitgliedern Rick Rozz (g) sowie Terry Butler (b), Matt Harvey (v) sowie Gus Rios (d). Der Sound ist von Beginn an perfekt und brachial. Die Band spielt hochprofessionell. Die Spielfreude merkt man ihnen an. Songs wie „Primitive Ways“, „Open Casket“ oder „Zombie Ritual“ werden von allen Death-Fans richtig abgefeiert. Fazit: Die Huldigung an Chuck Schuldiger ist komplett gelungen und wer vorher noch kein Death-Fan war, ist es mit diesem Auftritt sicherlich geworden.
DARKENED NOCTURNE SLAUGHTERCULT
Pünktlich zum Sonnenuntergang betreten DARKENED NOCTURNE SLAUGHTERCULT die Hauptbühne! Für eine Black Metal-Band könnte dies nicht passender sein. Die untergehende Sonne weicht schließlich Nebel, Pyros und klirrender Kälte im Sound, als Sängerin Onielar in ihrem weißen Kleid erscheint, das sich mit jedem Song weiter blutrot färbt. Mit „Mardom – Echo Zmory“ eröffnet das Quartett aus NRW das Set kompromisslos und gnadenlos präzise. Die Band wirkt bestens eingespielt, was angesichts der über zwei Jahrzehnte währenden Konstanz im Line-up kaum verwundert. Die Setlist liest sich indes wie ein Querschnitt durch die gesamte Diskografie - mit neueren Stücken vom Album „Mardom“, aber auch mit Klassikern wie „In the Hue of Night“, „Das All-Eine“ oder „The Eviscerator“ hat man das zahlreich versammelte Publikum sofort im Griff. Dass kein neues oder unveröffentlichtes Material gespielt wird, fällt auf - wenn auch eher im Sinne eines „Wir wollen mehr“, denn aus Enttäuschung. Mit „Nocturnal March“ endet das Ritual schließlich. Definitiv eines er Highlights des Tages!
Setlist DARKENED NOCTURNE SLAUGHTERCULT
Mardom - Echo Zmory
In the Land of the Mountains of Trees
A Beseechment Twofold
Bearer of Blackest Might
Follow the Calls for Battle
Das All-Eine
In The Hue Of Night
Imperishable Soulless Gown
Spectral Runlets of Tulwod
The Eviscerator
Nocturnal March
TERRORIZER
Der Auftritt von TERRORIZER wird von vielen mit Spannung und Vorfreude erwartet - zumal die Band sich nicht so oft die Ehre gibt, in Europa zu spielen. Um es vorweg zu sagen, leider werden die Erwartungen nicht so ganz erfüllt. Dafür gibt es verschiedene Gründe: a) der Sound und der Mix beim Opener „Hordes of Zombies“ kommt leicht matschig aus den Boxen, leider ist es ein einziges, undefinierbares Gewummer, b) das Mikro von Sänger David Werner (Ex-Vital Remains) ist viel zu leise eingestellt, so dass der Gesang bei den nachfolgenden Stücken ziemlich verloren klingt, c) die komplette Band (außer Pete „The Commander“) ist nicht sonderlich bewegungsfreudig, d) das Schlagzeug ist zu laut abgemischt. Die Soundschwächen überschatten leider große Teile des Auftritts. Positiv hervorzuheben ist allerdings die Performance von Pete Sandoval, der sich wie gehabt die Seele aus dem Leib knüppelt. Klassiker wie „Storm of Stress“, „Fear of Napalm“, „Condemned System“, „Dead shall Rise“ oder „Enslaved by Propaganda“ machen trotzdem Spaß. Mit „Crematorium“ und einem Demosong aus 1987 („Nightmares“) endet ein leider durchwachsener Auftritt. Sehr schade, dass hier so viel Potenzial brach liegen bleibt.
Setlist TERRORIZER
Hordes of Zombies
After World Obliteration
Storm of Stress
Fear of Napalm
Human Prey
Corporation Pull-In
Strategic Warheads
Condemned System
Resurrection
Enslaved by Propaganda
Need to Live
Ripped to Shreds
Injustice
Whirlwind Struggle
Infestation
Dead Shall Rise
Evolving Era
State of Mind
Crematorium
Nightmares
ABBATH
Kurz vor Mitternacht betritt ABBATH mit seinen Mitstreitern die Hauptbühne und spielt wie angekündigt ein komplettes IMMORTAL-Set. Persönliche Anmerkung: Als großer Immortal-Fan bin ich natürlich darüber hocherfreut, denn nach dem Ausstieg von Abbath bei Immortal sind diese nur noch ein Studioprojekt. Doch zurück zu Abbath: In der kühlen Schlotheim-Nacht verbreitet Abbath eine dichte Athmosphäre, die perfekt zu den Songs passt - unter anderem von den Alben wie „Pure Holocaust“, „Battles in the North“ sowie „At the Heart of Winter“. Bis auf „Blizzards Beasts“ stehen auf der Setlist alle weiteren Immortal-Alben, bei denen Abbath mitgewirkt hat. Das Publikum ist hiervon total gepackt und wird im Laufe des Gigs nicht mehr losgelassen. Auch visuell hat Abbath bei seinem Bühnenbild eine eindrucksvolle Kulisse am Start, wobei zum Ende hin die Streitäxte auch noch angezündet werden. Der Großmeister Abbath verabschiedet nach einem großartigen Auftritt das zufriedene und glückliche Publikum in die Nacht!
Setlist ABBATH
Mount North
The Call of the Wintermoon
Sons of Northern Darkness
Norden on Fire
One by One
Damned in Black
In My Kingdom Cold
Tyrants
Withstand the Fall of Time
At the Heart of Winter
The Sun No Longer Rises
Blashyrkh (Mighty Ravendark)
FREITAG
OBSCURITY
Der Auftritt von Stillbirth soll ein wahrer Abriss gewesen sein – so zumindest hat man es uns zugetragen. Den Slot direkt danach zu übernehmen, ist sicher eine Herausforderung – doch die die Pagan-Deather von OBSCURITY stellen sich dieser mit Bravour und einem Augenzwinkern. Zwar lichtet sich das Feld vor der Bühne merklich, doch die Jungs aus dem Bergischen Land bleiben unbeirrt und liefern eine Show kurzweilige und unterhaltsame Show ab. Musikalisch bewegt sich das Quintett irgendwo zwischen Melodic-Death und Pagan Metal mit deutschen Lyrics und einer Affinität zur nordischen Mythologie. Wer hier sofort an die schwedischen Kollegen von Amon Amarth denken muss, liegt nicht völlig daneben. Das epische Intro wirkt ein wenig klischeehaft, aber sobald die ersten Riffs einsetzen, wird klar, dass die Band weiß, wie der Hase läuft. Die Songs sind mitreißend und in Sachen Spielfreude macht den Jungs so schnell keiner was vor. Frontmann Agalaz punktet vor allem durch seine lockeren Ansagen, in denen er selbstironisch anmerkt, dass OBSCURITY „geschwindigkeitstechnisch vielleicht nicht mit allen hier mithalten können“. Damit hat er das Publikum sofort auf seiner Seite. Im Fokus steht das aktuelle Album „Skogarmaors“, doch auch ältere Songs finden werden berücksichtigt. Auf jeden Fall schafft es die Band, die Meute vor der Bühne bei Laune zu halten. Insgesamt ein solider Auftritt, der vor allem bei eingefleischten Fans der Band für Vorfreude sorgt, besonders mit Blick auf das bereits angekündigte neue Album!
VORGA
Am frühen Abend gehört die Bühne im Zelt einer Band, die in den letzten Jahren für ordentlich Aufmerksamkeit im deutschen Black-Metal gesorgt hat. Das regennasse Wetter draußen, gepaart mit der düsteren Lichtgestaltung im Zelt, liefert die ideale Kulisse für ihren kalten, atmosphärisch dichten Sound von VORGA aus Karlsruhe. Bereits zum Auftakt ist das Zelt bis auf den letzten Platz gefüllt. Kein Wunder, denn VORGA gelten längst als Geheimtipp im Bereich des melodischen, leicht futuristisch angehauchten Black Metal. Mit „Voideath“ starten die Jungs und ziehen das Publikum sofort in ihren Bann. Die Bühne wird in kühles Licht getaucht, Nebelschwaden unterstreichen die Stimmung, während sich die Band - in schlichtem Corpsepaint - mit technischer Präzision und emotionaler Wucht durch ihr Set knüppelt. Zwischen rasenden Passagen, sphärischen Leads und wütendem Gekeife blitzt immer wieder ein Gespür für Struktur und Melodie durch, das VORGA deutlich vom Einheitsbrei des Genres abhebt. Die Fans sind sofort begeistert und lassen ihr Haupthaar amtlich kreisen. Es ist einer dieser Auftritte, bei dem man merkt, dass Band und Publikum komplett auf einer Wellenlänge sind - und das trotz (oder gerade wegen) der Komplexität des Materials. Mit „The Cataclysm“ endet das Set schließlich und die Fans verlassen glücklich die Zeltbühne. Top!
INCANTATION
Wenn INCANTATION die Bühne betreten, weiß man, was einen erwartet: Old School Death Metal, roh und kompromisslos. Keine Showeffekte, keine Spielereien - nur pure Riffs und schleppende Grooves. Auch dieses Mal ist Frontmann John McEntee wieder „fucking happy to be here“, wie er zwischen den Songs mehrfach betont, mit einer Mischung aus charmantem Gegrummel und sympathischem Dauerfluchen, das man fast schon als Markenzeichen bezeichnen kann. Musikalisch liefern die US-Veteranen das ab, wofür sie bekannt sind: düsteren, kompromisslosen Death Metal, der nicht auf Innovation, sondern auf Haltung setzt. Songs wie „Carrion Prophecy“ oder „Concordat“ kommen mit ordentlich Druck aus den Boxen, und gerade im Bereich vor der Bühne stimmt der Sound - alles sitzt, nichts dröhnt, alles rollt. Der geneigte Fan bekommt hier genau das, was er will. Doch leider mischt sich an diesem Abend ein ungebetener Gast in die Show. Starker Regen setzt ein und sorgt dafür, dass ein Großteil der Fans entweder unter Pavillons flüchtet oder sich in Richtung Zeltbühne bewegt. Auch wenn viele das Set nur aus der Ferne verfolgen (oder in nassen Schuhen abbrechen müssen), lassen sich INCANTATION davon nicht aus dem Konzept bringen. McEntee bleibt trotzdem in seinem Element. Mit typischen Ansagen wie „Let’s see your fucking horns, motherfuckers!“ heizt er den Verbliebenen ein, die sich trotz Wind und Wetter nicht unterkriegen lassen und den Gig ordentlich abfeiern. Ein solider Auftritt, der zwar keine Überraschungen bietet - aber das ist bei INCANTATION auch nicht nötig!
SÓLSTAFIR
Wenn SÓLSTAFIR auf dem Programm stehen, ändert sich die Atmosphäre spürbar. Zwischen all den Blastbeats, Growls und fliegenden Haaren wirkt der Auftritt der vier Isländer fast wie ein stilles Innehalten. Und genau das lieben wir an dieser Band. Fünf Jahre nach ihrem letzten Auftritt auf dem PSOA stehen sie wieder auf der Hauptbühne, und einmal mehr gelingt es ihnen, das Publikum auf eine Reise mitzunehmen. Episch geht’s los mit „Ljós í Stormi“, Gänsehaut macht sich langsam breit. Die Jungs aus Island mögen musikalisch zwar nicht ins typische Party.San-Raster passen, überzeugen das Publikum aber sofort. Mit „Ótta“ und dem düsteren „Hin Helga Kvöl“ folgen zwei weitere Highlights aus der jüngeren Schaffensphase der Band. Als es schließlich zu „Fjara“ übergeht, kündigt Frontmann Aðalbjörn Tryggvason den Song mit einem Augenzwinkern als „a bit Lady-Metal“ an, was der Großartigekit des Stücks jedoch keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil: spätestens hier frisst das Publikum der Band aus der Hand. Zum Finale gibt’s mit „Goddess of the Ages“ noch einmal einen epischen Ausklang, und als Aðalbjörn das Publikum bittet, zum Abschied nochmal laut zu sein, wird deutlich: SÓLSTAFIR schlagen vielleicht ruhigere Töne an als die meisten anderen Band auf dem PSOA, sind aber mindestens genauso mächtig!
Setlist SOLSTAFIR
Ljós í stormi
Ótta
I Myself the Visionary Head
Hin Helga Kvöl
Fjara
Goddess of the Ages
KONVENT
Zu später Stunde füllt sich die Zeltbühne noch einmal bis auf den letzten Platz. Und das mit gutem Grund, denn KONVENT stehen auf dem Programm. Die dänische Doom-Death-Formation habe ich bereits auf dem Inferno Festival in Oslo gesehen und für gut befunden. Kaum haben die ersten Töne eingesetzt, wird das Tempo drastisch gedrosselt - schleppend, schwer, beinahe erstarrt. Wer auf technische Raserei hofft, ist hier falsch. Stattdessen wabert sich die Musik langsam, aber unerbittlich in Kopf und Körper. Sängerin Rikke Emilie List growlt mit einer Tiefe, die man nicht erwartet - ein kehliges, erdiges Röhren, das in seiner Kompromisslosigkeit alles überrollt. Musikalisch bewegt man sich indes zwischen Funeral-Doom-artiger Langsamkeit und zähfließendem Death-Doom. Songs wie „In the Soot“ oder „Grains“ vom aktuellen Album „Call Down the Sun“ sägen sich mit bitterkalten Riffs und massiven Grooves in die Gehörgänge. Die Lichtshow bleibt minimalistisch und lässt die Band oft nur als Silhouetten erkennen. Ein Effekt, der die beklemmende Stimmung verstärkt. Auch soundtechnisch stimmt fast alles: die Abmischung ist klar und druckvoll, jeder Schlag sitzt, jedes Riff hat Gewicht. Das Publikum scheint durchweg beeindruckt zu sein. Und doch: Für manche bleibt Konvent schwer verdaulich - zu langsam, zu bedrückend, zu monoton. Für Fans doomiger Klänge ist dieser Gig jedoch ein absolutes Highlight.
BEHEMOTH
Den Headliner des nunmehr zweiten Festivaltages geben BEHEMOTH. Die polnische Extrem-Metal-Institution um Frontmann Nergal weiß, wie man eine Headliner-Position inszeniert. Und das mit allem, was dazugehört: Pyros, Schattenspiele, Emporen, Flammen, Lichtgewitter und eine durchchoreografierte Performance, die fast schon mehr Theaterstück als Konzert ist. Zu Beginn sorgt das schattenhafte Intro für Gänsehaut. Die Silhouetten der Bandmitglieder zeichnen sich auf dem gespannten Tuch ab, während das Intro zu „Once Upon a Pale Horse“ erklingt. Als der Vorhang fällt, offenbart sich eine bis ins Detail durchgestylte Bühne - mit erhöhtem Drumset, Feuerinstallationen und den ikonischen Mikrofonständern im BEHEMOTH -Look. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Die Setlist enthält jede Menge Klassiker: „Demigod“, „Christians to the Lions“, „Blow Your Trumpets Gabriel“ und natürlich „Chant for Ezkaton 2000 E.V.“, die von den Polen mit gewohnter Präzision ins Publikum gefeuert werden. Frontmann Nergal ist wie immer der Mittelpunkt der Show und animiert zum Mitsingen und hebt immer wieder dramatisch seinen Umhang in die Höhe. Neben ihm posieren Seth und Orion theatralisch auf den Seitenemporen oder durchqueren in bestem Timing die Feuerwände. Doch trotz all dieser Hingabe will der Funke nicht restlos überspringen. Die Menge vor der Bühne ist zunächst beachtlich, aber gegen Ende wird es spürbar lichter. Moshpits? Fehlanzeige. Circle Pits? Nicht in Sicht. Ob es an der fortgeschrittenen Stunde, der Hitze des Tages oder einer gewissen Übersättigung nach dem langen Festivaltag liegt? Man weiß es nicht. Fakt ist: die Show ist absolut solide und lässt (zumindest meines Erachtens) keine Wünsche offen.
Setlist BEHEMOTH
Once Upon a Pale Horse
Ora Pro Nobis Lucifer
Conquer All
Ov Fire and the Void
Cursed Angel of Doom
Christians to the Lions
Demigod
The Deathless Sun
Blow Your Trumpets Gabriel
Bartzabel
Chant for Eschaton 2000
O Father O Satan O Sun!
SAMSTAG
HATE
Den Anfang des letzten Tages macht für mich die polnische Blackened-Death-Institution HATE. Seit über drei Jahrzehnten aktiv, hat sich die Band um Adam The First Sinner vom klassischen Death Metal stetig in dunklere Gefilde entwickelt. Heute dominiert eine tiefschwarze Mischung aus Blastbeats, kalten Riffs und düsterem Pathos. Optisch gibt es keine Zweifel: Corpsepaint, Leder, Nieten - HATE setzen voll auf Bühnenästhetik. Und auch musikalisch bekommt der geneigte Fan die volle Breitseite geboten. Kalte, präzise Gitarrenwände und eine raue, grollende Stimme peitschen über das Gelände. Die Polen wechseln geschickt zwischen treibenden, aggressiven Parts und schleppenden, fast rituell anmutenden Passagen. Zur Halbzeit des Auftritts unterstreicht ein stimmungsvoller Moment die düstere Aura: Zum Einspieler von „Crusade: Zero“ werden Feuerschalen entzündet, was trotz Tageslicht für einen kurzen Moment okkultes Flair aufkommen lässt. Der Auftritt ist professionell, tight und mit eindrucksvoller Bühnenpräsenz. HATE sind live eben immer eine sichere Bank und enttäuschen nie. Feine Sache!
SULPHUR AEON
SULPHUR AEON sind keine Unbekannten mehr auf dem PSOA. Die Herren aus NRW beehren das Festival nämlich bereits zum dritten Male. Mit „Yuggothian Spell“ beginnt das Set und die Meute vor der Bühne ist sofort begeistert. Zwischen donnerndem Death Metal, sphärischen Melodien und gelegentlichen Black Metal-Anleihen entfaltet sich eine Klangkulisse, die man nicht einfach nebenbei konsumiert. Man muss sich ihr hingeben. Songs wie „Swallowed By The Ocean’s Tide“, „Seven Crowns and Seven Seals“ und „Invantation“ tauchen die Menge in einen Strudel aus technischen Riffs, variablen Growls und fast schon epischen Spannungsbögen. Besonders die Detailverliebtheit beeindruckt. Beendet wird das Set mit „Gateway To The Antisphere“ und „Devotion To The Cosmic Chaos“, bevor die fünf Musiker die Bühne verlassen. Ein gelungener Auftritt.
LEGION OF THE DAMNED
LEGION OF THE DAMNED spielen nun schon zum fünften Mal auf dem PSOA und sicherlich auch nicht zum letzten Mal, da das Publikum von Auftritt der Holländer sehr angetan ist. Die Setlist besteht größtenteils aus dem aktuellen Album „Poison Chalice“, was sehr gut bei den Fans ankommt. Live hat’s die Band absolut drauf, sich und ihre Musik in bester Manier zu präsentieren und die Fans glücklich zu machen. Schade, dass sie derzeit nicht mehr die großen Erfolge mit ihren aktuelleren Alben haben - aber wie gesagt, live sind sie immer sehr gut! Zum Ende des Gigs gibt es dann noch Salutschüsse von den Geschützen an der linken und rechten Seite der Hauptbühne. Sauber!
ANAAL NATHRAKH
Die Abenddämmerung senkt sich langsam über das Festivalgelände, als ANAAL NATHRAKH mit leichter Verspätung die Hauptbühne entern. Und dies mit all der manischen Intensität, für die die Band aus Birmingham seit Jahren bekannt ist. Was folgt, ist ein klanglicher Orkan! Eine chaotisch-geniale Melange aus Grindcore, Black Metal und Industrial-Wahnsinn. Mit „Unleash“ feuert das Duo direkt zu Beginn aus allen Rohren. Die Reaktionen im Publikum? Verhaltener, als man es vielleicht erwartet hätte. Das Infield ist gut gefüllt, aber nicht überwältigend, und auch die Pits lassen zunächst auf sich warten. Frontmann Dave Hunt alias V.I.T.R.I.O.L. nimmt das wie gewohnt nicht einfach hin. Zwischen Ansagen, Anekdoten und leicht überdrehten Kommentaren versucht er immer wieder, Bewegung in die Menge zu bringen - mal mit Witz, mal mit direkter Aufforderung. Auf der Setlist stehen Songs wir „The Age Of Starlight Ends“, „Feeding The Death Machine“ oder „Forging Towards The Sunset“. Alsbald entsteht dann doch ein erste Circlepit und der eine oder andere Crowdsurfer macht sich auf den Weg nach vorne. Der Sound ist dabei typisch ANAAL NATHRAKH - mal beeindruckend brutal, mal fast überladen. Die stark eingesetzten Industrial-Elemente aus der Konserve spalten wie so oft die Geister. Manchen geben sie den Songs die nötige Kälte, andere empfinden sie als überflüssiges Gimmick. Mit „Endarkenment“ endet das Set schließlich. Der Refrain wird von erstaunlich vielen mitgegrölt. Runde Sache!
PARADISE LOST
Als nächstes stehen PARADISE LOST auf dem Programm, die zuletzt 2016 auf dem PSOA zu Gast waren. Mit „Enchantment“ eröffnen die Engländer um Frontmann Nick Holmes schließlich ihr Set. Die Stimmung im Publikum ist von Anfang an entspannt und gut. Nick Holmes präsentiert sich stimmlich stark, humorvoll wie eh und je, und schafft es bei „As I Die“, das Publikum zum Mitsingen zu bewegen. Das Zusammenspiel der Band wirkt routiniert, aber nicht langweilig. Ein besonderes Highlight ist das überraschend gut funktionierende Cover von BRONSKI BEATs „Smalltown Boy“, das die typische PARADISE LOST-Melancholie mit einem Schuss Achtzigerjahre-Verlorenheit verbindet. Sehr geil! Zum Abschluss gibt’s dann „Embers Fire“ vom 93er-Album „Icon“. Passt!
Setlist PARADISE LOST
Enchantment
Say Just Words
Pity the Sadness
One Second
Hallowed Land
As I Die
Faith Divides Us - Death Unites Us
No Hope in Sight
The Last Time
Smalltown Boy (Bronski Beat cover)
Embers Fire
SODOM
Zum Abschluss liefern SODOM ein Spezialset, zusammengestellt von den Fans. Heraus kommt eine abwechslungsreiche Setlist mit selten gespielten Songs wie „Jabba The Hut“, „The Crippler“ oder „Gomorrah“, die für einige echte Überraschungen sorgen. Natürlich fehlen auch Klassiker wie „Agent Orange“, „Remember The Fallen“ oder „Ausgebombt“ nicht, letzterer wie immer inklusive Hymnen-Intro von Frank Blackfire. Zwar merkt man dem Publikum die drei Festivaltage deutlich an, aber die Jungs aus dem Ruhrgebiet spielen routiniert, der Sound passt, und die Pyroshow setzt visuelle Highlights, besonders beim Finale mit „Bombenhagel“. Ein starkes Set, top gespielt und mit vielen Fan-Favoriten. SODOM zeigen auch nach Jahrzehnten Bandgeschichte, warum sie immer noch eine der wichtigsten Bands im deutschen Thrash Metal sind.
Setlist SODOM
Procession to Golgatha
S.O.D.O.M.
Jabba the Hut
The Crippler
City of God
The Saw Is the Law
Blasphemer
Napalm in the Morning
Nuclear Winter
Gomorrah
Agent Orange
Wachturm
Get What You Deserve
Partisan
Let's Fight in the Darkness of Hell
Remember the Fallen
Ausgebombt
Bombenhagel
Und zack - schon wieder vorbei. Schön war’s, wie immer. Und viel zu schnell ging’s rum, wie jedes Jahr. Das Party.San war wieder das absolute Highlight der Festivalsaison. Und ich wiederhole mich da gerne: Das ist einfach das Festival, bei dem man wirklich jede Band sehen will! Doch nicht nur das Line-up hat auf ganzer Linie überzeugt - auch die Organisation lief wie immer reibungslos. Viele starke Bands, reichlich Bier und überall nette Menschen - was will man mehr?
Top: LEFT TO DIE, VORGA, DARKENED NOCTURNE SLAUGHTERCULT, HATE, SULPHUR AEON.
Flop: Ich verstehe die Frage nicht.
Jetzt heißt es wieder: Vorfreude anwerfen! Denn nach dem Party.San ist bekanntlich vor dem Party.San. Für nächstes Jahr sind mit NAPALM DEATH, I AM MORBID, GORGOROTH, HELLBUTCHER, GRAVE und SKELETAL REMAINS schon einige Hochkaräter in den Startlöchern. Hell is here - again!
IMPRESSIONEN