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Party.San Open Air 2017








Das Party.San Open Air (und da möchte ich Deaf Forever-Chefredakteur Götz Kühnemund zitieren) „ist von den coolen Festivals das größte“ und zieht Jahr für Jahr inzwischen mehr als 10.000 Anhänger des extremen Metal ins thüringische Schlotheim.

Weitgehend Festival-Spaß-Touristen-frei sind hier eher die wahren Musik-Fans unterwegs und feiern drei Tage lang eine Party, die kein Auge trocken lässt. So bietet (und da zitiere ich mich selbst) „das beste Festival der Welt“ ein Line-Up, das wirklich jeden Fan der härteren Gangart glücklich macht. Der Fokus liegt freilich auf dem Death- und Black Metal, aber auch Thrash Metal, Doom Metal und die eine oder andere Folk-/Pagan Metal-Band haben hier ihre Daseinsberechtigung. So ist das Billing wirklich immer auf einem so hohen Niveau, dass man einfach jede Band sehen möchte. Geboten werden insgesamt 50 Bands, die an drei Tagen zwei Bühnen in Schutt und Asche legen.

Erstmalig fand das Spektakel im Jahre 1996 in Bad Berka (ebenfalls in Thüringen) statt, ab 2011 zog man jedoch auf den Flugplatz Obermehler in Schlotheim um. Ein Festivalgelände, wie es perfekter nicht sein kann.

Und so machen auch wir uns am Donnerstag vor dem zweiten Augustwochenende von Köln nach Schlotheim auf, um dieses besondere Festival erneut heimzusuchen. Nachdem die Zelte aufgebaut sind und das erste Bierchen getrunken wurde, geht’s für uns ins Infield zur Hauptbühne, auf welcher GOD DETHRONED bereits zugegen sind…


DONNERSTAG

.::GOD DETHRONED::.

Die niederländische Death Metal-Truppe um Frontmann Henri Sattler macht wie immer alles richtig und liefert routiniert und voller Spielfreude eine gelungene Show ab. Auf der Setlist stehen sowohl Songs vom aktuellen Album „The World Ablaze“ als auch ältere Klassiker wie „Villa Vampiria“ oder „Sigma Enigma“. Vor der Bühne indes lässt man das Haupthaar nach allen Regeln der Kunst kreisen, so dass man den sympathischen Niederländern am Ende des Gigs nicht vorzuwerfen hat. Runde Sache - wie eigentlich immer!


.::MANTAR::.

Auch MANTAR werden von den Fans ordentlich abgefeiert. Das deutsche Duo, bestehend aus Erins (Schlagzeug) und Hanno (Gitarre), kombiniert Black Metal, Punk und Stoner miteinander, was in diesem Falle bestens funktioniert. Erstmals auf der Party.San-Hauptbühne, mit kultigen Ansagen und Krachern wie „Cross the Cross“ oder „Pest Crusade“ im Gepäck legen die beiden Bremer alles in Trümmer. Feine Sache!


.::DARKENED  NOCTURN  SLAUGHTERCULT::.

Schwarzmetallisch geht’s mit DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT zur Sache, die allein schon aufgrund ihrer Sängerin und Gitarristin Oneliar etwas Besonderes sind. Letztere ist im Gegensatz zu ihren schwarzgekleideten Bandkollegen komplett in weiß unterwegs und sticht dadurch besonders hervor. Geboten wird traditioneller, Blastbeat-lastiger Black Metal, der durchaus zu gefallen weiß. Leider ist der Sound heute jedoch nicht der beste, was der Stimmung vor der Bühne jedoch keinen Abbruch tut – so hat man das Publikum mit Songs wie „The Descent To The Last Circle“, „Hora Ruid“ oder „Das All-Eine“ schnell auf seiner Seite. So darf der Abend ruhig weitergehen!


.::URFAUST::.

Als URFAUST, auf die ich mich besonders gefreut habe, ihr Set beginnen, verdunkelt sich der Himmel und es fängt an wie aus Eimern zu schütten. Dies unterstreicht die düstere und melancholische Atmosphäre, die das Duo mit seiner Musik kreiert. Viele Besucher flüchten Richtung Zeltplatz, wir harren jedoch aus und wohnen dem starken Auftritt der Niederländer beinahe bis zum Schluss bei. Durchnässt bis auf die Unterwäsche geht’s schließlich zum Zelt, um die Klamotten zu wechseln und bereit für Overkill zu sein…


.::OVERKILL::.

Die Mannen um Bobby Blitz Ellsworth stellen mal wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass sie eine der besten Livebands sind und bringen die Meute vor der Bühne trotz Schlechtwetter bereits mit dem Opener „Mean, Green, Killing Machine“ zum haupthaarschütteln. Eine Thrash-Granate jagt die nächste, so z.B. „Rotten to the Core“ oder „Electric Rattlesnake“ sowie die Hymne "In Union We Stand", die selbstverständlich lautstark mitgegrölt wird. Und natürlich haben die New Yorker mit „Thanx for Nothin“, „Horrorscope“ oder „Elimination“ noch ein paar Knaller im Repertoire, bevor mit dem obligatorischen Rausschmeißer „Fuck You“ endgültig Sense ist. Fazit: Overkill sind und bleiben live eine Macht!

Setlist OVERKILL

Mean, Green, Killing Machine

Rotten to the Core

Electric Rattlesnake

Hello From the Gutter

In Union We Stand

Goddamn Trouble

Wrecking Crew

I Hate

Shine On

Electro-Violence

Ironbound

Thanx for Nothin'

Horrorscope

Elimination

Fuck You

.::ABBATH::.

Ex-Immortal-Fronter ABBATH gibt hier und heute mit seinem gleichnamigen Solo-Projekt den Headliner, zockt nebst eigenen Songs mit Stücken wie „One by One“ oder „Tyrant“ auch einige Immortal-Klassiker und zelebriert den norwegischen Black Metal mit einem kleinen Augenzwinkern und ordentlich Rock’n’Roll-Attitüde. Alles in allem durchaus gelungen und äußerst unterhaltsam. Leider setzt der Regen jedoch wieder ein, so dass man erneut bis auf die Unterwäsche durchnässt ist.

 

FREITAG

.::MOONSORROW::.

Für mich beginnt der zweite Tag des besten Festivals der Welt mal wieder mit Regen (!) und einer fetten Portion Folk/Pagan Metal – einer Musikrichtung, die fürs doch eher Black- und Death Metal-lastige PSOA-Billing eher unüblich, aber nicht störend ist. So bringen die Finnen von MOONSORROW ein bisschen Abwechslung ins Spiel und zocken vier epische Folkmetal-Songs sowohl aus älteren als auch neuen Releases. Auch der Sound geht in Ordnung, nur das Publikum ist etwas ruhiger und scheint nicht so recht überzeugt zu sein. Mich haben die Finnen jedoch abgeholt, so dass man mit Fug und Recht von einem soliden Gig sprechen kann.

Setlist MOONSORROW

Jumalten Aika

Suden Tunti

Sankaritarina

Ihmisen Aika (Kumarrus Pimeyteen)

.::AURA NOIR::.

Von Finnland geht’s anschließend wieder nach Norwegen, denn AURA NOIR schicken sich an, um 18:30 Uhr die Hauptbühne zu entern. Aggressor, Apollyon und Blasphemer machen wahrlich keine Gefangenen und haben das Publikum mit rotzigem Black/Thrash Metal sofort fest im Griff. Bereits beim Opener „Black Metal Law“ geht die Meute ordentlich ab und im Verlaufe des Gigs bilden sich einige Moshpits. Die Setlist liest sich wie ein Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase der Band, so dürfen Songs wie „Fed To The Flames“, „Hades Rise“ oder „Destructor“ natürlich auch nicht fehlen. Leider fängt es jedoch wieder an zu regnen, was die Stimmung etwas trübt, aber alles in allem gibt’s hier wenig zu kritisieren.

Eigentlich stehen VADER anschließend auf meiner Liste, aber der plötzlich wieder einsetzende Platzregen durchkreuzt meine Pläne empfindlich…


.::NILE::.

Die ägyptophilen Ami-Deather von NILE stehen heute mit neuem Frontmann auf der Hauptbühne und zocken sich durch eine solide Show. Der Sound ist gut abgemischt und die Songauswahl lässt keinerlei Wünsche offen. So werden auf der Setlist sowohl alte Klassiker als auch neues Material berücksichtigt. Das Publikum dankt es den Mannen um Karl Sanders und ist sofort voll dabei. Sauber!

Setlist NILE

Sacrifice Unto Sebek

Defiling the Gates of Ishtar

Sarcophagus

Kafir!

In the Name of Amun

Unas Slayer of the Gods

 

.::CANDLEMASS::.

CANDLEMASS hatten etwas Pech, denn ein Teil ihres Gepäcks ging auf dem Flug zum PSOA verloren. Vader und Gut halfen mit Equipment aus, so dass die legendären schwedischen Doomster heute doch noch auf der Hauptbühne stehen können – Metalheads halten eben zusammen! Auch der Wettergott spielt mit, denn es regnet ausnahmsweise mal nicht, als man mit dem Opener „Mirror Mirror“ loslegt. Im Laufe der Show gibt es einige Klassiker Marke „At The Gallows End“ oder „Crystal Ball“ zu hören, die von der Menge gebührend abgefeiert werden. Nach dem letzten Song „Solitude“ gibt’s noch einen amtlichen Applaus für die Schweden, bevor es Zeit für den Freitagsheadliner Autopsy ist…

Setlist CANDLEMASS

Mirror Mirror

Bewitched

The Well Of Souls

Dark Reflections

A Cry From The Crypt

At The Gallows End

Crystal Ball

Solitude

 

.::AUTOPSY::.

Mit AUTOPSY steht eine Band auf der Bühne, die in Europa live höchst selten unterwegs ist. Dementsprechend ist der Auftritt der Herren um Chris Reifert (Vocals und Schlagzeug) etwas Besonderes und wird vom Publikum nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Die Setlist ist mit vielen Klassikern gespickt, so dass keinerlei Wünsche offen bleiben.

Setlist AUTOPSY

Twisted Mass of Burnt Decay

In the Grip of Winter

Severed Survival

Strung Up and Gutted

Voices

Arch Cadaver

Fleshcrawl

Torn from the Womb

Critical Madness

Burial

Pagan Saviour

Embalmed

Ridden With Disease

Destined to Fester

Gasping for Air

Service for a Vacant Coffin

Charred Remains

Fuck You

 

SAMSTAG

 

.::INQUISITION::.

Ich bin immer wieder überrascht, wie Inquisition es schaffen, trotz einer Besetzung von lediglich zwei Musikern so zu klingen, als wäre eine fünfköpfige Band am Werk. So sind die Herren Dagon und Incubus live stets eine Bank, auch wenn sich die einzelnen Auftritte der kolumbianisch-US-amerikanischen Black Metaller aufgrund fehlender Interaktion mit dem Publikum doch immer sehr ähneln. Auch diesmal ziehen sie die Fans, welche ausgesprochen zahlreich vor der Bühne versammelt sind, sofort in ihren Bann und liefern einen amtlichen Gig ab!



.::NECROPHOBIC::.

Die schwedischen Black-Deather von NECROPHOBIC sind eine großartige Live-Band – sowohl musikalisch als auch fürs Auge. Auch diesmal überzeugen die Schweden wieder auf der ganzen Linie und feuern mit Songs wie „The Crossing“ oder „Revelation 666“ eine Granate nach der anderen ins Publikum. Hinzu kommt, dass man die Jungs in Deutschland eher selten zu Gesicht bekommt, was diesen Auftritt zusätzlich besonders macht. Ich bin entzückt!

Setlist NECROPHOBIC

Spawned by Evil

Dreams Shall Flesh

The Crossing

Pesta

Darkside

Furfur

Revelation 666

The Slaughter of Baby Jesus

Blinded by Light, Enlightened by Darkness

Slow Asphyxiation

The Nocturnal Silence

 

.::DESASTER::.

Immer wieder ein großes Vergnügen sind meines Erachtens die Auftritte der Black/Thrasher DESASTER. Obschon ich die Band bereits gefühlte 150 Mal live erleben durfte, habe ich keinen Gig in Erinnerung, bei welchem die Jungs auch nur ansatzweise geschwächelt haben. Dementsprechend groß ist die Freude, die Koblenzer auch mal wieder auf dem PSOA sehen zu können, und auch diesmal wird der geneigte Fan keineswegs enttäuscht. Die Herren um Frontmann Sataniac haben die Meute wie immer von Anfang an fest im Griff und wissen mit ihrem ehrlichen, ursprünglichen, schnörkellosen Black-Thrash-Metal selbst Neulinge zu überzeugen. Natürlich dürfen Klassiker wie „Tyrants of the Netherworld“ oder „Teutonic Steel“ und - zum krönenden Abschluss - „Metalized Blood“ nicht fehlen und werden kräftig mitgegrölt. So muss das sein!


.::POSSESSED::.

Mit POSSESSED steht eine weitere Legende auf der Hauptbühne, waren die Amis doch seinerzeit eine der ersten Death Metal-Bands überhaupt und haben viele Bands dieses Genres nachhaltig beeinflusst. Frontmann Jeff Becerra ist aufgrund seiner Querschnittslähmung an den Rollstuhl gebunden, was seine Stimme aber nicht im Geringsten beeinflusst. Die Meute vor der Bühne indes ist glücklich und frisst der Band sofort aus der Hand. So muss das sein!


.::MARDUK::.

Anschließend stehen die Schweden-Blackies von Marduk auf dem Programm, die ihre Fans mit einer Mischung aus drei neuen Songs vom aktuellen Album "Frontschwein" und älterem Material wie dem Opener „Panzer Division Marduk“ sowie " Of Hell's Fire“ oder „Wolves“ glücklich machen. Die Mannen um Gitarrist und Mastermind Morgan Steinmeyer Håkansson machen einen hervorragenden Job, vor allem Frontmann Mortuus ist ein absoluter Blickfang. Top!

Setlist MARDUK

Panzer Division Marduk

Frontschwein

The Blond Beast

Materialized in Stone

Of Hell's Fire

To the Death's Head True

Wartheland

Throne of Rats

Cloven Hoof

The Levelling Dust

Wolves

 

.::TRIPTYKON::.

Am Ende des letzten Festivaltages sorgen TRIPTYKON noch einmal für eine doomige Atmosphäre in Schlotheim. Obgleich die Musik der Schweizer eher düster und anspruchsvoll daherkommt und somit alles andere als partytauglich ist, bleibt auch zu so später Stunde immer noch ein beachtlicher Teil des Publikums vor der Bühne und feiert die mit vielen Celtic Frost-Klassikern bestückte Setlist nach allen Regeln der Kunst. Passt!

Dennoch hinterlassen drei Festivaltage ihre Spuren, so dass man sich am letzten Abend relativ zeitig Richtung Zeltplatz begibt, um nach einem finalen Bierchen sanft einzuschlummern…

Setlist TRIPTYKON

Procreation (of the Wicked) (Celtic Frost-Cover)

Dethroned Emperor (Celtic Frost-Cover)

Goetia

Ain Elohim (Celtic Frost-Cover)

Tree of Suffocating Souls

Circle of the Tyrants (Celtic Frost-Cover)

Morbid Tales (Celtic Frost-Cover)

The Prolonging

 

FAZIT

Und das war’s schon wieder. Schön war’s! Und viel zu schnell ist es auch in diesem Jahr wieder vorbei gewesen. Trotz des eher durchwachsenen Wetters (da war uns der liebe Wettergott wohl nicht wohlgeSONNEn) hat sich der Besuch wie immer mehr als gelohnt. Man sah viele gute Bands, trank viel Bier und traf viele tolle Menschen!

Tops: URFAUST, NECROPHOBIC, OVERKILL, DESASTER, die entspannte Atmosphäre, die netten Zeltnachbarn, „White Russian“ am Brutz&Brakel-Stand.

Flops: keine.

Nun darf man sich aufs kommende Jahr freuen, wenn es wieder „Hell is here!“ heißt. Mit WATAIN, TANKARD, HARAKIRI FOR THE SKY, REVENGE, TOXIC HOLOCAUST, BENIGHTED und UNANIMATED sind bereits die ersten Bands bestätigt. Nach dem Party.San ist vor dem Party.San!

Come To The SUMMER BREEZE Open Air!