WACKÖÖÖÖN! Endlich ist es wieder soweit! In diesem Jahr geht das weltgrößte Metal-Open Air bereits in die 30. Runde. Dieses Jubiläum muss natürlich standesgemäß gefeiert werden, weshalb die Veranstalter diesmal einige besondere Leckerbissen für uns bereitgestellt haben.
So machen beispielsweise SLAYER auf ihrer auf ihrer Abschiedstour Halt in Wacken und zelebrieren hier ihre allerletzte Festival-Show. Auch auf Größen wie BODY COUNT, ANTHRAX, SABATON oder DEMONS & WIZARDS dürfen sich 75.000 Freunde der harten Stromgitarrenmusik freuen, die wie immer aus aller Welt ins Metal-Mekka eingefallen sind.
Insgesamt werden also etwa 190 Bands auf nunmehr 9 Bühnen aufspielen. Neu ist in diesem Jahr die History Stage – ein Nachbau der allerersten Wacken-Bühne, die sich tatsächlich noch aus Teilen der selbigen zusammensetzt und ein gewisses Nostalgie-Feeling verbreitet. Hoffentlich kommt die History Stage auch im kommenden Jahr wieder zum Einsatz!
Eine weitere Neuerung ist der großartige Kaufland Metal Market: ein riesiger und gut sortierter Supermarkt, der auf dem ehemaligen Campground C steht und alles am Start hat, was das Metaller-Herz begehrt. Sogar veganes Grillgut kann man dort käuflich erwerben. Auch hier bleibt zu hoffen, dass diese Neuerung beibehalten wird.
MITTWOCH
Wie jedes Jahr machen auch wir uns wieder von NRW aus in den Norden auf, um der Jubiläumsausgabe unseres Lieblingsfestivals beizuwohnen. Nachdem die Bändchen, Pässe und Parktickets organisiert, die Zelte aufgebaut und die unvermeidlichen Willkommensbierchen auf dem Campground genüsslich gezwitschert wurden, ist es Zeit, den Weg zum Festivalgelände anzutreten…
THE SWEET
Mehr durch Zufall als geplant landen wir schließlich im proppenvollen Bullhead City-Zelt, in welchem sich THE SWEET aufgrund der Unwetterwarnung mit einer etwa einstündigen Verspätung gerade anschicken, einen der wohl stärksten Gigs des Tages abzuliefern.
Die Herren um den mittlerweile 70jährigen Andy Scott, letztes verbliebenes Gründungsmitglied der 1968 in London gegründeten Band, verwandeln die Zeltbühne in einen wahren Hexenkessel und feuern mit Songs wie „Love Is Like Oxygen“, „Fox on the Run“ oder Rausschmeißer „Ballroom Blitz“ eine Hit-Granate nach der anderen ins glückliche Publikum, welches textsicher und voller Inbrunst jeden Song mitsingt. Dies wiederum freut den blonden Frontmann, der sich überschwänglich bei der Meute bedankt.
Große Überraschung und für uns ein super Auftakt ins diesjährige Wacken Open Air!
Setlist THE SWEET
Action
Hell Raiser
The Six Teens
Burn on the Flame
AC/DC
Set Me Free
Teenage Rampage
Love Is Like Oxygen
Fox on the Run
Blockbuster
The Ballroom Blitz
THE SISTERS OF MERCY
Weiter geht’s für uns mit THE SISTERS OF MERCY, einer Band, die seinerzeit viele Gothic-Bands maßgeblich beeinflusste. Die Briten headlinen den heutigen Abend auf der WET-Stage, werden dieser Position aber leider nicht wirklich gerecht. Zu belanglos ist die Show der Briten doch.
Aufgrund des Nebels sieht man leider kaum etwas. Zudem interagiert Frontmann Andrew Eldritch nicht mal ansatzweise mit dem Publikum und der Sound ist (gelinde gesagt) eher mittelmäßig. Daran können auch Genre-Klassiker wie „More“, „Marian“, „Dominion/Mother Russia“ oder „This Corrosion“ nichts ändern. Zumindest kann man aber sagen, dass sich die Setlist wie ein Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase der Gothic-Legende liest und fast alle wichtigen Songs beinhaltet. Mit „Temple of Love“, dem wohl bekanntesten Hit der Band, ist dann schließlich Schicht im Schacht und man lässt uns leider etwas enttäuscht zurück. Schade!
Setlist THE SISTERS OF MERCY
More
Ribbons
Crash and Burn
Doctor Jeep / Detonation Boulevard
When You Don't See Me
We Are the Same, Susanne
No Time to Cry
Marian
Alice
Arms
First and Last and Always
Dominion/Mother Russia
Vision Thing
This Corrosion
Temple of Love
CRISIX
Unterdessen liefern CRISIX, die Metal Battle-Gewinner von 2009, auf der Wasteland Stage eine sympathische und energiegeladene Show vom Allerfeinsten ab – und das bei bestem Sound! Mit schnellem Thrash Metal im Bay Area-Stil schaffen es die Spanier binnen kürzester Zeit, dass der Funke aufs Publikum überspringt: so reagiert die Meute vor der Bühne sofort mit mehreren Moshpits, Haare fliegen und Pommesgabeln gehen steil. Apropos Funke: die gigantische Pyro-Show mit Flammensäulen ist nicht nur etwas fürs Auge – auch werden wir mit Wärme versorgt, da es inzwischen doch etwas frisch geworden ist. Definitiv ein (unerwartetes) Highlight! Gerne wieder!
CANCER
Cancer, die als nächster Act die Wasteland Stage entern, haben indes von Anfang an mit extremen Soundproblemen zu kämpfen, so dass es tatsächlich eine geschlagene Dreiviertelstunde dauert, bis die Jungs -mit nach wie vor mäßigem Sound- schließlich doch loslegen können. Dies tut der Stimmung jedoch keinen Abbruch – Band und Fans machen das Beste daraus und Kracher wie „Cancer fuckin‘ Cancer (CFC)“, „Into the Acid“ oder „Down the Steps“ werden ordentlich abgefeiert.
Anschließend erkunden wir noch ein bisschen das Festivalgelände und freuen uns schon auf den morgigen Donnerstag – auch, weil durch die Öffnung der drei großen Hauptbühnen die Besuchermenge endlich ein wenig entzerrt wird…
DONNERSTAG
TESTAMENT
Als TESTAMENT am späten Nachmittag bei sengender Hitze die Louder Stage entern, ist bereits beim Opener „Brotherhood of the Snake“ klar, dass die Bay Area-Thrasher auch diesmal keine Gefangenen machen. Die Amis um Frontmann Chuck Billy sind nicht nur eine der wichtigsten Bands ihres Genres, sondern auch allgemein recht geschätzt – dementsprechend voll ist es vor der Bühne. Mit Songs wie „More Than Meets the Eye“, „Into the Pit“ oder „Over the Wall“ liefern die Jungs einen Knaller nach dem anderen ab. Die Meute vor der Stage nimmt’s dankbar an und so werden relativ bald die ersten Moshpits eröffnet. Die Musiker selbst strotzen nur so vor Energie, obwohl sie wahrlich nicht mehr die jüngsten sind. Ein in jeder Hinsicht gelungener Gig!
Setlist TESTAMENT
Brotherhood of the Snake
The Pale King
More Than Meets the Eye
D.N.R. (Do Not Resuscitate)
Eyes of Wrath
Low
Into the Pit
Practice What You Preach
Electric Crown
Over the Wall
Disciples of the Watch
The Formation of Damnation
NORDJEVEL
Schwarzmetallisch geht’s unterdessen in der Zeltbühne bzw. WET-Stage zur Sache, in welcher NORDJEVEL aus Norwegen mit Corpsepaint, Stachelarmbändern, Blut und umgedrehten Kreuzen jedes erdenkliche Black Metal-Klischee bis zur Karikatur erfüllen. Rotes Licht und der Einsatz von Pyros machen die Show perfekt. Zwar ist der Sound ein bisschen breiig, aber die Spielfreude der vier grimmigen Norweger bügelt dieses Defizit mehr als aus.
Auf der Setlist stehen übrigens gleich vier Songs vom aktuellen Album „Necrogenesis“, welches ich Fans des norwegischen Old School-Black Metals nur wärmstens ans Herz legen kann. Feine Sache!
Setlist NORDJEVEL
Denne Tidløse Krigsdom
Devilry
Det Ror Og Ror
Amen Whores
Nazarene Necrophilia
The Fevered Lands
Djevelen I Nord
NECROPHOBIC
Ganz besonders freuen wir uns auf NECROPHOBIC, die uns an Ostern bereits auf einem der Pre-Konzerte zum Inferno Festival mit einem Auftritt und einem Sound zum Niederknien in Verzückung brachten.
Und auch diesmal werden die Schweden, die mit ihrem schwarzmetallisch angehauchten Death Metal nicht nur musikalisch, sondern auch optisch immer ein absolutes Highlight sind, ihrem Ruf als eine der besten Live Bands ihres Genres mehr als gerecht. So sind die Stockholmer, die vor Energie und Spielfreude nur so sprühen, absolute Meister im Posen und lassen infolgedessen jedes Fotografenherz höher schlagen.
Neben Songs wie „The Third Of Arrivals“, „The Crossing“, „Celebration Of The Goat“ oder „Revelation 666“ hat man mit dem Titelsong „Mark Of The Necrogram“ und „Tsar Bomba“ auch zwei Stücke vom aktuellen Silberling „Mark of the Necrogram“ im Gepäck, die beim Publikum ebenfalls sehr gut ankommen. Jedenfalls ist die Stimmung vor der Bühne großartig – es wird gemosht, was das Zeug hält. Was für ein gelungener Gig!
Setlist NECROPHOBIC
Awakening…
Mark Of The Necrogram
The Call
Celebration Of The Goat
The Crossing
Tsar Bomba
Blinded By Light, Enlightened By Darkness
Revelation 666
The Nocturnal Silence
VULTIMAS
VULTIMAS? Bis dato hatte ich, das muss ich zu meiner Schande gestehen, noch nichts von dieser Band gehört, obwohl das Allstar-Projekt um David Vincent bereits seit 2015 existiert.
Da wir ohnehin schon in der „Zeltbühne“ sind, in der sich (gefühlt) die genialsten Bands des Tages die Klinke in die Hand geben, dürfen wir uns als alte Morbid Angel-Fans den Auftritt von VLTIMAS keinesfalls entgehen lassen.
Abgesehen von Ex-Morbid Angel-Fronter Vincent geben sich hier und heute außerdem Flo Mounier (Drums, CRYPTOPSY, u.a.), Rune „Blasphemer“ Eriksen (Gitarre, AURA NOIR), sowie Ype Terwisscha van Scheltinga (Bass) und João Duarte (Gitarre) die Ehre. Mit ihrem schwarz angehauchten Death Metal liefern die Jungs einen absoluten Abriss und überraschen nicht nur uns äußerst positiv. Besonders David Vincents cleane Gesangsparts in bester Morbid Angel-Manier erfreuen die Freunde todesmetallischer Klänge. Bislang existiert mit „Something Wicked Marches In“ (2019) lediglich ein einziger Logplayer – man darf also gespannt sein, was da noch kommt!
Setlist VLTIMAS
Something Wicked Marches In
Praevalidus
Total Destroy!
Monolilith
Truth and Consequence
Last Ones Alive Win Nothing
Everlasting
Diabolus Est Sanguis
Black Sabbath
Marching On
DARK FUNERAL
Nach all den großartigen Bands steht mit DARK FUNERAL das nächste Highlight auf dem Programm. Die Zeltbühne respektive Headbangers Stage ist trotz des parallel stattfindenden Sabaton-Gigs auf der Harder Stage immer noch gut gefüllt mit Fans, die dem Gig der schwedischen Schwarzwurzler voller Erwartung entgegenfiebern.
Die Mannen um Gitarrist Lord Ahriman beginnen ihr etwa einstündiges Set mit „Open the Gates“ und werden von der ersten Minute an ordentlich abgefeiert, so dass Frontmann Heljarmadr sich offensichtlich animiert fühlt, die Meute zum Moshpit aufzufordern, was sich der geneigte Fan selbstverständlich nicht zweimal sagen lässt. Doch es werden nicht nur Blastbeat-Kracher, sondern auch Midtempo-Songs wie „Temple Of Ahriman“ zum Besten gegeben, die genauso gut ankommen. Der durchweg einwandfreie Sound und eine amtliche Pyro-Show tragen außerdem dazu bei, dass wir den Auftritt der Schweden wohl so schnell nicht vergessen werden. Runde Sache!
Setlist DARK FUNERAL
Open the Gates
Unchain My Soul
The Arrival of Satan's Empire
Atrum Regina
Where Shadows Forever Reign
As I Ascend
Temple of Ahriman
HELLHAMMER/TRIUMPH OF DEATH
Den Abschluss macht heute Abend eine absolute Legende - pünktlich zur Geisterstunde betreten Tom G. Warrior und Konsorten die Bretter der WET-Stage und zocken HELLHAMMER-Songs unter dem Namen TRIUMPH OF DEATH (benannt nach dem 1983 erschienenen Demo). Ich habe HELLHAMMER/TRIUMPH OF DEATH zuvor bereits zweimal live erleben dürfen - das letzte Mal auf dem Inferno Festival in Oslo - und weiß daher schon ungefähr, was heute Abend auf uns zukommt. Die Hellhammer-Songs sind ebenso simpel wie kultig und waren seinerzeit eine Riesen-Inspiration für 2dn-Wave Black Metal-Bands wie Mayhem. So ist es nicht verwunderlich, dass hier mindestens drei Metal-Generation gemeinsam im immer noch gut gefüllten Zelt nebeneinanderstehen und die Schweizer nach allen Regeln der Kunst bejubeln. Fazit: ein Stückchen Metal-Geschichte, gespickt mit Tom G. Warriors obligatorischen „Ughs“ – besser kann ein Festival-Tag doch nicht enden, oder?
FREITAG
Der nunmehr dritte Festivaltag beginnt leider etwas chaotisch. Dem angekündigten Unwetter fallen mehrere Gigs zum Opfer – weitere Auftritte werden zeitlich verschoben und teilweise auf andere Bühnen verlegt. Leider verlieren wir deshalb etwas den Überblick, da die Festival-App mit den aktuellen Infos teilweise stark überlastet und somit nicht immer verfügbar ist.
Aufgrund dessen verpassen wir leider auch CRADLE OF FILTH, deren Gig wir fälschlicherweise als gecancelt wähnen, der aber, so müssen wir später feststellen, auf einen späteren Zeitpunkt und in die Zeltbühne bzw. WET-Stage verschoben wurde.
Da wir wegen des Unwetters das Festivalgelände zunächst nicht betreten dürfen, nutzen wir die Zeit, um auf dem Zeltplatz unterm Pavillon zu grillen und das erste Bierchen zu genießen.
BODY COUNT
Mit BODY COUNT um Rapper, Schauspieler und Weltstar ICE-T geht es dann endlich wieder planmäßig weiter. Vor der Harder Stage ist es selbstredend pickepackevoll, als sich der Frontmann mit „Ice-Motherfucking-T, Bitch“ vorstellt und der Gig mit dem Motörhead-Cover „Ace of Spades“ eingeläutet wird. Das nun folgende, knapp anderthalbstündige Set, liest sich wie ein Querschnitt durch die gesamte Discographie der Band – alle Alben seit dem 1992er Debut „Body Count“, welches beispielsweise mit dem Titeltrack oder „Cop Killer“ vertreten ist, werden hier berücksichtigt. Cover-Songs wie Slayers „Postmortem“ oder „Disorder“ von The Exploited werden ebenfalls dankbar abgefeiert. Ich für meinen Teil hätte mir zwar noch den einen oder anderen älteren Song wie „Body Count´s in the House“ oder „The Winner Loses“ von der ersten Scheibe gewünscht, aber dafür fehlt leider die Zeit. Alles in allem machen die Amis um Bandkopf ICE-T aber einen soliden Job und lassen nach zwei Zugaben eine zufriedene Menge zurück.
Setlist BODY COUNT
Ace Of Spades (Motörhead Cover)
Bowels Of The Devil
Manslaughter
No Lives Matter
Body Count
Necessary Evil
Drive By
Voodoo
Black Hoodie
There Goes The Neighborhood
Schlagzeug-Solo
KKK Bitch
Disorder (The Exploited Cover)
Postmortem (Slayer Cover)
Talk Shit, Get Shot
Cop Killer
Institutionalized (Suicidal Tendencies Cover)
This Is Why We Ride
VENOM INC.
Etwa zeitgleich geben sich auf der Headbangers Stage VENOM INC die Ehre, so dass wir unser Team diesmal zweiteilen müssen.
Die alten Herren um den Gitarristen und VENOM-Gründungsmitglied Mantas haben mit Sänger Tony „Demolition Man“ Dolan ein weiteres ehemaliges Venom-Mitglied an Bord und zocken (wie soll es anders sein) Songs der britischen Metal-Legende, die (genau wie Hellhammer am Vortag) eine der großen Inspirationen für den Black Metal der 90er Jahre darstellt.
Dass die Zeltbühne leider noch relativ leer ist, als die Band die Stage betritt, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass Body Count gerade auf einer der großen Hauptbühnen steht. Nichtsdestotrotz ist die Stimmung super und alle Anwesenden freuen sich über den gelungenen Auftritt des 2015 gegründeten Venom-Ablegers, der nicht nur mit alten Venom-Songs aufwartet, sondern mit „Avé“ (2017) inzwischen auch ein komplett eigenes Album veröffentlich hat. Doch am meisten freut man sich natürlich über alte Venom-Hits „In League With Satan“, „Black Metal“ oder „Countess Bathory“, die einen großen Teil der Setlist ausmachen und lautstark mitgegrölt werden. Auch der Sound ist wieder erste Sahne - so darf es bitte weitergehen. Insgesamt eine starke Darbietung der Briten! Und - steinigt mich ruhig - nachdem ich Venom Inc. inzwischen mehrmals sehen durfte, wage ich sogar zu behaupten, dass Mantas und Co. live um einiges besser sind als ihre ehemaligen Arbeitgeber.
ANTHRAX
Gegen 18:30 Uhr betreten ANTHRAX mit halbstündiger Verspätung die Faster Stage. Die New Yorker Thrash-Urgesteine, zusammen mit Metallica, Slayer und Megadeth Teil der so genannten „Big Four“, sind eigentlich immer ein Garant für eine gelungene Show und auch diesmal enttäuschen uns die Amis um Gitarrist Scott Ian nicht im Geringsten.
Routiniert, aber mit ordentlich Spaß in den Backen zockt sich der Fünfer durch das knapp einstündige (und damit für meinen Geschmack leider viel zu kurze) Set und Frontmann Joey Belladonna, der Seit 2010 wieder Teil der Truppe ist, wird anscheinend nie alt und fegt wie in alten Zeiten voller Energie über die Faster Stage.
Bereits nach dem Opener „Caught In A Mosh“ könnte die Stimmung vor der Bühne könnte besser nicht sein – neben dem einen oder anderen Moshpit sind auch jede Menge Crowdsurfer unterwegs, so dass die Security alle Hände voll zu tun hat. Dies zeiht sich dann bis zum Klassiker und Rausschmeißer „Indians“, bei dem die Meute noch mal richtig steilgeht. Erwähnenswert wäre außerdem die Gebärdendolmetscherin, die die Texte für die gehörlosen Metalheads übersetzt.
Insgesamt ein nahezu perfekter Auftritt, der Lust auf die nächste Big Four Band macht, welche heute Abend in Form von Slayer ihren Abschiedsgig zelebrieren wird.
SETLIST ANTHRAX
Caught In A Mosh
Got The Time
Madhouse
I Am The Law
Now It’s Dark
In The End
A.I.R.
Antisocial
Indians
THE CROWN
Aber vorher zieht es uns noch zur History Stage, denn den Auftritt der schwedischen Deather von THE CROWN wollen wir uns auf gar keinen Fall entgehen lassen. Die History Stage besteht übrigens aus Teilen der allerersten Wacken-Bühne, die für das 30. Festival-Jubiläum quasi recycelt wurde. Da sich nicht so viele Besucher ins History-Stage-Zelt verirrt haben, ist die Atmosphäre auch relativ entspannt, was ich nach Anthrax als äußerst angenehm wahrnehme, bevor die fünf leicht angesäuselten Musiker die Bühne betreten und die Fans mit thrashigem Death Metal und rotziger Attitüde spätestens beim dritten Song „Blitzkrieg Witchcraft“ zum kollektiven Ausrasten bringen. Band und Publikum haben sichtlich Spaß! Auch das aktuelle Album „Cobra Speed Venom“ wird mit drei Songs berücksichtigt. Ein kurzweiliger und amüsanter Gig!
Setlist THE CROWN
Destroyed by Madness
Iron Crown
Blitzkrieg Witchcraft
Under the Whip
Deathexplosion
Executioner (Slayer of the Light)
Introduction: House of Hades
Crowned in Terror
In the Name of Death
Face of Destruction/Deep Hit of Death
Total Satan
1999 - Revolution 666
Zombiefied!
SLAYER
Doch nun zum Headliner und Highlight des Tages! SLAYER läuten mit ihrer Abschiedstour das Ende einer Ära ein, so dass das Infield schon lange vor dem Gig aus allen Nähten zu platzen scheint. So herrscht kurz vor Beginn der Show sogar schon ein offizieller Einlassstopp und der eine oder Fan muss traurig auf den Auftritt der Bay Area Thrash-Legende verzichten.
Wir sind jedoch schon lange vor Beginn im Infield und nutzen die letzte Gelegenheit, die Jungs noch einmal live zu erleben. Gebannt und voller Vorfreude haben wir einen relativ guten Spot ergattert, während es um uns herum so voll ist, dass es schwierig wird, Bier zu holen oder selbiges wegzubringen.
Als schließlich das Intro „Delusions Of Saviour“ erklingt und die obligatorischen „Slaaayyyyeeer“-Rufe zu vernehmen sind, gibt es für die Fans kein Halten mehr. Bereits beim Opener „Repentless“ vom gleichnamigen 2015er-Silberling sind erste Crowdsurfer unterwegs und die Menge vor der Harder Stage lässt ihrer Begeisterung freien Lauf: fliegendes Haupthaar, Moshpits – das volle Programm!
Die Herren King, Arya und Co. indes liefern eine Show ab, die sich wie immer auf konstant hohem Niveau bewegt - und die aus 20 Songs bestehende Setlist lässt kaum Wünsche offen! Klassiker wie „Postmortem“, „Hell Awaits“, „Raining Blood“ oder „Dead Skin Mask“ werden von vorne bis hinten abgefeiert! Als mit „Angel Of Death“ schließlich Feierabend ist, machen wir uns mit einer Träne im Knopfloch Richtung Zeltplatz auf, um diesen Mega-Abriss noch einmal Revue passieren zu lassen. Ein absolut würdiger Headliner, das kann man nicht anders sagen!
Setlist SLAYER
Delusions Of Saviour (Intro)
Repentless
Evil Has No Boundaries
World Painted Blood
Postmortem
War Ensemble
Gemini
Disciple
Mandatory Suicide
Chemical Warfare
Payback
Temptation
Born Of Fire
Seasons In The Abyss
Hell Awaits
South Of Heaven
Raining Blood
Black Magic
Dead Skin Mask
Angel Of Death
SAMSTAG
Den Anfang des nunmehr letzten Festivaltages machen für mich die Norweger von KVELERTAK, die Hardcore Punk mit Einflüssen aus Rock ’n’ Roll und Black Metal spielen. Vor der Louder Stage hat sich inzwischen eine beachtliche Fanschaar versammelt, nicht wenige tragen Kvelertak-Shirts. Schon bei den ersten beiden Songs „Åpenbaring“ und „Bruane Brenn“ könnte die Stimmung vor der Bühne besser nicht sein. Der neue Sänger Ivar Nikolaisen macht seinen Job wirklich gut, gönnt sich zwischendurch ein Bad in der Menge und auch die anderen Musiker versuchen sich im Crowdsurfen. Ein klasse Auftritt, der großes Vergnügen bereitet!
Setlist KVELERTAK
Åpenbaring
Bruane Brenn
Nekroskop
1985
Evig Vandrar
Fossegrim
Offernatt
Blodtørst
Berserkr
Mjød
Månelyst
Kvelertak
Utrydd dei svake
THE VINTAGE CARAVAN
Als nächstes schauen wir uns die isländischen Retro-Rocker von THE VINTAGE CARAVAN an, die mit einer Mischung aus klassischem 70er Jahre-Hard Rock, frühem Metal und Progressive Rock auf der WET Stage unterwegs sind und das Publikum im rappelvollen Zelt sofort auf ihrer Seite haben. Beeinflusst von Bands wie Black Sabbath oder Led Zeppelin schlagen die Jungs in eine ähnliche Kerbe wie ihre schwedischen Kollegen von Witchcraft und begeistern mich von der ersten Sekunde an. Hinzu kommt das unfassbar sympathische Auftreten der Isländer, die im Laufe ihres Auftrittes durchweg gute Laune versprühen. Auch der Look der drei Musiker ist eine Hommage an die 70er. Stark!
Setlist THE VINTAGE CARAVAN
Reset
Reflections
Crazy Horses
Babylon
On the Run
Set Your Sights
Drum Solo / Expand Your Mind
Midnight Meditation
URIAH HEEP
Die 70er-Jahre spielen auch bei der nächsten Band eine Rolle, denn in diesem Jahrzehnt feierten die britischen Hardrocker von URIAH HEEP ihre größten Erfolge.
Pünktlich um 17:15 Uhr legen die alten Herren um Frontmann Mick Box aber erst einmal mit neueren Songs wie „Crazed By Heaven“, „Take Away My Soul“ oder „Knocking At My Door“ vom 2018er-Album „Living The Dream“ los, bevor man mit absoluten Klassikern wie „July Morning“ oder „Lady In Black“ eine Zeitreise in die 70er antritt. So macht das Quintett, das sich nach einer Figur aus dem Charles Dickens-Roman „David Copperfield“ benannt hat, junge und alte Metalheads glücklich, auch wenn der Sound zumindest dort, wo wir stehen, nur so semi-gut ist. Insgesamt aber ein wunderbar kurzweiliger Gig mit toller Musik!
Setlist URIAH HEEP
Crazed By Heaven
Too Scared To Run
Take Away My Soul
Knocking At My Door
Rainbow Demon, Gypsy
Look At Yourself
July Morning
Lady In Black
Sunrise
Easy Livin’
NIGHT IN GALES
Anschließend begebe ich mich zur History Stage, denn auf NIGHT IN GALES aus unserer Heimat NRW freue ich mich ganz besonders. Und das nicht nur, weil unser Pete (Black Messiah, Tsatthoggua, Ex-Eternal Dirge, Ex- Ninnghizhidda, u.a.) heute die Ehre hat, gemeinsam mit der Band einen Gastsong zu performen.
Als die Melodic Deather um Sänger Christian Müller mit „Architects of Tyranny“ von der aktuellen Scheibe „The Last Sunsets“ loslegen, ist die Stimmung in der gut gefüllten Zeltbühne direkt fantastisch und erstaunlich viele Fans der Band scheinen am Start zu sein, was man daran merkt, dass textsicher jeder einzelne Song mitgesungen wird. Absolutes Highlight ist sicher auch der eingangs schon erwähnte Gastauftritt von Pete, der im Duett mit Christian den Klassiker „Intruder“ zum Besten gibt. Wer seine Stimme noch von Ninnghizhidda kennt, weiß, dass das nur großartig werden kann. Am Ende des Songs fliegen sogar Schlüppis auf die Bühne. Dies bringt nicht nur die Band zum Schmunzeln. Anschließend geht’s mit „Void Venture“ weiter, bevor man mit dem Slayer-Klassiker „Raining Blood“ noch einmal einen richtig geilen Rausschmeißer in petto hat. Sauber!
Setlist NIGHT IN GALES
Architects of Tyranny
Sylphlike
Mindspawn
The Mortal Soul
The Spears Within
Razor
The Last Sunsets
The Abyss
Autumn Water
Intruder
Void Venture
Raining Blood
SAXON
Wie schon so oft in der Vergangenheit endet das Wacken Open Air für uns auch in diesem Jahr wieder mit SAXON. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie häufig ich die Briten bereits auf dem Holy Ground gesehen habe, aber es waren etliche Male. Und jedes Mal ist es wieder ein Vergnügen.
In diesem Jahr feiern die NWOBHM-Urgesteine übrigens pünktlich zum 30. Wacken-Jubiläum ihr eigenes 40-jähriges, was gebührend zelebiert werden muss. Sänger Biff Byford ist agil wie eh und je, man merkt ihm seine fast 70 Jahre überhaupt nicht an. Und auch der Rest der Band hat sich gut gehalten.
Los geht’s wie immer mit „Motorcycle Man“, bevor man mit Songs wie „Denim and Leather“ oder „The Eagle Has Landed“ eine Metal-Hymne nach der anderen raushaut. Hier feiern ältere Semester gemeinsam mit jungen Metalheads, die sich ebenfalls für die britische Heavy Metal-Legende begeistern können. „Princess of the Night“ macht wie immer das Schlusslicht, bevor die glücklichen, aber nach vier Tagen völlig ausgepowerten Fans in die Nacht entlassen werden. Ein großartiger Abschluss eines ebenso grandiosen Festivals!
Setlist SAXON
Motorcycle Man
Battering Ram
Wheels of Steel
Strong Arm of the Law
Denim and Leather
Thunderbolt
Backs to the Wall
They Played Rock and Roll
The Eagle Has Landed
Battalions of Steel
Dogs of War
Solid Ball of Rock
And the Bands Played On
To Hell and Back Again
Power and the Glory
Heavy Metal Thunder
Crusader
747 (Strangers in the Night)
Princess of the Night
FAZIT
Am Ende bleibt nur zu sagen, dass auch dieses Wacken Open Air wieder eines der Highlights der diesjährigen Festivalsaison war. So haben die Veranstalter wieder ein nahezu perfektes Event auf die Beine gestellt, an dem es nur wenig zu meckern gibt.
Das kommenden Wacken Open Air findet vom 30. Juli bis zum 01. August 2020 statt und der Vorverkauf hat bereits begonnen. Tickets kann man auf www.metaltix.com käuflich erwerben. Außerdem wurden mit JUDAS PRIEST, AMON AMARTH und MERCYFUL FATE unterdessen schon die ersten Bands für die kommende Ausgabe unseres Lieblingsfestivals bestätigt. Auf letztere freue ich mich übrigens ganz besonders!
Es war wie immer ein Fest! Am Ende verbleibe ich mit dem üblichen: "See you in Wacken - rain or shine!" Bis zum nächsten Jahr!
TOP:
-NECROPHOBIC, VENOM INC., SLAYER
-Spontanes Grillen auf dem Campingplatz während des Unwetters
-Der Kaufland-Supermarkt auf dem Festivalgelände mit unsagbar preiswertem Bier und allem, was das Herz begehrt (inklusive veganem Grillgut!)
-Die History Stage
FLOP:
-Das Soundproblem und die damit verbundene Verzögerung des CANCER-Gigs am Mittwoch
-Wegen Unwetterwarnung TRIBULATION-Gig gecancelt und CRADLE OF FILTH aufgrund der unwetterbedingten Verschiebung verpasst