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Rock Hard Festival 2014




 
 
Zu Pfingsten verschlägt es mich wie jedes Jahr aufs Rock Hard Festival nach Gelsenkirchen. Für mich ist es wie für viele andere der Start in die Festivalsaison 2014 und dementsprechend groß ist die Freude - trotz der Absage von MEGADETH. Nachdem wir einen halbwegs passablen Parkplatz gefunden und unsere Festival-Bändchen abgeholt haben, geht's zum eigentlichen Ort des Geschehens...
 
 
FREITAG
 

DECAPITATED
 
Als wir eintreffen, stehen DECAPITATED bereits auf der Bühne und liefern eine ordentliche Portion Death Metal ab. Mit Songs, die mal groovig, mal technisch daherkommen und durch zahlreiche Tempowechsel und vertrackte Gitarrenriffs glänzen, knüppeln sich die Polen durch ihr knapp 45-minütiges Set und machen dabei wahrlich keine Gefangenen. Der Focus der Setlist liegt diesmal eindeutig auf dem aktuellen Album "Carnival is Forever", welches gleich mit fünf Songs vertreten ist, aber auch Klassiker wie "Spheres of Madness werden zum besten gegeben. Das Publikum indes feiert die Jungs mit einem amtlichen Moshpit ordentlich ab. Passt!

Setlist DECAPITATED
Lying And Weak
404
Pest
Post Organic
A View From A Hole 
Homo Sum
Carnival Is Forever
Spheres Of Madness


DIE APOKALYPTISCHEN REITER

Die Apokalyptischen Reiter habe ich seit mindestens 10 Jahren nicht mehr live gesehen und bin daher ziemlich gespannt auf den Auftritt der sympathischen Thüringer, die gerade erst ihr aktuelles Album "Tief.Tiefer" veröffentlicht haben. Von dieser Scheibe stehen gleich mehrere Songs auf der Setlist, beispielsweise der Opener " Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". Leider funktionieren die neuen, eher poppigen Songs live nicht so gut, so dass man sich vor allem über Klassiker wie "Seemann", "Es wir schlimmer" oder "Adrenalin" freut. Frontmann Fuchs (formerly known as Eumel) ist mit gewohnt trockenem Humor unterwegs, und auch vor der Bühne hat man sichtlich Spaß. So sind während des Gigs jede Menge Crowdsurfer auszumachen. Alles in allem ein wirklich solider Auftritt, der vom Publikum mit viel Beifall honoriert wird.

Setlist DIE APOKALYPTISCHEN REITER
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Revolution
Wir
Der Adler
Ein leichtes Mädchen
Wo es dich gibt
Drumsolo
Hört auf
Friede sei mit dir
Es wird schlimmer
Nach der Ebbe
Der Seemann
Was bleibt bin ich
Adrenalin
Smell of death
Reitermania
Die Welt ist tief
Der Rausch
Du kleiner Wicht

 
TRIPTYKON

Am Ende des ersten Festivaltages sorgen Triptykon noch einmal für eine doomige Atmosphäre im Amphitheater. Obgleich die Musik der Schweizer eher düster und anspruchsvoll daherkommt und somit alles andere als partytauglich ist, bleibt auch zu so später Stunde immer noch ein beachtlicher Teil des Publikums in der Arena, um sich den Gig, den Frontmann Tom Warrior übrigens seinem Freund Götz Kühnemund widmet, anzuschauen. Auf der Setlist stehen nicht nur Songs der beiden Triptikon-Alben, auch Celtic Frost und Hellhammer wird mit insgesamt fünf Songs Tribut gezollt. Insgesamt ein gelungener Auftritt!

Setlist TRIPTYKON
Crucifixus
Black snow
Goetia
Circle of the tyrants (Celtic Frost)
Tree of suffocting souls
Abyss with my soul
Visions of mortality (Celtic Frost)
The Usuper (Celtic Frost)
Altar of deceit
Messiah (Hellhammer)
The prolonging
Winter (Celtic Frost)
 


SAMSTAG
 

SÓLSTAFIR

Auf Sólstafir habe ich mich ganz besonders gefreut, obgleich ich mich natürlich gefragt habe, ob die doch eher ruhigen, atmosphärischen Klänge des Quartetts aus Island in der prallen Nachmittagssonne funktionieren werden. Auf dem Party.San Open Air 2012 haben die Jungs zumindest einen hervorragenden Aufritt abgeliefert, aber halt am späteren Abend, was perfekt mit der Musik harmoniert hat. Trotz aller Bedenken werde ich aber schnell eines besseren belehrt, denn nach dem Intro, welches aufgrund eines technischen Problems ein wenig in die Länge gezogen wurde, startet man mit dem Opener "Ljós í Stormi" und zieht das Publikum mit einer Mischung aus Metal, Psychedelic Rock und Ambient alsbald in seinen Bann. Selbstverständlich darf auch "Fjara", der wohl bekannteste Song der Isländer nicht fehlen, bevor nach "Goddess Of the Ages" und somit nach knapp 35 Minuten der Gig leider schon beendet ist. Etwas länger hätte es ruhig noch dauern dürfen!


PRETTY MAIDS

Nach der für viele wohl etwas schweren Kost aus Island ist es Zeit für ein bisschen Party-Mucke in Form von traditionellem Metal. Und diesen bekommen wir mit den Pretty Maids auch serviert. Obgleich die Dänen zumindest optisch ein wenig in die Jahre gekommen sind, sind sie live immer noch eine Macht und rocken das Amphitheater auf der ganzen Linie. Von Anfang an gibt man ordentlich Gas und hat sichtlich Spaß, der sich auch aufs Publikum überträgt, welches die Band gebührend abfeiert. Auf der Setlist stehen neben Klassikern wie "Yellow Rain" oder "Red hot and heavy" auch der Pink Floyd-Klassiker "Another Brick in the Wall". Den krönenden Abschluss der Show bilden schließlich "Back To Back" und "Future World". Ein klasse Auftritt, der einfach Spaß gemacht hat!


OBITUARY

Auf eine Legende folgt sogleich die nächste! Obituary warten mit einem "Classic Set" auf und prügeln sich mit viel Spielfreude durch ihre ersten drei Alben. Auch ein neuer Song darf nicht fehlen. Gleich zu Beginn gibt's mit "Stinkupuss", "Intoxicated", "Bloodsoaked" und "Immortal Visions" vier Songs vom Debüt-Album "Slowly we rot", bevor es mit "Infected" vom zweiten Album weitergeht. Ein Klassiker jagt den nächsten! Der druckvolle und glasklare Sound tut sein übriges dazu, so dass man diesen Gig als einen vollkommen gelungenen solchen bezeichnen kann. Zum Abschluss gibt man mit "Slowly we rot" noch einen Klassiker vom eben schon erwähnten gleichnamigen Erstlingswerk zum besten, bevor man schließlich eine kaputtgemoshte, aber glückliche Meute hinterlässt. Ob Sacred Reich und Carcass das noch toppen können?

Setlist OBITUARY
Stinkupuss 
Intoxicated 
Bloodsoaked 
Immortal Visions 
Infected 
Visions In My Head 
Violence 
Chopped in Half 
Turned Inside Out 
Back to One 
The End Complete 
Dead Silence 
Inked In Blood 
I'm in Pain 
Slowly We Rot 

 
SACRED REICH

Die Ami-Thrasher Sacred Reich stehen anschließend auf dem Programm und überzeugen das Publikum mit einer routinierte Show. Sänger und Basser Phil Rind streut zwischendurch immer wieder kleine Scherze und Anekdoten ein, was den Unterhaltungswert des Gigs noch einmal steigert. Die Setlist liest sich wie ein Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase der Band - so dürfen auch Klassiker wie "Independent" oder "One Nation" nicht fehlen. Zudem gibt man mit "War Pigs" und "Paranoid" gleich zwei Black Sabbath-Cover zum besten, was die Zuschauer noch einmal enorm freut. Feine Sache!


CARCASS

Die Engländer Carcass beginnen ihr 90-minütiges Set mit "Buried Dreams" vom 93er-Album "Heartwork", weiter geht's mit „Incarnated Solvent Abuse“. Ein guter Mix aus alten und neuen Songs, unterstützt durch eine großartige Lightshow, wird dem geneigten Fan geboten. Bis auf die technischen Probleme zu Beginn der Show gibt's eigentlich wenig zu meckern. Als Rausschmeißer gibt's "Keep on rotting in the free world", "Ruptured in purulence" und den Übersong "Heartwork". Insgesamt ein guter Auftritt, auch wenn man dem Publikum so langsam anmerkt, dass es unter dem heißen Wetter der letzten Tage doch arg gelitten hat. Entsprechend ausgelaugt begeben auch wir uns anschließend ins Hotel, um gepflegt eine Runde an der Matratze zu horchen. Schließlich steht uns ja noch ein weiterer Festivaltag bevor!


SONNTAG

ORPHANED LAND

Metal mit prientalischem Einschlag gibt es von den Israelis Orphaned Land. Das Quintett um den in ein etwas Jesus-artig anmutendes Outfit gewandeten Sänger Kobi Farhi kommt beim Publikum gut an. Los geht's mit zwei Songs vom aktuellen Album "All is One", bevor man mit "Barakah" und "The Kiss Of Babylon (The Sins)" auch die Fans der früheren Werke glücklich macht. Für zwei weitere Songs gibt's Verstärkung von Blind Guardian-Gitarrist Marcus Siepen, der ein großer Fan von Orphaned Land ist, die auf der Tour im kommenden Jahr übrigens den Support für die blinden Gardinen geben werden. Gemeinsam spielt man "Brother" und "Birth Of The Three (The Unification)", bevor man ohne den illustren Gastmusiker mit "Let the Truce Be Known" und "Norra el Norra (Entering the Ark)" zum Ende eines wahrlich gelungenen Auftritts kommt.

Setlist ORPHANED LAND
All Is One 
The Simple Man 
Barakah 
The Kiss of Babylon (The Sins) 
Brother 
Birth of the Three (The Unification) 
Let the Truce Be Known 
Norra el Norra (Entering the Ark) 


ANNIHILATOR

Nun wird es wieder thrashig - Annihilator, die live schon immer besonders stark waren, werden vom Publikum euphorisch in Empfang genommen und haben selbiges sofort im Griff. So sind bei diesem Gig so viele Crowdsurfer wie bei keiner anderen Band des Festivals auszumachen. Die kanadischen Thrasher um die beiden Frontmänner Jeff Waters und Dave Padden hauen eine Granate nach der anderen raus, eine Mixtur aus Klassikern Marke "Allison hell", "King Of the Kill" oder "Human Insecticide" und neueren, moderner anmutenden Songs vom aktuellen Album "Feast" wird dem geneigten Fan geboten. Der erste Auftritt der Kanadier auf dem Rock Hard Festival ist somit als voller Erfolg zu verzeichnen.

Setlist ANNIHILATOR
Smear Campaign 
King of the Kill 
No Way Out 
Deadlock 
Set the World on Fire 
Reduced to Ash 
Alison Hell 
Road to Ruin 
No Zone 
I Am in Command 
Brain Dance 


TESLA

Nach der erfolgreichen Thrash-Metal-Attacke geht's entspannt weiter, denn mit den Hardrockern Tesla entert die vorletzte Band des Festival die Bretter der Bühne. Sänger Jeff Keith und seine Mannen machen einen guten, routinierten Job und überzeugen vor allem die eingefleischten Fans in den vorderen Reihen. Die Zuschauer auf den hinteren Rängen können mit der Musik scheinbar etwas weniger anfangen und nutzen den Auftritt der Amis für eine Verschnaufpause, bevor es mit dem Headliner in Form von Testament weitergehen soll...


TESTAMENT

Aufgrund eines Todesfalls in der Familie eines Bandmitgliedes sind Megadeth leider verhindert, so dass Testament kurzfristig einspringen. Leider sind die Herren um Frontmann Chuck Billy trotz hochwertigem Line-Up (Alex Skolnick an der Gitarre,  Gene Hoglan an den Drums, Steve Di Giorgio am Bass) kein gleichwertiger Ersatz. Zu schlecht ist der Sound - besonders in den oberen Rängen hört man quasi nur Gesang und Drums. Da ich Testament schon des öfteren live erleben durfte, weiss ich, dass es auch besser geht. Schade.


FAZIT
Alles in allem war das Rock Hard Festival auch in diesem Jahr wieder eine feine Sache! Das Billing war gut gemischt, nur der Black Metal kam in diesem Jahr meines Erachtens etwas zu kurz. Sei's drum - das Rock Hard Festival ist und bleibt eines der angenehmsten Festivals. Nicht zu groß, eine großartige Location und eine Stimmung und Atmosphäre, die kaum zu toppen ist. Vielleicht hätte man bei den Fressständen ein wenig an die Veganer unter den Festivalbesuchern denken können, denn da wurde man kaum fündig. Ansonsten wie immer alles schick! Bis zum nächsten Jahr!



 
Come To The SUMMER BREEZE Open Air!