Alle Jahre wieder werden in Oslo schwarzmetallische Ostern gefeiert. Denn seit 2001 steht das Inferno Festival für alle Freunde des extremen Metals fest auf dem Programm.
Auch in diesem Jahr fliegen wir wieder in die norwegische Hauptstadt, um dem mittleweile wichtigsten europäischen Indoor-Extrem-Metal-Festival beizuwohnen.
DONNERSTAG
Den Anfang machen für uns in diesem Jahr die Franzosen von REGARDE LES HOMMES TOMBER, die uns im bereits gut gefüllten John Dee mit astreinem Sludge/Post-Black Metal überzeugen können. Songs wie „New Order“ oder „Stellar Cross“ scheinen dem Großteil des Publikums zu gefallen, weshalb man hier schon einmal von einem gelungenen Festivalauftakt sprechen kann.
Setlist REGARDE LES HOMMES TOMBER
L'Ascension
A New Order
The Renegade Son
Stellar Cross
The Incandescent March
Au bord du gouffre
Als nächste Band stehen KAMPFAR auf unserem Programm. Die norwegischen Pagan-Black Metaller um Frontmann Dolk haben heute ein bisschen Pech mit dem Sound, liefern aber trotzdem eine solide Show ab. Gleichwohl habe ich die Norweger auf dem Inferno schon in besserer Form auf dem Inferno erlebt, aber alles in allem passt das schon.
Setlist KAMPFAR
Our Hounds, Our Legion
Troll, Død Og Trolldom
Ophidian
Swarm Norvegicus
Lausdans Under Stjernene
Mylder
Tornekratt
Det Sorte
Richtig Glück haben wir mit dem Auftritt der norwegischen Sängerin und Multiinstrumentalistin Kathrine Shepard alias SYLVAINE, welche uns elfengleich und nicht von dieser Welt zu sein scheinend in ihren Bann zieht. Hypnotisierend und verstörend zugleich! Das aktuelle Album „Nova“ kann ich nur jedem ans Herz legen!
Setlist SYLVAINE
Delusions
Mono No Aware
Nowhere, Still Somewhere
Earthbound
Mørklagt
Eg Er Framand
Anschließend steht (ebenfalls unten im John Dee) das Schweizer Duo BØLZER auf unserer Liste. Die beiden Herren spielen heute erstmalig auf dem Inferno, haben die Menge aber ziemlich schnell im Griff. Erstaunlich, wie fett eine aus lediglich zwei Musikern bestehende Band klingen kann. Sänger und Gitarrist Okoi Thierry „KzR“ Jones sowie Drummer Fabian „HzR“ Wyrsch zocken Songs wie „Entranced By The Wolfshook“ oder „Roman Acupuncture“ und liefern ein gelungenes Inferno-Debut ab. Daumen hoch!
Den Headliner gibt heute Thomas Gabriel Fischer alias Tom Warrior, der heute mit TRIUMPH OF DEATH seiner ehemaligen legendären Band HELLHAMMER Tribut zollt. Im Hintergrund der Hauptbühne prangt das HELLHAMMER-Logo und für viele Fans ist dies das erste und einzige Mal, dass sie diese Songs live und mit einem der Originalmitglieder live sehen können. Tom, der seine Augen wie immer mit einem schwarzen Eyeliner umrandet hat, bedankt sich beim Publikum, welches den Schweizer entsprechend abfeiert. Auf der Setlist stehen selbstredend fast Hellhammer-Coversongs und das Celtic Frost-Cover „Visions of Mortality“, bevor der Gig mit dem Klassiker „Triumph of Death“ sein glorioses Ende feiert. Ein würdiger Headliner!
Setlist TRIUMPH OF DEATH
The Third of the Storms (Evoked Damnation)
Massacra
Maniac
Blood Insanity
Decapitator
Crucifixion
Reaper
Aggressor
Revelations of Doom
Messiah
Visions of Mortality
Triumph of Death
FREITAG
Der nunmehr zweite Festivaltag startet für uns mit den Mädels von ASAGRAUM, die es schaffen, das John Dee mit ihrem Oldschool-Black Metal sofort in einen Hexenkessel zu verwandeln. Das Publikum dankt es den talentierten Niederländerinnen um Sängerin Obscura, die uns mit einer Stimme wie ein ganz Großer sofort begeistert. Auch der Sound ist heute noch besser als gestern, wobei man sagen muss, dass das John Dee insgesamt für seinen unfassbar großartigen Sound berühmt-berüchtigt ist. Besonders angetan sind wir von dem galoppierenden „Abominations Altar“ und dem Killer-Riffing von „The Lightless Inferno“. Den Abschluss macht mit „Waar Ik Ben, Komt de Dood“ ein etwas langsameren, leicht melancholischen Stück. Sehr geil!
Oben im Rockefeller entern unterdessen VED BUENS ENDE die Bühne und schicken sich an, bis auf zwei jeden bislang veröffentlichten Song zum Besten zu geben. Beim Publikum kommt der avantgardistische Black Metal der Norweger bestens an und der perfekte Sound ist quasi die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Feine Sache!
Auch die nächste Band kommt aus Norwegen und damit meine ich keine geringeren als die Black Metal-Legende GORGOROTH, die mit Frontsau Hoest (Taake) eine absolute Killershow abliefern. Da macht es auch nichts, dass das Gitarrenkabel zwischendurch mal den Geist aufgibt – das kann den Besten passieren. Klassischer norwegischer Black Metal funktioniert auf diesem Festival einfach immer am besten. Das Publikum liebt’s und ein großer Teil schüttelt die gesamte Show hindurch das Haupthaar. Für einen Black Metal-Gig, noch dazu in Norwegen, ist dies nicht selbstverständlich. So ist das skandinavische Publikum doch immer etwas zurückhaltender als die deutschen Metalheads. Auf der Setlist stehen Songs wie „Destroyer“ und „Incipit Satan“. Definitiv eines des heutigen Highlights!
Setlist GORGOROTH
Bergtrollets Hevn
Aneuthanasia
Prayer
Katharinas Bortgang
Revelation of Doom
Forces of Satan Storms
Ødeleggelse og undergang
Blood Stains the Circle
Cleansing Fire
Destroyer
Incipit Satan
Krig
Kala Brahman
Unchain My Heart
Nicht mindergeil ist das, was uns anschließend unten im John Dee erwartet. Dort stehen nämlich die Franzosen von BENIGHTED auf der Bühne und liefern den Abriss des Jahrhunderts. Bestens gelaunt und vor Energie und Spielfreude nur so strotzend hauen die Jungs um Frontmann Julien Truchan alles um, was nicht niet- und nagelfest ist. Und das bei einem Sound zum Niederknien! Eine Granate nach der anderen wird in die dankbare Meute geschleudert, die den Brutal Death/Grind der Franzmänner so richtig abfeiert. Highlight Nummer zwei!
Setlist BENIGHTED
Obscene Repressed
The Starving Beast
Cum With Disgust
Implore the Negative
Experience Your Flesh
Collapse
Necrobreed
Slut
Martyr
Nails
Hostile
Smoke Through the Skull
Asylum Cave
Let the Blood Spill Between My Broken Teeth
Headliner sind heute Abend VENOM, ihres Zeichens eine der wichtigsten und maßgeblichsten Bands, die seinerzeit so viele Black Metal-Bands beeinflusst hat. Das Trio um Sänger Cronos mixt Klassiker wie „Witching Hou“ oder „Bloolust“ mit neuen Stücken und haut als Zugabe mit „Black Metal“ und „In League With Satan“ noch einmal die zwei bekanntesten Songs raus. Top!
SAMSTAG
Das Melodic Black Metaller DARK FORTRESS läuten für uns den dritten Festivaltag ein. Die Deutschen sind maßgeblich von Dissection beeinflusst und machen einen guten Job. Vor der Bühne ist es allerdings noch ein bisschen leer, aber das vorhandene Publikum bedankt sich artig mit Applaus beim Quintett aus dem süddeutschen Landshut.
Setlist DARK FORTRESS
The Silver Gate
Isa
Pulling at Threads
Chrysalis
Catawomb
Evenfall
Baphomet
Einen der coolsten und sympathischsten Auftritte liefern anschließend die polnischen Grindcorer von GNIDA ab. Da wir die Band vorher nicht kannten, sind wir umso mehr entzückt! Auf der Setlist stehen 20 unglaublich kurze Songs mit zum Teil unfassbar lustigen Titeln. Die fröhlichen Polen, zu Anfang des Gigs recht merkwürdig gewandet, bringen das John Dee zum Kochen und hinterlassen eine fröhliche Stimmung im Publikum. Überraschend cool!
Setlist GNIDA
Reeks of Death
In the Name of Scat
Cocktus
R.A.K.
Antibiotic Existence
Masochistic Anal-Gram
S.Y.F. (Sturdy Yawping Faeces)
Place of Torment
Salivation
Vomit Master
Drug Lord
Hailstorm
Gnida
Ave Maria
Tangle of Shit
Weedzilla
Deathday
Fucking Whore
Cat the Pervert
Fantomas
Todesmetallisch geht es oben auf der Hauptbühne weiter, denn dort sind die Niederländer ASPHYX am Start. Die Mannen um Martin van Drunen machen wie immer einen guten Job und haben und überzeugen die Meute vor der Bühne recht schnell. Auch hier fliegen die Haare, die Pommesgabeln ragen in die Luft und einige Crowdsurfer sind auch unterwegs. Songs wie „Deathhammer“ oder „Forerunners of the Apocalypse“ funktionieren beim norwegischen Publikum super.
Setlist ASPHYX
Botox Implosion
The Nameless Elite
Death the Brutal Way
Molten Black Earth
Deathhammer
Wasteland of Terror
Forerunners of the Apocalypse
The Rack
Last One on Earth
VREID, die seinerzeit aus der Sognametal-Band Windir hervorgegangen sind, liefern ebenfalls eine einwandfreie Show ab, die bei der Menge im gutgefüllten Rockefeller bestens ankommt. Besonders frenetisch werden das Rolling Stondes-Cover „Paint It Black“ und der alte Windir-Song „Spiritlord“ abgefeiert. So gut habe ich die Jungs noch nie erlebt!
Anschließend stehen Marduk auf dem Programm, die in den 90ern eine meiner absoluten Lieblingsband waren. Heute begeistern mich die Schweden nicht mehr so sehr, aber heute liefern die Herren um Fronter Mortuus eine durchaus feine Show ab. Etwas schade ist, dass so wenig ältere Songs auf der Setlist stehen, aber auch die neueren Stücke der skandinavischen Schwarzwurzler zünden beim Publikum. Passt!
Setlist MARDUK
Werwolf
The Hangman of Prague
Seven Angels, Seven Trumpets
Those of the Unlight
Frontschwein
Materialized in Stone
Beyond the Grace of God
The Funeral Seemed to Be Endless
Viktoria
Bleached Bones
The Sun Has Failed
World Funeral
Wolves
MAYHEM
Heutiger Headliner ist die norwegische Legende MAYHEM, die ihrem Status selbstverständlich gerecht wird. Es ist immer wieder ein Vergnügen, die Mannen um Attila Csihar live zu sehen. Auf dem Programm stehen nicht nur neuere Stücke wie „Malum“ oder „Bad Blood“ vom 2019er-Album „Daemon“, sondern auch absolute Klassiker wie „Pagan Fears“ und „Freezing Moon“. Auch „Deathcrush“ wird berücksichtigt. Ein weiterer würdiger Headliner.
Setlist MAYHEM
Falsified and Hated
To Daimonion
Malum
Bad Blood
My Death
Symbols of Bloodswords
Voces Ab Alta
Freezing Moon
Pagan Fears
Life Eternal
Buried by Time and Dust
Silvester Anfang
Deathcrush
Chainsaw Gutsfuck
Carnage
Pure Fucking Armageddon
SONNTAG
Der letzte Festivaltag startet für uns mit norwegischem Black Metal in Form von WHOREDOM RIFE, die uns mit frostigen, brutalen Songs ordentlich Dampf machen. Vom Opener „Curse of the Moon“ vom aktuellen Album „Winds of Wrath“ bis hin zu „Beyond the Skies of God“ und dem epischen „Gitt til Odin“ ist nahezu jedes Stück ein absoluter Hammer. Auch der Sound war wie gewohnt perfekt. Das macht Lust auf mehr!
Setlist WHOREDOM RIFE
Curse of the Moon
Summoning The Ravens
Gospel of Hate
Cursing the Storm to Come
From Nameless Pagan Graves
Beyond the Skies of God
Gitt til Odin
Die Finnen von ORANSSI PAZUZU können mich anschließend nicht so ganz überzeugen. Hier wird Black Metal mit Psychedelic Rock, Space Rock und Progressive Metal verbunden. Bei einem Großteil der Besucher vor der Bühne zündet das Quartett aus Tampere jedoch, was die Hauptsache ist.
Die Brutal-Deather MYRKSKOG aus Drammen indes feiern hier und heute ihr zwanzigjähriges Bandbestehen und nehmen dies zum Anlass, ihr 2002er-Album „Superior Massacre“ komplett zu zocken. Brutale, harte und schnelle Songs, die allesamt zünden. Runde Sache!
Setlist MYRKSKOG
Domain of the Superior
Detain the Skin
Trapped in Torment
Indisposable Deaths
Over the Gore
Blood Ejaculation
Utter Human Murder
Bleeding Wrist
Deathmachine
A Poignant Scenario of Horror
Discipline Misanthropy
Früher war es auf dem Inferno Festival immer üblich, dass jedes Jahr eine der drei legendären Teutonen-Thrash Metal Bands (Sodom, Kreator oder Destruction) auf dem Billing standen. Umso erfreuter ist man in diesem Jahr, dass KREATOR aus Altenessen den Co-Headliner des letzten Abends geben. Das Rockefeller ist zum Bersten voll und selbst auf den oberen Rängen gibt es ein leichtes Gedrängel, als die Jungs die Hauptbühne betreten. Auch während des Auftritts ist die Stimmung super, es wird gemosht, was das Zeug hält – inklusive Wall of Death. Mille und Co. spielen jede Menge Klassiker wie „Violent Revolution“, „Phobia“, das obligatorische „Flag of Hate“ und natürlich „Pleasure to Kill“. Auch neuere Songs wie „Satan is Real“ und „666 – World Divided“ finden auf der Setlist Platz. Großartig wie immer!
Setlist KREATOR
Violent Revolution
Hate Über Alles
Phobia
Terrible Certainty
Satan Is Real
Hordes of Chaos (A Necrologue for the Elite)
Hail to the Hordes
666 - World Divided
Awakening of the Gods (Intro only)
Enemy of God
People of the Lie
Endless Pain
Mars Mantra
Phantom Antichrist
Fallen Brother
Flag of Hate
Betrayer
Pleasure to Kill
Zum Schluss gibt’s mit den Norwegern TAAKE noch einmal eine gehörige Portion Schwarzmetall norwegischer Art, der ebenfalls zu begeistern weiß. Frontmann Hoest, der nach Gorgoroth seinen zweiten Auftritt auf dem diesjährigen Inferno hat, weiß, wie man die Menge unterhält und macht wie immer keine Gefangenen. Die Setlist ist ein Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase der Band, so darf auch „Myr“ mit seinem berühmten Banjo-Part nicht fehlen, welcher diesmal besonders lang zelebriert wird. Bei TAAKE weiß man eben, was man bekommt – Hoest und seine Mannen haben mich noch nie enttäuscht.
Da wir nach vier Tagen Festival und Druckbetankung mit norwegischem Bier etwas müde sind, machen wir uns nach Taake alsbald auf den Rückweg ins Hotel.
Was für ein geniales Festival das Inferno auch in diesem Jahr wieder war. Wer noch nicht dort war, sollte dies im nächsten Jahr definitiv nachholen! Wir zumindest sind im kommenden Jahr wieder dabei, soviel steht jetzt schon fest.