Nach dem Schlammdesaster des vergangenen Jahres (damals musste mein Auto mittels Traktor aus dem Schlamm gezogen werden!) ist uns der Wettergott in diesem Jahr offensichtlich wohlgesonnen und sorgt mit viel Sonnenschein für ein fröhliches und entspanntes Festival.
Obwohl wir erst am Donnerstag und darüber hinaus auch noch recht spät eintreffen, können wir doch zumindest den Auftritt DEEP PURPLE auf der Black Stage miterleben.
DONNERSTAG
DEEP PURPLE
Der Donnerstag läuft auf dem Wacken Open Air immer unter dem Motto "Night To Remember", hier treten meist Legenden der härteren Musik auf. In diesem Jahr sind es DEEP PURPLE, eine Band, die aus der Geschichte des Hard Rock/Heavy Metal einfach nicht wegzudenken ist.
Mit "Highway Star" vom '72er-Album "Machine Head" legen die Briten schließlich los, doch leider fallen die Reaktionen im Publikum etwas verhalten aus, was sicher daran liegen mag, dass die Hardrock-Opas schon enthusiastischer zur Sache gingen als es heute der Fall ist. Der Sound ist in Ordnung und auch die Instrumentalfraktion, insbesondere Gitarrist Steve Morse, macht ihren Job wirklich gut und routiniert, doch merkt man insbesondere Frontmann Ian Gillan an, dass die Herren langsam in die Jahre gekommen sind. Auf der Setlist steht indes ein Highlight nach dem anderem, was mich dann doch versöhnlich stimmt. Immerhin schaffen es die alten Herren gegen Ende der Show zumindest mit dem Überhit "Smoke On The Water" und einem superben Solo von Gastgitarrist Uli Jon Roth (Ex-SCORPIONS), das Publikum noch mal zum Mitklatschen zu animieren.
Setlist DEEP PURPLE
01. Highway Star
02. Into The Fire
03. Hard Lovin' Man
04. Vincent Price
05. Strange Kind Of Woman
06. Contact Lost
07. Guitar Solo (Steve Morse)
08. The Well-Dressed Guitar
09. Hell To Pay
10. Lazy
11. Above And Beyond
12. No One Came
13. Keyboard Solo (Don Airey)
14. Perfect Strangers
15. Space Truckin'
16. Smoke On The Water
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17. Space Onions
18. Hush
19. Black Night
FREITAG
TRISTANIA
Um 12:15 entern die Symphonic/Gothic-Metaller von TRISTANIA die Bretter der True Metal-Stage und schaffen es trotz früher Stunde und gefühlten 40 Grad sofort, das Publikum auf Ihre Seite zu ziehen. Los geht's mit "Number" vom aktuellen Album "Darkest White", ein Duett, welches von Sängerin Mary Demurtas und Sänger Kjetil vorgetragen wird. Auch der nächste Song, "Beyond the Veil", ist ein Duett. Der Hauptteil der kurzen und knackigen Setlist enthält jedoch Songs der letzten beiden Studioalben. Insgesamt ein guter Einstieg in den nunmehr zweiten Festivaltag!
Setlist TRISTANIA
01. Number
02. Beyond The Veil
03. Darkest White
04. The Wretched
05. Year Of The Rat
06. Exile
07. Night On Earth
08. Himmelfall
09. The Shining Path
10. Requiem
UGLY KID JOE
Auf UGLY KID JOE habe ich mich besonders gefreut, schließlich war ich in den 90ern als 14-jährige ein großer Fan der Band. Trotz starker Setlist, welche mit Songs wie z. B. "Cats In The Cradle" und "Neighbour" vor allem die alten Hits der Band enthält, kommen die Jungs und besonders Sänger Whitfield Crane doch etwas leidenschaftslos rüber - und trotz der richtig geilen MOTÖRHEAD-Coverversion "Ace of Spades" mit Gastgitarrero Phil Campbell will der Funke zum Publikum einfach nicht wirklich überspringen. Da kann auch "Everything About You", der erste und größte Hit der Jungs, nichts dran ändern. Trotzdem ein solider Auftritt, aber mehr auch nicht.
Setlist UGLY KID JOE
01. V.I.P.
02. Neighbour
03. C.U.S.T.
04. Panhandlin' Prince
05. No One Survives
06. Devil's Paradise
07. Cats In The Cradle
08. I'm Alright
09. Milkman's Son
10. Goddamn Devil
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11. Ace Of Spades
12. Everything About You
MOTÖRHEAD
Trotz Krankheit und OP betreten ein sichtlich angeschlagener Lemmy und seine Jungs gegen 21:00 tatsächlich die Black Stage. Lange stand nicht fest, ob MOTÖRHEAD den Gig überhaupt bestreiten kann, hatte die Band doch alle anderen geplanten Festivalauftritte in diesem Jahr abgesagt. Mit dem üblichen Spruch "We are Motörhead and we play Rock'n'Roll" und dem Song "I Know How To Die" wird die Show eröffnet. Man merkt Lemmy die Anstrengung deutlich an, trotzdem bringt er "Damage Case", "Stay Clean", "Metropolis" und "Over The Top" noch einigermaßen gut über die Bühne. Als daraufhin ein ausgedehntes Gitarrensolo folgt, beginnt man dann doch, sich Sorgen zu machen. Nach dem Song "The Chase Is Better Than The Catch" verschwindet Lemmy schließlich nach nur 30 Minuten und sieben Songs von der Bühne. Wenige Minuten später gibt Veranstalter Thomas Jensen bekannt, dass es Lemmy nicht gut geht. Vom Publikum erntet Lemmy jedoch Respekt, dass er überhaupt aufgetreten ist.
Mittlerweile geht es ihm übrigens wieder besser, er hat sich in einem Interview dazu geäußert und macht die große Hitze und den Stress dafür verantwortlich. Gute Besserung!
Setlist MOTÖRHEAD
01. I Know How To Die
02. Damage Case
03. Stay Clean
04. Metropolis
05. Over The Top
06. Guitar Solo
07. Yhe Chase Is Better Than The Catch
DORO
Die Sängerin Doro Pesch feiert ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum auf dem diesjährigen Wacken Open Air. Nach einem Einspieler mit Bildern ihres Werdegangs machen mit "I Rule The Ruins" und "Burning The Witches" erst einmal zwei WARLOCK-Klassiker den Anfang des Sets. Die Meute vor der Bühne lässt sich sofort ordentlich mitreißen und bevor es mit "Rock Til Death" weitergeht, verkündet Doro erst einmal, dass es Lemmy wieder gut ginge (der MOTÖRHEAD-Sänger musste seinen Auftritt vorher aus gesundheitlichen Gründen bereits nach 30 Minuten abbrechen). Daraufhin folgt mit "East Meets West" ein weiterer Song aus WARLOCK-Zeiten, welchen die Metal-Queen gemeinsam mit GRAVE DIGGER-Frontmann Chris Boltendahl zum besten gibt. Bei der Wacken-Hymne "We Are Metalheads" ist die Stimmung im Publikum dann endgültig auf dem Höhepunkt. Zum SAXON-Cover "Denim and Leather" gibt sich Biff Byford himself die Ehre und bei der Ballade "Für Immer" hat man mit Gitarrist Uli Jon Roth einen weiteren illustren Gastmusiker am Start. Nach dem JUDAS PRIEST-Song "Breaking The Law" (mit MOTÖRHEAD-Gitarrist Phil Campbell) und dem wohl bekanntesten WARLOCK-Gassenhauer "All We Are" gibt es mit "Earthshaker Rock" noch eine Zugabe, bevor dann endgültig Schicht im Schacht ist. Alles in allem ein wirklich gelungener Auftritt!
Setlist DORO
01. I Rule The Ruins
02. Burning The Witches
03. Rock Til Death
04. East Meets West
05. The Night Of The Warlock
06. Wacken Hymne (We Are Metalheads)
07. Raise Your Fist In The Air
08. Denim And Leather
09. Hellbound
10. Für Immer
11. Revenge
12. Metal Tango
13. Breaking The Law
14. All We Are
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15. Earthshaker Rock
GRAVE DIGGER
Kurz vor 2:00 Uhr in der Nacht betreten GRAVE DIGGER die Bretter der True Metal-Stage und legen trotz später Stunde einen ihrer stärksten Festivalauftritte hin. Das Publikum, welches immer noch zu tausenden vor der Bühne versammelt ist, dankt es dem Quartett um Sänger Chris Boltendahl und geht von der ersten Sekunde an ordentlich mit. Im Background wird die Band übrigens erneut von VAN CANTO unterstützt. Den Anfang macht das Intro "Charon", gefolgt von "Clash Of The Gods" von der gleichnamigen Scheibe. Bei "Ballad Of The Hangman" grölt die gesamte Meute mit - Gänsehaut pur! Als Gastmusiker zu "Highland Farewell" holt man sich den Dudelsackspieler The Badpiper auf die Bühne, der gemeinsam mit SABATON-Frontmann Joakim Broden auch beim anschließenden "Rebellion" mit von der Partie ist. Zum Abschluss serviert man uns den Klassiker "Heavy Metal Breakdown", bevor wir gegen vier Uhr morgens müde aber glücklich zurück ins Hotel fahren. Ein krönender Abschluss eines geilen Festivaltages!
Setlist GRAVE DIGGER
01.Charon (Fährmann des Todes)
02. Clash of the Gods
03. Death Angel & the Grave Digger
04. Hammer of the Scots
05. Knights of the Cross
06. Wedding Day
07. Ballad of a Hangman
08. The House
09. The Reaper / We Wanna Rock You / Baphomet / Twilight of the Gods
10. Excalibur
11. The Last Supper
12. Home at Last
13. Highland Farewell
14. Rebellion (The Clans Are Marching)
15. Heavy Metal Breakdown
SAMSTAG
DANZIG
Der Schinkengott hat heuer seinen ersten Wacken-Auftritt und erklimmt pünktlich um 18:00 Uhr die Black Stage, um mit "Skin Carver" erst einmal einen Song vom 2004er-Album "Circle Of Snakes" auszupacken. Unterstützt von seiner Band, die in dieser Konstellation schon einige Jahre besteht, gibt er anschließend "Hammer Of the Gods" vom vom letzten Album "Deth Red Sabaoth" zum Besten, bevor mit "Twist Of Cain" der erste richtige Klassiker auf dem Programm steht. Nach "How The Gods Kill" von der gleichnamigen Scheibe kommt Glen Danzigs ehemaliger MISFITS-Mitstreiter Doyle auf die Bühne, um gemeinsam einige alte Klassiker ihrer ehemaligen Band zu zocken, welche vom Publikum gebührend abgefeiert werden. Nach dem wohl bekanntesten DANZIG-Hit "Mother" gibt es mit "Die, Die My Darling", einem weiteren MISFITS-Cover, eine letzte Zugabe. Runde Sache!
Setlist DANZIG
01.SkinCarver
02. Hammer of the Gods
03. Twist of Cain
04. Am I Demon
05. Her Black Wings
06. Devil's Plaything
07. Blood and Tears
08. How the Gods Kill
09. Death Comes Ripping
10. I Turned Into a Martian
11. Vampira
12. Skulls
13. Astro Zombies
14. Bullet
15. Last Caress
16. Mother
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17. Die, Die My Darling
ALICE COOPER
Bereits zum zweiten Male ist Schockrocker ALICE COOPER auf dem W.O.A. am Start. Mit (fast) neuer Band und einer Show, die keine Wünsche offen lässt, zieht der immerhin schon 65-jährige Altmeister das Publikum sofort in seinen Bann und haut einen Hit nach dem anderen raus. So dürfen Gassenhauer wie "Hey Stoopid", "No More Mr. Nice Guy" oder "Feed my Frankenstein" natürlich auf gar keinen Fall fehlen, aber Coversongs wie "Break On Through" (THE DOORS) oder "My Generation" (THE WHO) wissen zu gefallen. Es ist ein wahres Vergnügen, der Band zuzuschauen, die vor Spielfreude nur so strotzt. Ganz besonders sticht die ebenso schöne wie talentierte Gitarristin Orianthi hervor, die den ehemaligen Gitarristen Damon Johnson ersetzt. Auch die Bühnenshow samt elektrischem Stuhl und Guillotine kann sich sehen lassen. Mit "I'm Eighteen" und "Poison" stehen schließlich die zwei letzten regulären Songs auf der Playlist, gefolgt vom Rausschmeisser "School's Out". Alles in allem wird der Schockrocker samt Band seinem Headlinerstatus mehr als gerecht und liefert einen der besten Gigs des Festivals ab!
Setlist ALICE COOPER
01. Hello Hooray
02. House of Fire
03. No More Mr. Nice Guy
04. Under My Wheels
05. I'll Bite Your Face Off
06. Billion Dollar Babies
07. Caffeine
08. Department of Youth
09. Hey Stoopid
10. Dirty Diamonds
11. Welcome to My Nightmare
12. Go to Hell
13. He's Back (The Man Behind the Mask)
14. Feed My Frankenstein
15. Ballad of Dwight Fry
16. Killer
17. I Love the Dead
18. Under the Bed
19.Break On Through (to the Other Side)
(The Doors cover)
20. Revolution
(The Beatles cover)
21. Foxy Lady
(The Jimi Hendrix Experience cover)
22. My Generation
(The Who cover)
23. I'm Eighteen
24. Poison
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25. School's Out
NIGHTWISH
Um 22:45 ist es Zeit für NIGHTWISH. Power-Metal mit Träller-Else, wie ich immer so schön sage, und seinerzeit eine Rieseninspiration für Bands mit ähnlichem Konzept. Dieser Gig wird von den meisten Fans mit großer Spannung erwartet, stehen die Finnen heute doch mit Neuzugang Floor Jansen (Ex-AFTER FOREVER) am Gesangsmikro auf der True Metal Stage. Eingeläutet wird die Show mit der Titelmelodie von Crimson Tide (Hans Zimmer), bevor es mit "The Dark Chest Of Wonders" losgeht und spätestens beim zweiten Song "Wish I Had An Angel" wird klar, dass die Niederländerin ihren beiden Vorgängerinnen gesanglich in nichts nachsteht bzw. diese noch zu toppen vermag. Dies merken auch die Fans und applaudieren begeistert. Die Setlist liest sich wie ein Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase der Band, knapp die Hälfte stammt von den frühen Alben, so z.B. der Klassiker "Nemo". Mit "Imaginaerum" und einem amtlichen Feuerwerk verabschieden sich die Finnen schließlich, und es bleibt zu hoffen, dass Frau Jansen ab jetzt fester Bestandteil der Band wird.
Setlist NIGHTWISH
01. Dark Chest Of Wonders
02. Wish I Had An Angel
03. She Is My Sin
04. Ghost River
05. Ever Dream
06. Storytime
07. I Want My Tears Back
08. Nemo
09. Last Of The Wilds
10. Bless The Child
11. Romanticide
12. Amaranth
13. Ghost Love Score
14. Song Of Myself
15. Last Ride Of The Day
16. Outro (Imaginaerum)
LINGUA MORTIS feat. RAGE
Als Abschluss des diesjährigen W.O.A.s schaue ich mir das LINGUA MORTIS ORCHESTRA an. Hier ist ein komplettes Sinfonieorchester am Start, welches gemeinsam mit RAGE das neue Album "LMO" zum Besten gibt. Obwohl die Scheibe erst seit gestern in den Läden ist und den meisten somit noch unbekannt ist, sind die Reaktionen im Publikum dennoch sehr gut. Neben den neuen Songs gibt es natürlich auch ältere Stücke zu hören, so steht mit "From The Cradle To The Grave" beispielsweise auch ein Song vom '98er-Album "XIII" auf der Setlist. Insgesamt ein gelungener Auftritt!
Setlist LINGUA MORTIS feat. RAGE
01. Cleansed By Fire
02. From The Cradle To The Grave
03. Scapegoat
04. Empty Hollow
05. Lament
06. Witches' Judge
07. Straight To Hell
FAZIT
Natürlich spaltet das Wacken Open Air schon seit einigen Jahren die Gemüter. Für viele ist es mittlerweile zu groß und zu kommerziell. Trotzdem war es für uns wie immer ein großartiges Festival mit viel Bier, Metal, hervorragendem Wetter und guter Laune. So muss es sein! Schade allerdings, dass das Billing für Black- und Death Metal-Liebhaber diesmal nicht allzu viel zu bieten hatte. Bleibt zu hoffen, dass sich dies im kommenden Jahr, ändert wenn es wieder einmal heisst: "SEE YOU IN WACKEN - RAIN OR SHINE!" In diesem Sinne: bis zum nächsten Jahr!
(CE)
IMPRESSIONEN