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Inferno Festival 2014




Das Inferno Festival in Oslo ist inzwischen wohl DAS europäische Extrem-Metal-Festival schlechthin und absolutes Pflichtprogramm für Black Metal-Fans aus aller Welt. Diese finden sich alljährlich in der norwegischen Hauptstadt ein, um das Osterfest so zu zelebrieren, wie es sich für Metalheads gehört. 
 

 

In diesem Jahr jährt sich das Festival, welches 2001 von BORKNAGAR-Gitarrist Jens Ryland ins Leben gerufen wurde, bereits zum 14. Mal und kann wie gehabt mit einem hochwertigen Billing, bestehend aus Bands aller extremmetallischen Genres aufwarten, wobei der Fokus seit je her ganz klar auf dem norwegischen Black Metal liegt. 

 

Vier Tage dauert das Spektakel, wobei der erste Festivaltag, der so genannte Club-Day, noch nicht am eigentlichen Austragungsort, der Rockerfeller Music Hall und dem dazugehörigen Club John Dee stattfindet, sondern in diversen kleineren Clubs in der Stadt. Dieser erste Tag geht uns in diesem Jahr jedoch leider durch die Lappen, da unser Urlaub erst am Donnerstag beginnt.

 

Besucher und Bands sind alle im noblen Clarion Royal Christiania Hotel untergebracht, in welchem nach den Konzerten allnächtlich bis in die frühen Morgenstunden weitergefeiert wird.

 

 

::DONNERSTAG::

 

So checken auch wir dort ein und finden uns am Donnerstag etwas verspätet am eigentlichen Ort des Geschehens zu DEATHHAMMER ein, die auf der großen Bühne oben im Rockerfeller an diesem Tag den Opener geben.

Die norwegischen Old School-Thrasher rocken sich ganz im Stil der 80s durch ihr Set. Feine Sache! 

 

Setlist DEATHHAMMER

1. Toxic Radiation 

2. Warriors Of Evil 

3. Blood Token 

4. Fullmoon Sorcery 

5. Total Metal 

6. Ready To Destroy 

7. Satan Is Back 

8. Bestial Slaughter 

 

Unten im John Dee stehen unterdessen ELDJUDNIR auf der Bühne, die wir jedoch leider verpassen. Pünktlich zu IMPIETY sind wir jedoch oben. Auf die Black Thrasher aus Singapur habe ich mich besonders gefreut und wurde nicht enttäuscht. Bereits seit 1988 am Start, sind die Jungs live stets eine absolute Macht  und machen auch diesmal keine Gefangenen. Mit Krachern wie "Christfuckingchrist" oder "Dominator" haben sie das Publikum sofort auf ihrer Seite. Alles in allem ein gelungener Gig!

 

Die nächste Band auf der Hauptbühne ist FLESHGOD APOCALYPSE. Die in Opernkostüme gewandeten Italiener bilden einen ziemlichen Kontrast zu den übrigen Bands und passen nicht so recht zum Rest des Billings. Nichtsdestotrotz hat sich vor der Bühne eine beachtliche Menge an Fans versammelt, um dem Symphonic Metal der Italiener zu lauschen, die samt eigenem Piano und Operndiva angereist sind.  Nicht wirklich mein Ding, aber eine interessante Abwechslung.

 

Derweil entern KRYPTOS aus Bangalore die Bretter der kleinen Bühne im John Dee und servieren uns Old School-Heavy Metal mit Thrash-Elementen. Damit können die Inder voll überzeugen und geben neben Songs wie "Spellcraft" oder " Serpent Mage" auch eine hervorragende Coverversion des BILLY IDOL-Klassikers "Rebel Yell" zum Besten. Gefällt!

 

Anschließend stehen die Schweden von SYNDROM auf dem Programm und heizen den wenigen verbliebenen Zuschauen mit amtlichem Death Metal Marke Vader oder Morbid Angel noch mal ordentlich ein, während oben im Rockefeller die Headliner des Tages die Bühne erklimmen:

 

Mainstream hin oder her – DIMMU BORGIR zeigen an diesem Abend erneut, dass sie nicht umsonst der wohl bekannteste Export-Schlager in Sachen extremen Metal aus Norwegen sind. Zunächst bekommt man die Band wohl zu hören – jedoch nicht zu sehen. Hakt es hier an der Crew oder der Technik, dass der Vorhang zunächst geschlossen bleibt? Oder will man hiermit die Spannung beim Publikum steigern? So recht kann man sich keinen Reim darauf machen... Die Norweger spielen ihren Best-Seller „Death Cult Armageddon“ aus dem Jahr 2003 zunächst komplett durch – und inszenieren sich und ihre Show perfekt, Totenköpfe, Make Up und zahlreiche Pyro-Effekte inklusive. Im Publikum scheinen in jedem Fall eine Menge (vor allem weiblicher) „Die hard“- Dimmu Borgir-Fans anwesend zu sein – und zollen der Band mit tobenden Beifall (und lautem Kreischen) Tribut. Alles in allem eine bizarre Mischung aus Black Metal Konzert und Pop Show. Die 1,5 Stunden wird der geneigte Fan sicherlich als „monumental“ in Erinnerung behalten.   

 

Setlist DIMMU BORGIR

1. Allegiance 

2. Progenies of the Great Apocalypse 

3. Lepers Among Us 

4.Vredesbyrd 

5. For the World to Dictate Our Death 

6. Allehelgens død i Helveds rike 

7. Cataclysm Children 

8. Unorthodox Manifesto 

9. The Serpentine Offering 

10. Gateways 

11. Puritania 

12. Kings of the Carnival Creation 

13. Dimmu Borgir 

14. Mourning Palace

 

 

Zu vorgerückter Stunde, nämlich um 1:30 nachts, stehen die brasilianischen Black Metal Urgesteine MYSTIFIER schließlich auf der Bühne. Die Stimmung ist großartig – sowohl bei den Fans (Liegt das am norwegischen Bier? Kaum vorstellbar....), als auch bei der Band. Vor allem Frontmann Beelzeebuth scheint hier und heute den Gig seines Lebens spielen zu wollen. Und einen eindrucksvollen, kraftvollen Gig spielen die Jungs hier allemal. Vor allem im Vergleich zu den mehr oder weniger glatt gebügelten bombastischen Bands wie Dimmu Borgir und Co. bekommt man hier Black Metal von seiner rohen, brutalen und (eis)kalten Seite zu sehen: ohne Schnörkel. Spätestens als Impurath von Black Witchery zur Band stößt um gemeinsam einen Sarcòfargos „Nighttime“ anzustimmen, herrscht das pure Inferno im Publikum: Es wird gebangt was das Zeug hält. Definitiv eines der Highlights des diesjährigen Inferno Festivals!

 

 

::FREITAG::

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel und einem wohlverdienten Mittagsschläfchen geht es für uns pünktlich zurück zum Rockefeller, wo VEMOD den Anfang des nunmehr dritten Festivaltages machen. Umweht vom süßlichen Duft von Räucherstäbchen servieren uns die Norweger minimalistischen Black Metal mit Ambient-Elementen. 

 

Nachfolgend erklimmt die New Yorker Post Metal-Formation A STORM OF LIGHT , bestehend aus ehemaligen Mitgliedern von Neurosis und Red Sparowes die Hauptbühne und bieten einen Mix aus Dark Ambient und Black Metal, der es aufgrund der langen Samples zwischen den einzelnen Songs beim Publikum ein bisschen schwer hat. 

 

Auch die Dark/Gothic Metaller TRISTANIA treffen zunächst nicht wirklich den Geschmack des doch sehr Black Metal-lastigen Publikums und müssen sich den Applaus am Ende hart erkämpfen. Nichtsdestotrotz macht das norwegische Sextett um das Gesangsduo Mariangela und Kjetil einen guten Job und liefert einen Kracher nach dem anderen ab. Insbesondere das hymnische "Requiem" weiss zu überzeugen krönt diesen absolut gelungenen Gig!

 

Setlist TRISTANIA

1. Number 

2. Night on Earth 

3. Beyond the Veil 

4. Requiem 

5. The Wretched 

6. Year of the Rat 

7. Darkest White 

8. The Shining Path 

 

  Huch?! Was ist da los? HATEBREED? Eine Hardcore Band auf dem Inferno Fest? Auf dem Festival, was eigentlich immer mehr oder weniger im Black Metal (und verwandter Spielarten) verwurzelt war. Kann das gut gehen? Gibt es hier überhaupt ein Publikum für die Amerikaner? Aber ja, das gibt es, wenn auch nicht vergleichbar mit dem Andrang bei anderen Bands wie Dimmu Borgir und Co. Dennoch geben die Mannen alles und performen Songs wie „Honor never dies“ durchaus souverän, was das Publikum auch zu würdigen weiß. 

 

Im John Dee gibt's unterdessen Black Metal in Form von MGLA. Der Raum platzt mal wieder aus allen Nähten und es ist dementsprechend heiß im Keller - ein Wunder, dass die Musiker hinter ihren schwarzen Gesichtsvorhängen nicht kollabieren! Los legen die Polen schließlich mit "Further down the nest" und "Mdłości" gefolgt vom Meisterwerk "With herats towards none". Der Sound ist tadellos und auch sonst hat man das Publikum schnell auf seiner Seite. Astrein!

 

Setlist MGLA

1. Further Down the Nest I 

2. With Hearts Toward None IV 

3. Mdłości I 

4. Mdłości II 

5. With Hearts Toward None I 

6. With Hearts Toward None III 

7. With Hearts Toward None VII 

 

Ein Stockwerk weiter oben steht die War Metal-Legende BLASPHEMY auf der Bühne. Die Kanadier, ganz und gar klischeehaft mit diversen Patronengurten und Sonnenbrillen bekleidet, spielen wenig abwechslungsreichen Black/Death Metal, der manches Mal fast an Satire grenzt, der aber dennoch zu gefallen weiss. Die Stimmung im Publikum zumindest ist grandios, was zu solch später Stunde nicht mehr selbstverständlich ist. Auf der Setlist stehen Kracher wie "Ritual" oder "Desecration". Ein gelungener Abschluss des dritten Festivaltages!

 

 

::SAMSTAG::

 

Fernost im hohen Norden repräsentieren die Japaner von SIGH. Für ihre exzentrischen, fast schon theatralischen Shows bekannt, kann man auf jeden Fall mit einer sehr unkonventionellen Show rechnen.  Mit einer in Flammen stehenden Faust betritt Frontmann Mirai die Bühne und lässt es sich im Laufe der Show nicht nehmen, gemeinsam mit seiner Partnerin Dr. Mikannibal ein paar Bibeln zu verbrennen. Hapy Easter, everyone! Die ganze Show gleicht zunehmend mehr einem (eher geschmacklosen?) Theaterstück als einem Metal Gig und ist einfach „over the top“, aber nicht im positiven Sinne... Dennoch scheint das Konzept aufzugehen – oder aber das Publikum besteht hier in erster Linie aus Die hard-Sigh Fans.

 

GEHENNA präsentieren dem Publikum hier und heute eine bunte...ähm, dunkle Mischung ihrer über 20 jährigen Schaffensperiode: Von Stücken wie „Morning Star“ bis hin zu „End Ritual“ ist alles dabei und klingt (überraschenderweise?) richtig gut  und rund – man möchte fast schreien: Mehr davon!

 

Setlist GEHENNA

1. The Decision 

2. Death Enters 

3. The Shivering Voice of the Ghost 

4. Death to Them All 

5. End Ritual 

6. Devils Work 

7. Morningstar 

8. Pallbearer 

 

Ebenfalls norwegisch und schwarzmetallisch geht's weiter mit TULUS, auf die ich mich besonders gefreut habe. Das Trio wartet mit weniger Show, dafür aber großartigen Songs auf und haut schließlich auch noch das Obituary-Cover "Slowly we rot" raus. Passt!

 

Als eine der Hauptacts an diesem Samstagabend steht das Metal Urgestein ROTTING CHRIST auf der Bühne. Den Fans wird Neues und Altes gleichermaßen geboten, so spielt man Songs von den Alben „Thy Mighty Contract“, „Triarchy Of The Lost Lovers“ sowie dem Klassiker „Non Serviam“. Bei all den Klassikern ist der Live-Sound der Band jedoch definitiv modern. Ein großes Manko hier: Orchester- und Choreinspielungen von Tape. Klar, ein ganzes Orchester oder einen Chor für eine Tour mitzubringen ist mitunter ein schwieriges Unterfangen – das Ganze aber durch Playback zu ersetzen scheint aber nicht wirklich eine Alternative zu sein, geht dies doch sehr zu Lasten der Atmosphäre. Trotzdem spielen die Griechen ein souveräne Show und beweisen, dass sie zurecht eine der Szenegrößen sind und in 20 Jahren nichts an Ausstrahlung und Relevanz verloren haben!

 

Die Schweden von WATAIN entern die Bühne (welch Überraschung!) mit einer Provokation (und dieser wird es im Verlaufe der Show – naturlement - noch weitere geben): Ob in diesem Land denn noch Leben stecke brüllt Frontmann Erik Danielsson dem Publikum entgegen. Autsch. Könnte man denken. Die Fans scheint es nicht zu stören und so werden Watain vom Publikum regelrecht abgefeiert. Die Schweden spielen hauptsächlich Songs vom 2013 erschienenem „The Wild Hunt“ sowie den den letzten drei Alben. Und natürlich darf auch „Devils Blood“ nicht fehlen, was sicherlich einNighlight des Gigs darstellt. Allles in allem eine gute Show, wenn auch nicht die beste, da hat man die Schweden schon durchaus motivierter und enthusiastischer in der Vergangenheit erlebt. Schwierig ist sicherlich auch der Slot, so sind die Fans nach vier Tagen Bier und Heavy Metal nonstop doch großteils auch an ihrem Limit angelangt.    

 

Setlist WATAIN

1. Night Vision 

2. De Profundis 

3. Malfeitor 

4. Black Flames March 

5. Devil's Blood 

6. Reaping Death 

7.The Wild Hunt 

8. Outlaw 

9. The Serpent's Chalice 

     

Die Black Metal Legion BLACK WITCHERY bitten die Meute als vorletzte Band des letzten Festivaltages zur Audienz: Ermüdungserscheinungen sind dem Publikum mitunter bereits anzusehen. Doch das wissen die Mannen gekonnt zu bekämpfen: In langen schwarzen Roben gekleidet betritt man die Bühne im John Dee und zelebriert ein schwarzmetallisches Ritual:  Mit Songs wie „Apocalyptic Carnage“ und „Summoning of Infernal Legions“ wird dem Publikum nochmal kräftig in den Allerwertesten getreten.

 

FAZIT

Soweit, so gut! Auch in diesem Jahr kann man von einem vollkommen gelungenen Event sprechen, auf wenn die eine oder andere Band, so z.B. HATEBREED, echt nicht hätte sein müssen. Die Stimmung hingegen war famos, wie man es jahraus, jahrein von Inferno gewohnt ist, sodass sich die österliche Reise nach Norwegen trotz horrender Preise (vor allem beim Bier!) wie immer mehr als gelohnt hat.

Musikalisch haben uns diesmal ROTTING CHRIST, MGLA und TULUS besonders viel Freude bereitet, ein weiteres Highlight waren IMPIETY. 

Dank gebührt den Machern des Inferno, die es jedes Mal schaffen, ein nahezu perfekt organisiertes Festival auf die Beine zu stellen.

Im nächsten Jahr seht ihr uns garantiert wieder, soviel steht jetzt bereits fest! 

(Bericht: Diana Würsig und Christina Eeltink)

 
Come To The SUMMER BREEZE Open Air!