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Inferno Festival 2016



 

INFERNO FESTIVAL 2016

 

Bereits zum 16. Mal findet findet in der norwegischen Hauptstadt Oslo pünktlich zu Ostern das Inferno Festival statt, welches nach wie vor eines der wichtigsten europäischen Extrem-Metal-Festivals und somit Sehnsuchtsort für zahlreiche Metalheads aus aller Welt ist. 

Wie nahezu jedes Jahr zieht es auch uns immer wieder an den Ort, an dem der Osterhase sein wallendes Haupthaar zu knüppeliger Stromgitarrenmusik kreisen lässt. Wie fast alle beteiligten Bands und Besucher wohnen auch wir wieder im Clarion Hotel Royal Christiania, welches als offizielles Festivalhotel auch einiges an Rahmenprogramm zu bieten hat. So kann der geneigte Festivalbesucher beispielsweise an Bier-Tastings, Metal-Auktionen oder einem Drum-Workshop unter der Leitung keines geringeren als Satyricon-Drummer Frost teilnehmen. Treffpunkt ist stets die Hotelbar, an der man den Abend nach den Konzerten bei Bier und guter Musik gemütlich ausklingen lässt.

Nachdem wir eingecheckt und unsere Akkreditierungen geholt haben, machen wir uns auf den Weg in die Stadt, um die ersten Konzerte zu sehen...


::MITTWOCH:: (Clubnacht)


Auf zur Clubnacht! Und das bei einem (für Osloer Verhältnisse) angenehm warmen Wetter. Der erste Festivaltag findet traditionsgemäß in diversen Osloer Clubs statt, so dass wir uns leider nur wenige Bands ansehen können. 

Nach längerem Suchen landen wir zunächst im kleinen, aber hübschen Sentralen, in welchem Flukt, Shaving the Werewolf und Atena auf dem Programm stehen. Flukt verpassen wir leider.


.::SHAVING THE WEREWOLF::.

Die junge Band aus Oslo bietet brutales, vertracktes Gemetzel, welches man als eine verrückte Melange aus Harcore, Death Metal und Noise Rock bezeichnen kann. Sympathische, humorvolle Musiker und eine originelle, unterhaltsame Show! Nice!








Im Blå geht es inzwischen schwarzmetallisch zur Sache:


.::THE 3RD ATTEMPT::.

Die relativ neue Band um Tchort (Green Carnation, Ex-Carpathian Forest, Ex-Emperor, usw.) spielt rotzigen Black Metal im Carpathian Forest-Stil, ohne als bloße Kopie eben dieser daherzukommen und macht alles in allem einen richtig guten Job. Das bereits gut angeheiterte Publikum, so auch wir, ist hocherfreut und geht ordentlich mit. Passt!


Unterdessen im Vulkan, wohin es uns anschließend zieht:


.::EXODUS::.

Den Mittwochs-Headliner gibt EXODUS. Die Bay Area-Thrash Metal-Legende ist mit Steve "Zetro" Souza am Gesangsmikro zurück (Gitarrist Gary fehlt heute indes) und liefert wie immer ordentlich ab!  Routiniert und voller Spielfreude zockt man sich durch eine Setlist, deren Hauptaugenmerk eindeutig auf den Alben liegt, auf denen Steve Souza mitwirkt. So geben die Herren unter anderem Knaller wie "Bonded by Blood" "The Toxic Waltz" oder "Piranha" zum besten und hinterlassen ein zufriedenes, aber müdes Publikum in die Nacht, welche mit einigen Bierchen an der Hotelbar ihr geselliges Ende findet...




::DONNERSTAG::


Nach einem ausgiebigen und reichhaltigen Frühstück und dem Besuch im Wellnessbereich des Hotels zieht es uns zwecks Sightseeing und Bierkauf in die Stadt, bevor wir uns an der Hotelbar die Versteigerung einiger Black Metal-Raritäten anschauen. 

Das Festivalprogramm startet erst um 17:30 Uhr, so dass noch genug Zeit zum "Vorspiel" (dieses deutsche Wort wird in Norwegen tatsächlich für das Trinkgelage vor der eigentlichen Party verwendet, das "Nachspiel" hingegen bezeichnet die Party nach der Show) in diversen Hotelzimmern bleibt. 


.::ICS VORTEX::.

Den Anfang im Rockerfeller macht an diesem Tag Simen Hestnæs a.k.a. ICS VORTEX. Begleitet von einer superben Band, in welcher auch Ausnahme-Drummer Baard Kolstad (Borknagar, u.a.) die Stöcke schwingt, hat der ehemalige Dimmu Borgir-Basser das Publikum sofort auf seiner Seite. Geboten wird progressiver Metal mit cleanem Gesang, und Songs wie "Odin's Tree" und das Borknagar-Cover "Colossus" wissen zu gefallen. Ein feiner Auftakt des ersten offiziellen Festivaltages, der Lust auf mehr macht!





.::VADER::.

Todesmetallisch geht es indes mit VADER weiter: die Polen, die nicht zum ersten Mal auf dem Inferno Festival zugegen sind, hauen mit Songs wie "Reborn in Flames", Dark Age" oder "Carnal" eine Granate nach der anderen in die Menge und legen das Rockefeller in Schutt und Asche. Die Horde vor der Bühne dankt es ihnen und schwingt das Haupthaar nach allen Regeln der Kunst. Sauber!


Setlist VADER

Wings

Go to Hell

Come and See My Sacrifice

Triumph of Death

Dark Age

Vicious Circle

Carnal

Helleluyah!!! (God Is Dead)


.::MARDUK::.

Anschließend stehen die Schweden-Blackies von MARDUK auf der Bühne und machen da weiter, wo Vader aufgehört haben. Die schwedische Panzerdivision um Gitarrist und Bandchef Morgan gibt neben alten Krachern Marke "Slay the Nazarene",  "Cloven Hoof" oder "Burn My Coffin" auch neuere Stücke wie "Womb of Perishableness" zum Besten. Leider fehlten einige Klassiker, aber auch die neueren Stücke wussten zu gefallen. Alles in allem ein starker Auftritt!


.::MYSTICUM::.

Als größte Überraschung des Abends, wenn nicht sogar des gesamten Festivals, erweist sich MYSTICUM. Die drei Bandmitglieder stehen absolut statisch auf jeweils einem quaderförmigen, mindestens zwei Meter hohen Podest und zelebrieren ihren Industrial-Black Metal, begleitet von einer opulenten Video- und Lightshow, die einem die Kinnlade runterklappen lässt. Der Sound ist exzellent und glasklar und auf der Setlist stehen neben älteren Songs wie 

"Black Magic Mushrooms" auch neuere Stücke vom aktuellen Album "Planet Satan", so z.B. "LSD" oder "Fist of Satan". Großartig, ein absolut verdienter Headliner!






::FREITAG::


.::SODOM::.

"Hallo Heimat!" heißt es für uns, als unsere heiß geliebten Ruhrpott-Thrasher SODOM die Bretter der großen Bühne entern. Obwohl bereits gefühlte siebenundzwanzigtausend Mal live gesehen, ist es immer wieder ein Vergnügen, die Herren um Frontmann Tom Angelripper in Action zu erleben. Und die Norweger scheinen ohnehin große Fans des Teutonen-Thrash zu sein, da Bands wie Sodom und Destruction den norwegischen Black Metal seinerzeit maßgeblich beeinflussten. Auch ist es auf dem Inferno Festival bereits Tradition, dass nahezu jedes Jahr entweder Sodom, Kreator oder Destruction am Start ist. 

Als die Band loslegt, ist die Menge vor der Bühne nicht mehr zu halten. Man lässt sich nicht lumpen und feiert Onkel Tom und seine Mannen gebührend ab. Diese wiederum danken es den Fans, indem sie - lässig wie eh und je - mit Songs wie "Outbreak of Evil", "Agent Orange" oder "Blasphemer" einen Klassiker nach dem anderen raushauen. Und als man beim Motörhead-Cover "Iron Fist" den sympathischen Tore Bratseth (Bömbers, ex-Old Funeral) als Gastsänger auf die Bühne holt, ist die Stimmung auf dem Siedepunkt. Bei "Sodomy and Lust" geht die Meute noch mal so richtig ab, bevor mit "Ausgebombt" schließlich Schicht im Schacht ist. Ein kurzweiliger Gig, der einfach Spaß machte!


Setlist SODOM

Among the Weirdcong

The Vice of Killing

Outbreak of Evil

Surfin' Bird / The Saw is the Law

Agent Orange

Iron Fist (Motörhead cover)

City of God

Blasphemer

Sodomy and Lust

Ausgebombt


.::WORMLUST::.

Nach einem kurzen Besuch auf der Raucherterrasse und dem Genuss eines (typisch für Norwegen) überteuerten Bierchens verschlägt es uns nach unten ins John Dee, denn die Isländer WORMLUST wollen wir uns auf gar keinen Fall entgehen lassen. Geboten wird Ambient/Post Black Metal vom allerfeinsten, der von der ersten Sekunde an überzeugt. Das John Dee ist passend zur Atmosphäre in rotes Licht und Nebel getaucht und die Musik bewegt sich zwischen totalem Chaos, Geknüppel und ruhigen, manchmal melancholischen, manchmal sogar jazzigen Passagen. Der Gesang kommt verzweifelt und schmerzvoll daher. Ich muss erneut feststellen, dass es in Island eine Menge interessanter Bands gibt. Für uns definitiv eines der Highlights des Tages!


.::SUFFOCATION::.

Oben im Rockefeller ist es Zeit für ein bisschen Ami-Death: SUFFOCATION stehen an. Mit zwei Ersatz-Musikern am Gesangmikro (Ricky Myers) und den Drums (Kevin Talley) und einer mehr als amtlichen Setlist im Gepäck überzeugen die New Yorker recht schnell. So zocken die Death Metal-Veteranen mit Songs wie "Breeding The Spawn", "Catatonia", "Funeral Inception", "Liege Of Inveracity", "Abomination Reborn", "Pierced from Within", "Effigy Of The Forgotten, "Thrones Of Blood" und "Bind Torture Kill" einen Klassiker nach dem anderen und interagieren auf sympathische Art und Weise mit dem Publikum. Die Großmeister des brutalen Death Metal sind live eben immer eine Bank und haben uns bislang noch nie enttäuscht.


.::CRAFT::.

Absolut enttäuschend ist indes leider der Auftritt der schwedischen Schwarzwurzler von CRAFT, auf den wir uns bereits den ganzen Tag gefreut haben. Auf Scheibe absolut großartig, sind die Schweden auf der Bühne des John Dee jedoch ein absolutes Desaster. Die Songs mögen live einfach nicht zünden und die Truppe um Sänger Mikael Nox wirkt lustlos, gelangweilt und schon fast unsympathisch. Sämtliche Vorfreude ist in Nullkommanix im Keim erstickt. Schade!


.::NILE::.

Es kann also nur noch besser werden. Nachdem wir die längere Pause zwischen den Bands für eine kleine Stärkung in Form eines Falafel-Tellers bei Carmel genutzt haben, erwartet uns mit NILE der Headliner des Abends. Die

ägytophilen Ami-Deather knüppeln sich begeistert durch ihr etwa 90-minütiges Set und machen dabei wahrlich keine Gefangenen. Die Menge vor der Bühne ist zu solch später Stunde immer noch erstaunlich wach und lässt sich von Songs wie "Lashed To The Slavestick", "Sacrifice Unto Sebek", "Kafir!" oder "Sarcophagus" noch einmal richtig mitreißen. Auch der Sound ist richtig gut, was diesen Headliner-Gig zu einem absolut verdienten solchen macht!



::SAMSTAG::


.::MORK::.

Für uns machen MORK den Anfang des nunmehr letzten Festivaltages. Die Norweger um Sänger Thomas Eriksen spielen facettenreichen, Rock'n'Roll-lastigen Black Metal der alten Schule und wissen durchaus zu gefallen. Das John Dee ist zumindest proppenvoll und das Publikum bester Stimmung. 


Setlist MORK

En Sirkel Av Stein

En Sti Inn i Remmedalen

Ringdalsfjorden

Den Lukkede Porten

I Sluket av Myra

Dype Røtter


.::NIFELHEIM::.

Oben im Rockefeller wartet man derweil auf die legendären NIFELHEIM. Die Band um die Zwillingsbrüder Tyrant und Hellbutcher (in den schwedischen Medien auch die "Hardrock-Twins" genannt) spielt thrashigen Black Metal mit einer Prise Iron Maiden und hat das Publikum mit einer energiegeladenen Show schnell auf ihrer Seite. Von Kopf bis Fuß in Leder, Spikes und Ketten gewandet, geben sich die Schweden Mühe, jedes erdenkliche Black Metal-Klischee zu erfüllen. Das lob' ich mir! Doch nicht nur optisch, sondern auch musikalisch ist dieser Auftritt ganz großes Kino, denn mit Songs wie "Satanic Sacrifice" und "Storm of the Reaper" überzeugen die Jungs auf der ganzen Linie. Feine Sache!











Setlist NIFELHEIM

Evil Blasphemies

Black Evil

Hell's Vast Plains

Satanic Sacrifice

Sodomizer

Storm of the Reaper

The Final Slaugther

Storm of Satan's Fire

The Bestial Avenger

Sacrifice To The Lord Of Darkness


.::MOONSORROW::.

MOONSORROW geben mit dem Opener "Jumalten aika" direkt einen neuen, bis dato unveröffentlichten Song zum besten, welcher bei den Fans jedoch genauso gut wie die älteren Stücke ankommt. Der Pagan/Folk Metal der Finnen macht einfach Laune und das Publikum klatscht und singt mit. Die Band indes kommuniziert mit dem Publikum, was sehr geschätzt wird. Ein gelungener, stimmungsvoller Gig!


Setlist MOONSORROW

Jumalten aika

Raunioilla

Pimeä

Suden tunti

Kuolleiden Maa

Taistelu Pohjolasta

Sankaritarina


.::MÅNEGARM::.

Folkmetallisch geht es anschließend auch im John Dee zur Sache, denn dort stehen MÅNEGARM bereits in den Startlöchern. Auch hier unten ist die Stimmung super, denn die Schweden machen mit einer Mischung aus Folk-, Pagan- und Viking Metal (mit einigen Power Metal-Anleihen Marke Sabaton) offensichtlich alles richtig. Kracher wie "Vedergällningens Tid", "Odin Owns Ye All", "Hemfärd" oder "Sons of War" werden gebührend gefeiert und auch hier singt die Meute gerne und laut mit. Gefällt!


.::MAYHEM::.

Den Abschluss für uns und Samstagsheadliner zugleich machen diesmal MAYHEM. Obwohl ich die norwegischen Black Metal-Urgesteine bereits hundertfünfzig Mal gesehen habe, sind sie doch immer wieder für eine Überraschung gut. Diesmal glänzen die Norweger nicht nur mit einer aufwändigen Show und gutem Sound, sondern auch mit einigen Songs, die sie schon länger nicht mehr live gespielt haben. Ferner holt man mit den ehemaligen Sängern Maniac und Messiah sowie Drummer Manheim einige Ex-Mitglieder als Gastmusiker auf die Bühne. Maniac gibt gleich fünf Songs vom "Grand Declaration of War"-Album zum besten, Attila ist anschließend mit "De Mysteriis Dom Sathanas", "Life Eternal", "Freezing Moon" und "Illuminate Eliminate" am Start, bevor Maniac das Gesangsmikro für einige Songs vom "Deathcrush"-Album wieder übernimmt. Alles in allem wird die gesamte Bandhistorie berücksichtigt und typische Showelemente wie der unvermeidliche Schweinekopf dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das ganze Konzert ist ein absolutes Highlight, an welches wir uns noch lange erinnern werden.


Setlist MAYHEM

A Bloodsword and a Colder Sun, Part I

A Bloodsword and a Colder Sun, Part II

Crystalized Pain in Deconstruction

To Daimonion

View From Nihil

De Mysteriis Dom Sathanas

Life Eternal

Freezing Moon

Illuminate Eliminate

Silvester Anfang (Conrad Schnitzler)

Deathcrush

Chainsaw Gutsfuck

Carnage

Pure Fucking Armageddon



FAZIT

Das war's also schon wieder. Vier Tage sind definitiv zu kurz!  Und was haben wir das Festival wieder genossen! Das Billing war wie immer immer eine amtliche Mischung aus nahezu allen extremmetallischen Spielarten, so dass wirklich für jedes Geschmack etwas dabei war. Auch einige Überraschungen waren dabei, so z.B. die Isländer von WORMLUST, von denen man sich schnellstmöglich eine CD gönnen sollte. 


Tops: MYSTICUM, WORMLUST, NIFELHEIM, MAYHEM

Flops: CRAFT und die Bierpreise


Eines steht bereits jetzt fest: wir sind nächstes Jahr wieder am Start! Bis dahin: Skål!


(Es schrieben, fotografierten, feierten, moshten, bangten und tranken für euch: Stina und Martin)



Come To The SUMMER BREEZE Open Air!