Das Party.San Open Air (und da möchte ich Deaf Forever-Chefredakteur Götz Kühnemund zitieren) „ist von den coolen Festivals das größte“ und zieht Jahr für Jahr inzwischen mehr als 10.000 Anhänger des extremen Metal ins thüringische Schlotheim.
Weitgehend Festival-Spaß-Touristen-frei sind hier eher die wahren Musik-Fans unterwegs und feiern drei Tage lang eine Party, die kein Auge trocken lässt. So bietet (und da zitiere ich mich selbst) „das beste Festival der Welt“ ein Line-Up, das wirklich jeden Fan der härteren Gangart glücklich macht. Der Fokus liegt freilich auf dem Death- und Black Metal, aber auch Thrash Metal, Doom Metal und die eine oder andere Folk-/Pagan Metal-Band haben hier ihre Daseinsberechtigung. So ist das Billing wirklich immer auf einem so hohen Niveau, dass man einfach jede Band sehen möchte. Geboten werden insgesamt 50 Bands, die an drei Tagen zwei Bühnen in Schutt und Asche legen.
Erstmalig fand das Spektakel im Jahre 1996 in Bad Berka (ebenfalls in Thüringen) statt, ab 2011 zog man jedoch auf den Flugplatz Obermehler in Schlotheim um. Ein Festivalgelände, wie es perfekter nicht sein kann.
Und so machen auch wir uns am Donnerstag vor dem zweiten Augustwochenende von Köln nach Schlotheim auf, um dieses besondere Festival erneut heimzusuchen. Nachdem die Zelte aufgebaut sind und das erste Bierchen getrunken wurde, geht’s für uns ins Infield zur Hauptbühne, auf welcher GOD DETHRONED bereits zugegen sind…
DONNERSTAG
.::GOD DETHRONED::.
Die niederländische Death Metal-Truppe um Frontmann Henri Sattler macht wie immer alles richtig und liefert routiniert und voller Spielfreude eine gelungene Show ab. Auf der Setlist stehen sowohl Songs vom aktuellen Album „The World Ablaze“ als auch ältere Klassiker wie „Villa Vampiria“ oder „Sigma Enigma“. Vor der Bühne indes lässt man das Haupthaar nach allen Regeln der Kunst kreisen, so dass man den sympathischen Niederländern am Ende des Gigs nicht vorzuwerfen hat. Runde Sache - wie eigentlich immer!
.::MANTAR::.
Auch MANTAR werden von den Fans ordentlich abgefeiert. Das deutsche Duo, bestehend aus Erins (Schlagzeug) und Hanno (Gitarre), kombiniert Black Metal, Punk und Stoner miteinander, was in diesem Falle bestens funktioniert. Erstmals auf der Party.San-Hauptbühne, mit kultigen Ansagen und Krachern wie „Cross the Cross“ oder „Pest Crusade“ im Gepäck legen die beiden Bremer alles in Trümmer. Feine Sache!
.::DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT::.
Schwarzmetallisch geht’s mit DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT zur Sache, die allein schon aufgrund ihrer Sängerin und Gitarristin Oneliar etwas Besonderes sind. Letztere ist im Gegensatz zu ihren schwarzgekleideten Bandkollegen komplett in weiß unterwegs und sticht dadurch besonders hervor. Geboten wird traditioneller, Blastbeat-lastiger Black Metal, der durchaus zu gefallen weiß. Leider ist der Sound heute jedoch nicht der beste, was der Stimmung vor der Bühne jedoch keinen Abbruch tut – so hat man das Publikum mit Songs wie „The Descent To The Last Circle“, „Hora Ruid“ oder „Das All-Eine“ schnell auf seiner Seite. So darf der Abend ruhig weitergehen!
.::URFAUST::.
Als URFAUST, auf die ich mich besonders gefreut habe, ihr Set beginnen, verdunkelt sich der Himmel und es fängt an wie aus Eimern zu schütten. Dies unterstreicht die düstere und melancholische Atmosphäre, die das Duo mit seiner Musik kreiert. Viele Besucher flüchten Richtung Zeltplatz, wir harren jedoch aus und wohnen dem starken Auftritt der Niederländer beinahe bis zum Schluss bei. Durchnässt bis auf die Unterwäsche geht’s schließlich zum Zelt, um die Klamotten zu wechseln und bereit für Overkill zu sein…
.::OVERKILL::.
Die Mannen um Bobby Blitz Ellsworth stellen mal wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass sie eine der besten Livebands sind und bringen die Meute vor der Bühne trotz Schlechtwetter bereits mit dem Opener „Mean, Green, Killing Machine“ zum haupthaarschütteln. Eine Thrash-Granate jagt die nächste, so z.B. „Rotten to the Core“ oder „Electric Rattlesnake“ sowie die Hymne "In Union We Stand", die selbstverständlich lautstark mitgegrölt wird. Und natürlich haben die New Yorker mit „Thanx for Nothin“, „Horrorscope“ oder „Elimination“ noch ein paar Knaller im Repertoire, bevor mit dem obligatorischen Rausschmeißer „Fuck You“ endgültig Sense ist. Fazit: Overkill sind und bleiben live eine Macht!
Setlist OVERKILL
Mean, Green, Killing Machine
Rotten to the Core
Electric Rattlesnake
Hello From the Gutter
In Union We Stand
Goddamn Trouble
Wrecking Crew
I Hate
Shine On
Electro-Violence
Ironbound
Thanx for Nothin'
Horrorscope
Elimination
Fuck You
.::ABBATH::.
FREITAG
.::MOONSORROW::.
Für mich beginnt der zweite Tag des besten Festivals der Welt mal wieder mit Regen (!) und einer fetten Portion Folk/Pagan Metal – einer Musikrichtung, die fürs doch eher Black- und Death Metal-lastige PSOA-Billing eher unüblich, aber nicht störend ist. So bringen die Finnen von MOONSORROW ein bisschen Abwechslung ins Spiel und zocken vier epische Folkmetal-Songs sowohl aus älteren als auch neuen Releases. Auch der Sound geht in Ordnung, nur das Publikum ist etwas ruhiger und scheint nicht so recht überzeugt zu sein. Mich haben die Finnen jedoch abgeholt, so dass man mit Fug und Recht von einem soliden Gig sprechen kann.
Setlist MOONSORROW
Jumalten Aika
Suden Tunti
Sankaritarina
Ihmisen Aika (Kumarrus Pimeyteen)
.::AURA NOIR::.
Eigentlich stehen VADER anschließend auf meiner Liste, aber der plötzlich wieder einsetzende Platzregen durchkreuzt meine Pläne empfindlich…
.::NILE::.
Die ägyptophilen Ami-Deather von NILE stehen heute mit neuem Frontmann auf der Hauptbühne und zocken sich durch eine solide Show. Der Sound ist gut abgemischt und die Songauswahl lässt keinerlei Wünsche offen. So werden auf der Setlist sowohl alte Klassiker als auch neues Material berücksichtigt. Das Publikum dankt es den Mannen um Karl Sanders und ist sofort voll dabei. Sauber!
Defiling the Gates of Ishtar
Sarcophagus
Kafir!
In the Name of Amun
Unas Slayer of the Gods
.::CANDLEMASS::.
Setlist CANDLEMASS
Mirror Mirror
Bewitched
The Well Of Souls
Dark Reflections
A Cry From The Crypt
At The Gallows End
Crystal Ball
Solitude
.::AUTOPSY::.
Setlist AUTOPSY
Twisted Mass of Burnt Decay
In the Grip of Winter
Severed Survival
Strung Up and Gutted
Voices
Arch Cadaver
Fleshcrawl
Torn from the Womb
Critical Madness
Burial
Pagan Saviour
Embalmed
Ridden With Disease
Destined to Fester
Gasping for Air
Service for a Vacant Coffin
Charred Remains
Fuck You
SAMSTAG
.::INQUISITION::.
Ich bin immer wieder überrascht, wie Inquisition es schaffen, trotz einer Besetzung von lediglich zwei Musikern so zu klingen, als wäre eine fünfköpfige Band am Werk. So sind die Herren Dagon und Incubus live stets eine Bank, auch wenn sich die einzelnen Auftritte der kolumbianisch-US-amerikanischen Black Metaller aufgrund fehlender Interaktion mit dem Publikum doch immer sehr ähneln. Auch diesmal ziehen sie die Fans, welche ausgesprochen zahlreich vor der Bühne versammelt sind, sofort in ihren Bann und liefern einen amtlichen Gig ab!
.::NECROPHOBIC::.
Die schwedischen Black-Deather von NECROPHOBIC sind eine großartige Live-Band – sowohl musikalisch als auch fürs Auge. Auch diesmal überzeugen die Schweden wieder auf der ganzen Linie und feuern mit Songs wie „The Crossing“ oder „Revelation 666“ eine Granate nach der anderen ins Publikum. Hinzu kommt, dass man die Jungs in Deutschland eher selten zu Gesicht bekommt, was diesen Auftritt zusätzlich besonders macht. Ich bin entzückt!
Setlist NECROPHOBIC
Spawned by Evil
Dreams Shall Flesh
The Crossing
Pesta
Darkside
Furfur
Revelation 666
The Slaughter of Baby Jesus
Blinded by Light, Enlightened by Darkness
Slow Asphyxiation
The Nocturnal Silence
.::DESASTER::.
.::POSSESSED::.
Mit POSSESSED steht eine weitere Legende auf der Hauptbühne, waren die Amis doch seinerzeit eine der ersten Death Metal-Bands überhaupt und haben viele Bands dieses Genres nachhaltig beeinflusst. Frontmann Jeff Becerra ist aufgrund seiner Querschnittslähmung an den Rollstuhl gebunden, was seine Stimme aber nicht im Geringsten beeinflusst. Die Meute vor der Bühne indes ist glücklich und frisst der Band sofort aus der Hand. So muss das sein!
.::MARDUK::.
Anschließend stehen die Schweden-Blackies von Marduk auf dem Programm, die ihre Fans mit einer Mischung aus drei neuen Songs vom aktuellen Album "Frontschwein" und älterem Material wie dem Opener „Panzer Division Marduk“ sowie " Of Hell's Fire“ oder „Wolves“ glücklich machen. Die Mannen um Gitarrist und Mastermind Morgan Steinmeyer Håkansson machen einen hervorragenden Job, vor allem Frontmann Mortuus ist ein absoluter Blickfang. Top!
Setlist MARDUK
Panzer Division Marduk
Frontschwein
The Blond Beast
Materialized in Stone
Of Hell's Fire
To the Death's Head True
Wartheland
Throne of Rats
Cloven Hoof
The Levelling Dust
Wolves
.::TRIPTYKON::.
Dennoch hinterlassen drei Festivaltage ihre Spuren, so dass man sich am letzten Abend relativ zeitig Richtung Zeltplatz begibt, um nach einem finalen Bierchen sanft einzuschlummern…
Setlist TRIPTYKON
Procreation (of the Wicked) (Celtic Frost-Cover)
Dethroned Emperor (Celtic Frost-Cover)
Goetia
Ain Elohim (Celtic Frost-Cover)
Tree of Suffocating Souls
Circle of the Tyrants (Celtic Frost-Cover)
Morbid Tales (Celtic Frost-Cover)
The Prolonging
FAZIT
Tops: URFAUST, NECROPHOBIC, OVERKILL, DESASTER, die entspannte Atmosphäre, die netten Zeltnachbarn, „White Russian“ am Brutz&Brakel-Stand.
Flops: keine.
Nun darf man sich aufs kommende Jahr freuen, wenn es wieder „Hell is here!“ heißt. Mit WATAIN, TANKARD, HARAKIRI FOR THE SKY, REVENGE, TOXIC HOLOCAUST, BENIGHTED und UNANIMATED sind bereits die ersten Bands bestätigt. Nach dem Party.San ist vor dem Party.San!