Bereits zum 20. Mal ist es wieder soweit: am zweiten August-Wochenende findet mit dem Party.San Open Air eines der wichtigsten europäischen Extrem-Metal-Festivals statt. Mittlerweile sind es etwa 10.000 Freunde der harten Stromgitarrenmusik, die alljährlich ins thüringische Schlotheim pilgern, um auf dem Flugplatz Obermehler drei Tage lang zu feiern.
Dass das Party.San bereits seit 2001 eines meiner absoluten Lieblingsfestivals ist, dürfte dem geneigten Leser mittlerweile wohl bekannt sein. Die Veranstalter stellen Jahr für Jahr eine großartiges Event auf die Beine, bei dem einfach alles stimmt. Vor allem das Billing ist stets so hochkarätig, dass man am liebsten jede Band sehen möchte. Auch der Flughafen Obermehler, seit 2011 Austragungsort des Festivals, hat sich als perfekter Veranstaltungsort bewährt.
So machen wir uns voller Vorfreude nach Schlotheim auf. Das Wetter soll ja hervorragend werden - da will der Wettergott wohl alles wieder gut machen, was er eine Woche zuvor in Wacken verbrochen hat...
DONNERSTAG
.::NUCLEAR ASSAULT::.
Nachdem die Festivalbändchen abgeholt und die Zelte aufgebaut sind, machen wir uns sogleich auf in Richtung Festivalgelände.
Für uns sind NUCLEAR ASSAULT die erste Band. Die US-Thrash Metal-Legende feiert in diesem Jahr nicht nur ihr 30-jähriges Bandjubiläum, sondern befindet sich, so lässt der Name der Tour ("Final Assault") zumindest vermuten, auf Abschiedstour. Die Herren um Bassist Danny Lilker und Frontmann und Gitarrist John Connelly haben ihre aktuelle EP "Pounder" im Gepäck, von welcher es mit "Died in Your Arms" und "Analogue Man in a Digital World" gleich zwei Songs auf die Setlst geschafft haben. Auch mit Klassikern wie "New Song" oder "Hang the Pope" geizen die New Yorker nicht und bringen die Menge vor der Bühne ordentlich in Bewegung. Optisch mögen die Herren, mittlerweile jenseits der 50, in die Jahre gekommen sein, doch zeigen sie so manch junger Band, wie der Thrash Metal-Hase läuft. Mit "Trail Of Tears" endet dieser vollends gelungene Gig schließlich. Daumen hoch!
Setlist NUCLEAR ASSAULT
Rise From the Ashes
Brainwashed
New Song
Critical Mass
Butt Fuck
Sin
Betrayal
Died in Your Arms
Analogue Man in a Digital World
When Freedom Dies
F# (Wake Up)
My America
Hang the Pope
Lesbians
Trail of Tears
.::SECRETS OF THE MOON::.
SECRETS OF THE MOON bilden mit ihrem atmosphärischen Black Metal einen völligen Kontrast zu NUCLEAR ASSAULT, kommen jedoch ebenfalls richtig gut beim Publikum an. Die Setlist bildet einen Querschnitt aus der gesamten Schaffensphase der Osnabrücker, so dass keine Wünsche offen bleiben. Eingängiger, aber dennoch anspruchsvoller Schwarzmetall eben, der uns stimmungstechnisch perfekt auf den Rest des Abends vorbereitet.
Setlist SECRETS OF THE MOON
Carved in Stigmata Wounds
Lucifer Speaks
Hole
I Took The Sky Away
.::PRIMORDIAL::.
Obgleich bereits (gefühlte) 150. Male gesehen, freue ich mich doch ganz besonders auf PRIMORDIAL, zumal die Iren um Ausnahme-Frontmann und Faszinosum Alan Averill jedes Mal einen absolut einzigartigen Auftritt abliefern. Von der Setlist über das Stageacting bis zum Sound - hier passt einfach alles. Alan performt wie immer mit dramatischer Gestik, ist bestens bei Stimme und feuert mit Klassikern wie "The Coffin Ships"' "No Grave Deep Enough" oder "As Rome Burns" eine Granate nach der anderen ins Publikum, welches den Herren von der grünen Insel sofort aus der Hand frisst. Die Sonne ist inzwischen untergegangen, was perfekt zur magischen Atmosphäre dieses Gigs passt. Immer wieder ganz großes Kino!
Setlist PRIMORDIAL
Where Greater Men Have Fallen
No Grave Deep Enough
Gods to the Godless
As Rome Burns
The Coffin Ships
Wield Lightning to Split the Sun
Empire Falls
.::BEHEMOTH::.
Nach einem ebenso langen wie heißen Tag empfindet man einen Soundcheck, der fast eine Stunde in Anspruch nimmt, gleich als doppelt nervig. So geschehen vor dem Auftritt von BEHEMOTH, die als Headliner des ersten Festivaltages mit reichlich Verspätung die Bühne entern. Los geht's mit "Blow Your Trumpets Gabriel" und "Ora Pro Nobis Lucifer" vom "The Satanist"-Album, welches an diesem Abend gleich mit 6 Songs vertreten ist. Die polnischen Black/Death Metaller um Frontmann Nergal machen keine Gefangenen und liefern eine professionelle, routinierte Show mit Pyros, einer amtlichen Setlist und einem letztendlich doch ganz brauchbaren Sound ab, so dass man am Ende des Tages sagen kann, dass sich das Warten doch gelohnt hat.
Setlist BEHEMOTH
Blow Your Trumpets Gabriel
Ora Pro Nobis Lucifer
Conquer All
Decade of Therion
Messe Noire
Ov Fire and the Void
Ben Sahar
Alas, Lord Is Upon Me
At the Left Hand ov God
Chant for Eschaton 2000
O Father O Satan O Sun!
FREITAG
.::GEHENNAH::.
Der dreckige Black/Thrash 'n' Roll der schwedischen GEHENNAH (nicht zu verwechseln mit den Norwegern ohne -h am Ende) funktioniert live trotz brüllender Mittagshitze ganz hervorragend. So hat sich vor der Bühne auch bei 30 Grad im Schatten eine beachtliche Menge an Fans eingefunden, die die Jungs um Sänger Mr. Violence gebührend feiern - jedenfalls wird getanzt und gebangt, was das Zeug hält. Man mag die Mucke der Schweden primitiv nennen, ich für meinen Teil schätze GEHENNAH jedoch sehr, seit ich sie im Jahre 2003 erstmals in Oslo im legendären Elm Street-Pub (R.I.P) live erleben durfte - die Stimmung ist einfach immer grandios, so auch heute Mittag auf dem Party San. Auf der Setlist werden alle Alben gleichermaßen berücksichtigt, und da dürfen vor allem Kracher wie "Bitch With a Bulletbelt", "Decibel Rebel" oder "Piss Off I'm Drinking" nicht fehlen. Die aktuelle EP "Metal Police" ist mit dem gleichnamigen Song vertreten. Alles in allem ein kurzweiliger Auftritt, der einfach gute Laune macht!
Setlist GEHENNAH
Metal Police
Bitch With a Bulletbelt
Say Hello to Mister Fist
Hardrocker
Drink,Fight and Fuck
Under the Table Again
Four Knuckle Facelift
Decibel Rebel
Piss Off I'm Drinking
.::ASPHYX::.
ASPHYX-Fronter Martin van Drunen ist inzwischen wohl Dauergast auf dem PSOA, so stand er dort mit ASPHYX, HAIL OF BULLETS und GRAND SUPREME BLOODCOURT sicherlich schon gefühlte 27 Male auf der Bühne. So ist schnell klar, dass die Niederländer auf ihrem Haus- und Hof-Festival auch diesmal keine Gefangenen machen und die Meute mit ihrem Old School-Death Metal vom Allerfeinsten sofort in ihren Bann ziehen. Los geht"s mit "Vermin". gefolgt von "Scorbutics" und "Death the Brutal Way". Vor der Bühne haben sich unterdessen einige amtliche Moshpits gebildet, Band und Publikum haben sichtlich Spaß an diesem Auftritt. Feine Sache!
Setlist ASPHYX
Vermin
Scorbutics
Death the Brutal Way
Into the Timewastes
Deathhammer
Wasteland of Terror
Asphyx (Forgotten War)
The Rack
Last One on Earth
.::BLOODBATH::.
Die schwedische Death Metal-"Supergroup" ist diesmal mit Neuzugang Nick Holmes am Start. Etwas skeptisch und gleichermaßen gespannt, wie sich der PARADISE LOST-Frontmann, der in keine geringeren Fußstapfen als die von Mikael Åkerfeld tritt, wohl machen wird, finden wir uns pünktlich um 21:45 Uhr vor der Bühne ein. Doch bereits nach dem Opener "Let the Stillborn Come to Me" und "Metal Abortion" wird klar: das passt - und zwar ausgezeichnet. So freut sich das Publikum auch über Klassiker wie "So you Die", Breeding Death" und "Eaten". Allen Zweifeln zum Trotz ein gelungener Gig!
Setlist BLOODBATH
Let the Stillborn Come to Me
Mental Abortion
So You Die
Breeding Death
Anne
Weak Aside
Like Fire
Eaten
.::CANNIBAL CORPSE::.
Todesmetallisch sollte es für mich auch mit dem Headliner des Abends weitergehen, jedenfalls nach einer unfassbar langen Umbaupause plus Soundcheck. Als die Amis nach fast 45-minütiger Verspätung endlich loslegen, ist jeglicher Groll jedoch schnell vergessen. Den Anfang macht "Scourge of Iron", weiter geht's mit "Demented Aggression". Der Sound ist druckvoll und glasklar, so dass diesbezüglich keine Wünsche offen bleiben. Hat sich offenbar gelohnt, der ewig lange Soundcheck. Frontmann George "Corpsegrinder" Fisher lässt sein Haupthaar kreisen und die Band schreddert und knüppelt sich gediegen durch das gut einstündige Set. Da dürfen Granaten wie "Stripped, Raped and Strangled" oder "I Cum Blood" natürlich nicht fehlen. Das nimmermüde Publikum ist trotz später Stunde immer noch voll dabei und feiert die Todesblei-Veteranen nach Strich und Faden ab. Nach "Hammer Smashed Face" und "Devoured by Vermin" ist um kurz nach halb 2 schließlich Schicht, so dass man müde, aber glücklich den Weg zum Zeltplatz antreten kann.
Setlist CANNIBAL CORPSE
Scourge of Iron
Demented Aggression
Evisceration Plague
Stripped, Raped and Strangled
Disposal of the Body
Sentenced to Burn
Kill or Become
Sadistic Embodiment
Unleashing the Bloodthirsty
I Cum Blood
Make Them Suffer
A Skull Full of Maggots
Hammer Smashed Face
Devoured by Vermin
SAMSTAG
.::KRISIUN::.
Für mich beginnt der nunmehr letzte Festivaltag mit den brasilianischen Hyperspeed-Deathern von KRISIUN. Die Südamerikaner dürften sommerliche Temperaturen gewohnt sein, insofern schien ihnen die Hitze herzlich wenig auszumachen. Jedenfalls gibt das sympathische Brüder-Trio alles und überzeugt die Meute recht schnell. Nach dem Opener "Omnios" knüppelt man sich weiter durch das gut 45-minütige Set, welches mit "Ways of Barbarism" und "Scars of the Hatred" auch zwei Songs vom neuen Silberling "Forged in Fury" enthält. Frontmann und Basser Alex bedankt sich mehrmals beim Publikum, in welchem sich unterdessen einige Moshpits gebildet haben. Nach dem letzten Song "Kings of Killing" sind wir alle ziemlich geschafft, aber glücklich. Danke, KRISIUN!
Setlist KRISIUN
Ominous
The Will To Potency
Combustion Inferno
Descending Abomination
Ways of Barbarism
Ravager
Scars of the Hatred
Vicious Wrath
Kings of Killing
.::KATAKLYSM::.
Auch KATAKLYSM zeigen dem geneigten Publikum recht schnell, wo der Hyperblast-Death Metal-Hase langläuft. Vor Energie nur so strotzend zocken sich die Kanadier in den kommenden 45 Minuten durch eine Playlist, die keine Wünsche offen lässt. So haben die Herren um Sänger Maurizio mit Songs wie "As I Slither", "The Ambassador of Pain" oder "Crippled and Broken" jede Menge älterer Kracher im Gepäck, welche von der Menge besonders gefeiert werden. - jedenfalls wird das Haupthaar geschüttelt, bis der Arzt kommt. Runde Sache!
Setlist KATAKLYSM
To Reign Again
If I Was God... I'd Burn It All
As I Slither
At the Edge of the World
The Black Sheep
Push the Venom
The Ambassador of Pain
Thy Serpents Tongue
In Shadows and Dust
Crippled and Broken
.::MAYHEM::.
Anschließend ist es Zeit für die Black Metal-Legende MAYHEM. Beim Opener "Deathcrush", einem der absoluten Klassiker der Norweger, ist die Stimmung noch gut, jedoch kühlt diese relativ schnell ab. Der Sound lässt eher zu Wünschen übrig und irgendwie vermisst man bei diesem Gig das gewisse etwas - der Funke will einfach nicht überspringen. Da können selbst Klassiker wie "Freezing Moon" nicht viel ausrichten, denn die Band schafft es nicht, die Menge abzuholen. Letztendlich lassen die Skandinavier ein relativ ratloses Publikum zurück, und auch ich habe schon bessere MAYHEM-Auftritte gesehen. Schade, irgendwie...
Setlist MAYHEM
Deathcrush
My Death
To Daimonion
Freezing Moon
Pure Fucking Armageddon
.::MY DYING BRIDE::.
Getragen und doomig geht es indes mit MY DYING BRIDE weiter, die auf den ersten ersten Blick so gar nicht zum restlichen Festival-Billing passen möchten. Dies stellt sich jedoch als Trugschluss heraus, denn die Briten schaffen es von der ersten Sekunde an, das Festivalpublikum mitzureißen. Kein anderer Metal-Frontmann leidet auf der Bühne so schön wie Sänger Aaron, der stimmlich heute bestens drauf ist. Besonders gut kommen die Klassiker "Turn Loose the Swans" oder "The Cry of Mankind" - Gänsehaut pur! Definitiv einer der Festival-Höhepunkte!
Setlist MY DYING BRIDE
Your River
A Kiss to Remember
Catherine Blake
Turn Loose the Swans
She Is the Dark
The Cry of Mankind
.::SAMAEL::.
SAMAEL sind die Headliner des letzten Festivaltages und geben ihr mittlerweile 20 Jahre altes drittes Album "Ceremony Of Opposites" in kompletter Länge zum besten. Während diese älteren extremmetallischen Songs bei einem Großteil des Publikums noch gut angekommen, wird es bei Stücken wie "Of War" vom letzten Studioalbum "Lux Mundi" eher schwierig, so dass viele schon vorzeitig den Weg zurück zum Zeltplatz antreten. Dabei kann man diesen Gig trotz des anfänglich noch nicht ganz perfekten Sounds durchaus als gelungen bezeichnen, aber vielleicht liegt es auch daran, dass das Publikum nach drei Tagen bei gefühlten 40 Grad im Schatten einfach total ausgelaugt ist.
Setlist SAMAEL
Black Trip
Celebration of the Fourth
Son of Earth
Till We Meet Again
Mask of the Red Death
Baphomet's Throne
Flagellation
Crown
To Our Martyrs
Ceremony of Opposites
Jupiterian Vibe
Rain
Of War
Rebellion
Slavocracy
Shining Kingdom
The Truth Is Marching On
My Saviour
FAZIT
Schade, wieder ist es viel zu schnell vorbei, unser Lieblingsfestival. Und wieder einmal haben die Veranstalter einen tollen Job gemacht. Die Stimmung war durchweg super und das Billing ließ kaum Wünsche übrig. Meine persönlichen Highlights hießen diesmal PRIMORDIAL, MY DYING BRIDE und (ja, wirklich!) GEHENNAH.
Der Wettergott indes hat es diesmal wohl ein wenig zu gut gemeint. Aber sei's drum - lieber holt man sich einen Sonnenbrand, als (wie eine Wochen zuvor in Wacken) im Schlamm zu versinken.
Wir sind schon jetzt gespannt und voller Vorfreude aufs nächste PSOA. Deshalb werden wir definitiv wieder dabei sein!
IMPRESSIONEN
(Bericht: Christina Eeltink und Diana Würsig, Fotos: Christina Eeltink)