2005 und 2012 habe ich noch in unguter Erinnerung, denn auch damals war uns der Wettergott alles andere als wohlgesonnen. Aber das, was uns wettertechnisch in diesem Jahr erwarten sollte, stellt alles in den Schatten.
Nach unserer Ankunft beim Zeltaufbau ist es zwar schlammig, aber es regnet zumindest nicht. Der Shuttle-Bus vom Presse-Camp Richtung Festivalgelände fällt aufgrund des Schlamms allerdings bereits aus, so dass wir uns zu Fuß auf den Weg machen müssen. Und dies ist gar nicht mal so einfach, zumal es heftigst zu regnen anfängt, als wir uns durch den Schlamm kämpfen. Völlig durchnässt und durchfroren kommen wir schließlich im Presse-Zelt an. Leider verpassen wir aufgrund dessen NEW MODEL ARMY und EUROPE. Immerhin erleben wir jedoch noch das Ende der EUROPE-Pressekonferenz.
Heute Abend wird niemand so wirklich alt, und auch wir verziehen uns zeitig in unser Zelt, um uns aufzuwärmen und eine Mütze voll Schlaf zu bekommen.
.::DONNERSTAG::.
IN EXTREMO
IN EXTREMO sind die erste Band, die wir auf dem diesjährigen W.O.A. sehen. Die "Mittelalter-Metaller", die meines Erachtens inzwischen immer mehr nach den TOTEN HOSEN mit Dudelsack klingen, feiern ihr 20-jähriges Bandjubiläum und hauen einen Gassenhauer nach dem anderen raus. Zwar liegt der Fokus eindeutig auf dem Songmaterial der letzten 10 Jahre, doch auch ältere Songs wie "Spielmannsfluch" oder "Ai Vis Lo Lop" finden ihren Platz auf der Setlist. Das vom miesen Wetter gebeutelte Publikum feiert die Herren um Frontmann "Das letzte Einhorn" trotz des recht frühen Slots ordentlich ab - verdientermaßen, wie ich finde, denn die Berliner haben mal wieder einen augezeichneten Job gemacht.
Setlist IN EXTREMO
Frei zu sein
Zigeunerskat
Erdbeermund
Himmel und Hölle
Vollmond
Feuertaufe
Spielmannsfluch
Omnia Sol Temperat
Liam
Nur ihr allein
Unsichtbar
Sängerkrieg
Ai Vis Lo Lop
Küss mich
Rasend Herz
ROB ZOMBIE
Nachdem wir uns aufgrund des ausgefallenen Shuttle-Busses vom Presse-Camp Richtung Festivalgelände einmal mehr durch den Schlamm gekämpft haben, finden wir uns pünktlich zu ROB ZOMBIE vor der Bühne ein. Trotz des Schlamms haben es immerhin einige tausend Fans ins Infield geschafft, um den Meister des Industrial-Metal zu sehen.Dieser wirkt jedoch etwas unmotiviert, so dass der Funke zum Publikum nicht so recht überspringen mag. Diese Tatsache vermögen auch die superbe Begleitband und Coverversionen wie Metallicas "Enter Sandman" oder "Blitzkrieg Bob" von den Ramones nicht zu ändern. Schade eigentlich - ich hätte da durchaus mehr erwartet.
Setlist ROB ZOMBIE
Teenage Nosferatu Pussy
Super-Charger Heaven (White Zombie song)
Superbeast
Get Up (I Feel Like Being a) Sex Machine (James Brown cover)
Living Dead Girl
Dead City Radio and the New Gods of Supertown
More Human Than Human (White Zombie song)
Sick Bubble-Gum
Pussy Liquor
Meet the Creeper
Never Gonna Stop (The Red, Red Kroovy)
Blitzkrieg Bop (Ramones cover)
Enter Sandman (Metallica cover)
Thunder Kiss '65 (White Zombie song)
Dragula
SAVATAGE und TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA
Bereits im Vorfeld des Festivals war viel von der gemeinsamen Show von SAVATAGE und TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA zu lesen, und zwar aus zweierlei Gründen: so ist dies in diesem Jahr der einzige Auftritt beider Bands in Europa, und außerdem feiern SAVATAGE hier nach nunmehr 10 Jahren Bühnenabstinenz ihre Reunion-Show.
Diese machen auf der Black-Stage auch den Anfang und starten ihr Set mit "Gutter Ballet", dem SAVATAGE-Klassiker schlechthin. Der Sound ist außergewöhnlich gut und Songs wie "Jesus Saves" vom "Streets"-Album absolut gänsehautverursachend.
Anschließend geht's auf der benachbarten True-Metal-Stage mit TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA weiter. die eine bombastische Show abliefern, bevor schließlich beiden Bands auf zwei Bühnen synchron zu Werke gehen. Den Anfang macht "Of Fortuna" aus Carl Orffs "Carmina Burana", gefolgt von Stücken wie "Turns to Me" oder "Another Way" mit Russel Allen als Gastsänger. Alles in allem ein außergewöhnliches Spektakel, welches viel Freude bereitet.
Setlist SAVATAGE und TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA
Gutter Ballet
24 Hrs. Ago
Edge of Thorns
Jesus Saves
The Storm
Dead Winter Dead
Hall of the Mountain King
Mit Trans-Siberian Orchestra:
The Mountain (Trans-Siberian Orchestra cover)
O Fortuna (Carl Orff)
Turns to Me
Another Way (mit Russell Allen)
(Piano Solo)
Mozart and Memories (Trans-Siberian Orchestra cover)
Morphine Child
King Rurik (Trans-Siberian Orchestra cover)
Believe
Chance
Christmas Eve (Sarajevo 12/24)
Requiem (The Fifth) (Trans-Siberian Orchestra cover)
.::FREITAG::.
SEPULTURA
Für uns machen SEPULTURA den freitäglichen Anfang. Die Brasilianer feiern in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bandbestehen, und dementsprechend liest sich die Setlist wie ein Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase der Band, auch wenn Klassiker wie “Territory” oder “Ratamahatta” diesmal fehlen.
Erneut stellen die Herren um Frontmann Derrick unter Beweis, dass sie eine ganz hervorragende Live-Band sind und werden vom Publikum dementsprechend abgefeiert. Sogar die Sonne lässt sich endlich einmal blicken, so dass Granaten wie "Arise" oder "Roots Bloody Roots" gleich doppelt Spaß machen. Feine Sache!
Setlist SEPULTURA
Troops of Doom
From the Past Comes the Storms
Inner Self
Arise
Refuse/Resist
Roots Bloody Roots
Choke
Convicted in Life
Kairos
Orgasmatron (Motörhead cover)
The Vatican
Polícia (Titãs cover)
AT THE GATES
Anschließend steht mit AT THE GATES Schweden-Death vom feinsten auf dem Programm. Trotz eher mittelmäßigem Sound überzeugen die Herren um den charismatischen Fronter Tompa Lindberg auf der ganzen Linie. Die Skandinavier strotzen nur so vor Spielfreude und liefern ein Best-Of-Set ab, welches kaum Wünsche offen lässt. Nach dem Opener "Death and the Labyrinth" folgt "Slaughter of the Soul" vom gleichnamigen vierten Album der Schweden. Weitere Highlights sind Kracher wie "Terminal Spirit Disease" oder "World of Lies". Die Schweden haben's einfach drauf und auch wenn der Sound -wie bereits erwähnt- besser hätte sein können, kann man von einem durchaus gelungenen Gig sprechen.
Setlist AT THE GATES
Death and the Labyrinth
Slaughter of the Soul
Cold
At War With Reality
Terminal Spirit Disease
The Circular Ruins
Under a Serpent Sun
Heroes and Tombs
World of Lies
Suicide Nation
Nausea
Kingdom Gone
The Book of Sand (The Abomination)
Blinded by Fear
QUEENSRYCHE
QUEENSRYCHE entern anschließend mit ihrem neuen Sänger Todd LaTorre die True Metal-Stage. Der Nachfolger des Original-Fronters Geoff Tate steht seinem Vorgänger gesanglich in nichts nach, was er bereits auf dem Rock Hard-Festival 2013 eindrucksvoll unter Beweis stellte. Mit einer Setlist voller Klassiker und viel Spielfreude haben die US-amerikanischen Prog-Metaller leichtes Spiel beim Publikum, welches der Band sogleich aus der Hand frisst. So werden Songs wie "En Force" oder "Warning" aus voller Kehle mitgesungen. Als Vorgeschmack aufs kommende Album "Condition Hüman" hat man mit "Arrow of Time" sogar einen neuen Song am Start. Nach "Queen of the Reich" und "Take Hold of the Flame" ist schließlich Schicht. Ich bin gespannt auf "Condition Hüman", welches im Oktober erscheinen soll.
Setlist QUEENSRYCHE
Anarchy-X
Nightrider
Breaking the Silence
The Whisper
En Force
Warning
The Needle Lies
NM 156
Arrow of Time
Eyes of a Stranger
Queen of the Reich
Take Hold of the Flame
DREAM THEATER
Mit DREAM THEATER steht für uns eine weitere Prog-Band auf dem Programm. Anlässlich ihres 30-jährigen Bandjubiläums haben die Herren um James LaBrie und John Petrucci eine Setlist mit jeweils einem Song pro veröffentlichtem Studioalbum geplant, welche aufgrund der begrenzten Spielzeit jedoch auf 9 Stücke runtergekürzt werden muss. Den Anfang macht "Afterlife" vom ersten Album "When Dreams and Day Unite", gefolgt von "Metropolis Pt. 1: The Miracle and the Sleeper" von meinem Lieblingsalbum "Images and Words". Entgegen aller Befürchtungen kommen die New Yorker spätestens jetzt sehr gut beim Festivalpublikum an. Auch die Gänsehautballade "The Spirit Carries On" wird von selbigem lauthals mitgesungen. Etwas schneller geht man anschließend mit "As I Am", "Panic Attack" und "Constant Motion" zur Sache, den Abschluss machen "Bridges in the Sky" und "Behind the Veil". Ein toller Auftritt einer grandiosen Band!
Setlist DREAM THEATER
Afterlife
Metropolis Pt. 1: The Miracle and the Sleeper
Burning My Soul
The Spirit Carries On
As I Am
Panic Attack
Constant Motion
Bridges in the Sky
Behind the Veil
RUNNING WILD
Nach ihrer "Abschiedsshow" im Jahre 2009 sind die bereits 2011 reaktivierten RUNNING WILD erneut in Wacken am Start. Die Band um Frontmann Rock 'n' Rolf ist gut drauf und serviert dem geneigten Festivalbesucher einen Querschnitt durch die gesamte Diskografie - vom alten Klassiker bis hin zu neuen Songs vom aktuellen Album. So stehen diesmal ganze fünf Live-Debuts auf der Setlist. Los geht mit "Under Jolly Roger", dem wohl bekanntesten RUNNING WILD-Song, gefolgt von "Jennings' Revenge" und "Genghis Khan". Mit "Into the West" gibt es einen neuen Song, der gar nicht mal so übel ist. Rolf ist bestens gelaunt, und der gute Sound tut sein übriges, so dass die Stimmung im Publikum besser nicht sein kann. Zum Schluss gibt's mit den beiden Zugaben "Bloody Island" und "Little Big Horn" noch einmal einen aktuellen Song und einen Klassiker. Ein gelungener Abschluss des nunmehr vorletzten Festival-Abends!
Setlist RUNNING WILD
Under Jolly Roger
Jennings' Revenge
Genghis Khan
Locomotive
Riding the Storm
Into the West
Raw Ride
White Masque
Riding on the Tide
Diamonds of the Black Chest
Soldiers of Fortune
Bad to the Bone
Bloody Island
Little Big Horn
.::SAMSTAG::.
AMORPHIS
AMORPHIS sind mit ihrem mittlerweile 20 Jahre alten Album "Tales From The Thousand Lakes" auf Tour, welche auf dem diesjährigen Wacken Open Air ihren Abschluss hat. Dieses absolute Klassiker-Album wird von den Finnen komplett dargeboten, und zum Abschluss gibt's sogar noch drei Stücke vom Nachfolgealbum "Elegy". Die Herren um Sänger Tomi Joutsen, welcher nach wie vor sowohl die Death Metal-Growls als auch die cleanen Gesangspassagen mit Bravour meistert, machen wahrlich keine Gefangenen, so dass sie vom Publikum begeistert abgefeiert werden. Es wird gebangt und mitgesungen, was das Zeug hält. Nach einer knappen Stunde ist schließlich das Ende der Show erreicht. Toller Gig, für mich eines der Festival-Highlights.
Setlist AMORPHIS
Into Hiding
The Castaway
First Doom
Black Winter Day
Drowned Maid
In the Beginning
Forgotten Sunrise
To Father's Cabin
Magic and Mayhem
Vulgar Necrolatry (Abhorrence cover)
Better Unborn
Against Widows
My Kantele
Folk of the North
[Vaivaistalossa (Eläkeläiset song) (Eläkeläiset cover of Amorphis song)]
DANKO JONES
DANKO JONES... Schon häufig in Wacken gespielt, musikalisch auch nicht wirklich meine Welt, aber immer wieder äußerst unterhaltsam. Zwar kommen die Rock'n'Roll-Songs des Kanadiers auf Dauer etwas eintönig daher, dies tut der Stimmung im Publikum jedoch keinen Abbruch. Man hat jede Menge Spaß, und das ist schließlich die Hauptsache.
Setlist DANKO JONES
The Rules
Play the Blues
Sugar Chocolate
The Twisting Knife
Forget My Name
Do You Wanna Rock
Had Enough
First Date
Active Volcanoes
Watch You Slide
Full of Regret
Code of the Road
Legs
Invisible
Sugar High
Cadillac
Lovercall
Gonna Be A Fight Tonight
Bring on the Mountain (Become the Mountain)
BLOODBATH
Die nächste Band auf unserer "To-Watch-Liste" ist schwedische Death Metal-"Supergroup" BLOODBATH samt neuem Sänger Nick Holmes. Ich bin sehr gespannt, wie sich der PARADISE LOST-Fronter wohl machen wird, schließlich beerbt er keinen geringeren als Mikael Åkerfeld. Nach den ersten beiden Songs "Let the Stillborn Come to Me" und "Mental Abortion" ist jedoch klar, dass das ganze ganz ausgezeichnet funktioniert. Zwar ist der Brite ein wenig trocken und wortkarg in seinen Ansagen, aber musikalisch passt es prima. Beim Song "Eaten" hat man mit Dan Swanö (u.a. EDGE OF SANITY) zudem einen illustren Gastsänger ans Mikro geholt, der ebenfalls wunderbar zu den restlichen Musiker, allesamt absolut top. passt. Eben eine All-Star-Band, die einen soliden Auftritt abliefert.
Setlist BLOODBATH
Let the Stillborn Come to Me
Mental Abortion
So You Die
Breeding Death
Anne
Cancer of the Soul
Weak Aside
Soul Evisceration
Unite in Pain
Like Fire
Mock the Cross
Cry My Name
Eaten (mit Dan Swanö)
MORGOTH
Zeitgleich steht das deutsche Death Metal-Urgestein MORGOTH auf den Brettern der WET-Stage. Wir sind gespannt, wie sich der neue Sänger Jagger (DISBELIEF) präsentiert. Allerdings ist die Luft in der Zeltbühne so dermaßen schlecht, dass unserer Fotografin übel wird und sie nach nur zwei Songs an die frische Luft muss. Ein paar Fotos kann sie dennoch schießen.
JUDAS PRIEST
Headliner des letzten Festivaltages und gleichzeitig die letzte Band für mich ist die NWoBHM-Legende JUDAS PRIEST. Nach dem Intro "War Pigs" von BLACK SABBATH legen die Briten mit "Dragonaut" vom aktuellen Album los, gefolgt von "Metal Gods". Ebenfalls vom neuen Album stehen "Halls of Valhalla" sowie der Titelsong "Redeemer of Souls" auf der Setlist. Auch Klassiker wie "Victim of Changes" oder "Breaking the Law" dürfen natürlich nicht fehlen. Rob Halford ist bestens bei Stimme und die Band sprüht nur so vor Spielfreude. Zu "Hell Bent for Leather" lässt es sich der Metal-Gott, welcher übrigens dauernd sein Bühnenoutfit wechselt, nicht nehmen, mit Lederkluft, Peitsche und Harley auf die Bühne zu brettern.
Als Zugabe gibt's mit "Living after Midnight" und "Painkiller" noch einmal zwei absolute Kracher, bevor die Band nach diesem grandiosen Gig die Bretter der True Metal-Stage verlässt.
Setlist JUDAS PRIEST
Dragonaut
Metal Gods
Devil's Child
Victim of Changes
Halls of Valhalla
Turbo Lover
Redeemer of Souls
Beyond the Realms of Death
Jawbreaker
Breaking the Law
Hell Bent for Leather
Electric Eye
You've Got Another Thing Comin'
Painkiller
Living After Midnight
FAZIT
Das war es also, das nunmehr 26. W.O.A. Schlammig war's. Verdammt schlammig. Und nass.
Trotzdem haben wir uns die Stimmung nicht vermiesen lassen - schließlich sind wir in Wacken - und haben jede Menge tolle Bands gesehen, die man sonst selten zu Gesicht bekommt. Ferner trifft man hier immer wieder interessante Menschen aus aller Welt, trinkt viel Bier zusammen, führt interessante Gespräche und hat jede Menge Spaß. Gefreut hat mich außerdem, dass es mittlerweile den einen oder anderen veganen oder vegan-freundlichen Fress-Stand auf dem Festival gibt. Verhungert sind wir somit nicht.
Wie auch immer: wir freuen uns aufs nächste W.O.A!
In diesem Sinne" "See you in Wacken - rain or shine!", wobei mehr "Shine" und weniger "Rain" für das kommende Jahr schon irgendwie wünschenswert wäre. Also, lieber Wettergott, sei bitte gnädig mit uns! Ich werde bis zum nächsten Jahr auch immer mein Tellerchen leer essen - versprochen!