Das legendäre Wacken Open Air jährt sich bereits zum 28. Mal. Und auch in diesem Jahr lassen wir es uns nicht nehmen, am ersten August-Wochenende ins Metal-Mekka zu pilgern, um mit 70.000 andern Metalhaeds vier Tage lang eine fette Party zu feiern.
Auch das Billing kann sich wieder sehen lassen - ganz besonders freue ich mich auf die norwegische Black Metal-Legende EMPEROR.
Nachdem wir am Mittwoch unsere Bändchen geholt haben, geht es für mich sofort ins Infield, da heute bereits einige Bands auf meiner persönlichen Liste stehen.
MITTWOCH
.::UGLY KID JOE::.
Die erste Band sind für uns die Hardrocker UGLY KID JOE, die in den 90ern drei bekannte Hits hatten, danach jedoch in der Versenkung verschwanden. Nach einer fast 20jährigen Pause sind die Herren um Sänger Whitfield Crane nun wieder zurück. Bereits 2013 spielen sie erstmals in Wacken und liefern einen überzeugenden Auftritt ab. Auch in diesem Jahr begeistern die Amis mit viel Spielfreude und ordentlich Spaß in den Backen. Los geht’s mit „Neighbor“, einem der drei größten Hits der Band. Das Publikum frisst ihnen sofort aus der Hand und spätestens bei der Ballade „Cats in the Cradle“ singt das (gefühlt) gesamte Zelt lautstark mit. Auch beim Motörhead-Cover „Ace of Spades” kann die Stimmung nicht besser sein, wenngleich ich mich frage, weshalb alle Bands trotz einer derartigen Fülle an Motörhead-Klassikern ausgerechnet immer diesen einen Song covern müssen. Sei’s drum, wir können hier nämlich von einem überaus gelungenen Gig sprechen, welcher mit „Everything About You“, dem wohl größten UGLY KID JOE-Hit, sein Ende findet. Ein perfekter Auftakt, so darf es gerne weitergehen!
Setlist UGLY KID JOE
Neighbor
Jesus Rode a Harley
Panhandlin' Prince
No One Survives
Devil's Paradise
So Damn Cool
Cats in the Cradle
I'm Alright
Milkman's Son
Goddamn Evil
Ace of Spades (Motörhead-Cover)
Funky Fresh Country Club
Everything About You
.::ANNIHILATOR::.
Wir bleiben in der Zeltbühne, in welcher ANNIHILATOR anschließend keine Gefangenen machen. Die Mannen um Jeff Waters sind live nämlich stets eine Bank und zocken eine Setlist, die sich wie ein toller Mix aus alten Klassikern und neuerem Material liest. Vor allem die alten Songs zünden beim Publikum, von den letzten beiden Scheiben haben es, soweit ich mich entsinne, lediglich zwei Songs auf die Setlist geschafft. Bei nur 60 Minuten Spielzeit muss man eben Abstriche machen. Dafür hauen die Kanadier mit am Ende mit „Human Insecticide“ noch eine Zugabe raus und hinterlassen ein glückliches und zufriedenes Publikum.
Setlist ANNIHILATOR
Suicide Society
King of the Kill
No Way Out
Set the World on Fire
W.T.Y.D.
Twisted Lobotomy
Alison Hell
Phantasmagoria
Human Insecticide
.::CROWBAR::.
Zum Abschluss des ersten Festivaltages genehmigen wir uns den Auftritt der Doom/Sludge-Metaller von CROWBAR. In der Zeltbühne haben sich die Reihen bereits merklich gelichtet und dem verbliebenen Publikum merkt man die aufkommende Müdigkeit zunehmend an. Nichtsdestotrotz liefern die Herren um Frontmann Kirk Windstein einen durchaus brauchbaren Gig ab, auch wenn der Sound zeitweise zu wünschen übriglässt. Groovende Passagen wechseln sich mit schwerfälligen, doomigen Riffs ab und kreieren eine düstere Atmosphäre. Auf der Setlist stehen so einige Klassiker, doch eine wirkliche Stimmung will einfach nicht mehr aufkommen. Dies ist aber wie gesagt weniger der Band, als vielmehr der späten Spielzeit geschuldet.
Setlist CROWBAR
High Rate Extinction
All I Had (I Gave)
To Build a Mountain
Plasmic and Pure
Conquering
Existence Is Punishment
The Cemetery Angels
Walk With Knowledge Wisely
Like Broken Glass
DONNERSTAG
.::ROSS THE BOSS::.
Ex-Manowar-Gitarrist Ross Friedman alias ROSS THE BOSS wartet mit einem Best-Of-Programm seiner ehemaligen Band auf und macht die Meute vor der „Harder Stage“ mit Granaten wie „Blood Of My Enemies“ oder „Fighting The World“ überaus glücklich. Da dürfen natürlich auch die Übersongs und Mitgröl-Klassiker „Battle Hymn“ und „Hail And Kill“ nicht fehlen, mit denen das 45-minütige Set schließlich endet. Sauber!
Setlist ROSS THE BOSS
Blood Of The Kings
Death Tone
The Oath
Blood Of My Enemies
Kill With Power
Sign Of The Hammer
Fighting The World
Battle Hymn
Hail And Kill
.::EUROPE::.
Dass der Wacken-Donnerstag seit eh und je unter dem Motto „Night To Remember“ läuft, merkt man ganz klar an der Auswahl der an diesem Tag spielenden Bands. So unternehmen wir mit dem Auftritt der schwedischen Hardrock-Legende EUROPE eine Reise zurück in die 1980er. Die Schweden um Sänger Joey Tempest und Gitarrist John Norum haben sichtlich Spaß und liefern mit viel Spielfreude und Songs wie „War of Kings“ oder „Rock the Night“ ein feines aber viel zu kurzes Nostalgie-Set ab. Zum Schluss darf natürlich auch der Gassenhauer „The Final Countdown“ nicht fehlen, den das Publikum aus voller Kehle mitsingt. Lediglich die Über-Ballade „Carrie“ fehlt enorm, aber dennoch kann man von einem durchweg gelungenen Gig sprechen.
Setlist EUROPE
War of Kings
Hole in My Pocket
Scream of Anger
Last Look at Eden
Firebox
Sign of the Times
Ready or Not
Nothin' to Ya
The Beast
Superstitious
The Final Countdown
.::STATUS QUO::.
Nostalgisch geht’s auch mit den Altrockern von STATOS QUO weiter, die bestens gelaunt und für ihr Alter zweifellos agil ein Best Of-Programm mit allen wichtigen Hits zum Besten geben. Klassiker wie „In the Army Now“, „Whatever You Want“ und vor allem „Rockin' All Over the World” dürfte nun wirklich jeder kennen. Dementsprechend geht auch das Publikum mit - sowohl die älteren Classic Rock Fans als auch die jüngeren Metalheads feiern die Rock-Opas gebührend ab. Passt!
Setlist STATUS QUO
Caroline
Something 'bout You Baby I Like
Rain
Hold You Back
Beginning Of The End
What You're Proposing/Down the Dustpipe/Wild Side of Life/Railroad/Again and Again
Paper Plane
In the Army Now
Roll Over Lay Down
Down Down
Whatever You Want
Rockin' All Over the World
Rock and Roll Music/Bye Bye Johnny
.::ACCEPT::.
Ebenfalls eine Legende und insofern zum Motto des Abends passend sind ACCEPT, die hier und heute mit einer dreiteiligen Show aufwarten können. So werden die ersten fünf Songs von der Band alleine und ohne Orchester gespielt. Mit „Die by the Sword“ und „Koolaid“ wären dies zwei neue Songs, wobei auch Klassiker wie „Restless and Wild“ oder „Pandemic“ nicht fehlen dürfen. Der darauffolge Teil der Show gehört Wolf Hoffmann und seinem Solo-Projekt, in dessen Rahmen er gemeinsam mit einem klassischen Sinfonieorchester Stücke von Mussorgsky, Chopin, Prokofiev, Beethoven, Vivaldi und Mozart darbietet. Dies scheint einigen Fans zu missfallen, ich persönlich finde es jedoch ziemlich stark. Im dritten und letzten Teil werden Accept vom Orchester begleitet und hauen mit Songs wie „Princess of the Dawn“, „Fast as a Shark“ oder „Metal Heart“ noch mal einige ihrer bekanntesten Hits raus. Mit „Balls to the Wall“ endet diese gut zweistündige Show schließlich. Ein tolles Erlebnis!
Setlist ACCEPT
Die by the Sword
Restless and Wild
Koolaid
Pandemic
Final Journey
Night on Bald Mountain
Scherzo
Romeo and Juliet
Pathétique
Double Cello Concerto in G Minor
Symphony No. 40 in G Minor - K.550
Princess of the Dawn
Stalingrad
Dark Side of My Heart
Breaker
Shadow Soldiers
Dying Breed
Fast as a Shark
Metal Heart
Teutonic Terror
Balls to the Wall
.::NILE::.
Als allerletzte Band des Abends und krasses Kontrastprogramm zu Accept steht das ägyptophile Abrisskommando von NILE auf unserer To-Watch-List. Nachdem die Ami Deather um Karl Sanders um 0:20 Uhr schließlich die Bühne geentert haben, knüppeln sie mit ihrem technischen Todesmetall alles in Grund und Boden und reißen das Publikum trotz später Stunde sofort mit. Die Stimmung ist grandios, es wird gemosht und das Haupthaar nach allen Regeln der Kunst geschüttelt. Der Sound ist glasklar und auf der Setlist stehen Knaller wie „Sacrifice Unto Sebek“, „Defiling the Gates of Ishtar“ oder „Kafir“. Ein tadelloser Gig, der nach nur 45 Minuten leider viel zu schnell zu Ende ist!
FREITAG
.::MEMORIAM::.
Todesmetallisch geht es auch am kommenden Morgen für uns weiter, denn um 11:00 Uhr steht der Bolt Thrower-Nachfolger MEMORIAM für uns auf dem Programm. Die Todesmetall-Truppe um den Fronter Karl Willetts legen trotz früher Spielzeit (quasi mitten in der Nacht!) einen soliden Auftritt hin. Trotz der eher überschaubaren Menge an Fans, die es jetzt schon vor die Faster Stage geschafft hat, lassen sich die Briten den Spaß nicht verderben und zocken sich gut gelaunt und voller Energie durch ihr 45-minütiges Set. Feine Sache, wenn auch nicht annähernd so geil wie Bolt Thrower.
.::WARPATH::.
Anschließend zieht es uns zur WET-Stage zu WARPATH, welche ich bislang noch nicht kannte. Die Hamburger zocken soliden Thrash Metal und begeistern die Fans im mittlerweile recht gut gefüllten Zelt mit einem sympathischen Auftritt. So darf es heute gerne weitergehen!
Setlist WARPATH
Reborn
I Don’t Care
Against Everyone
Massive
Paranoia
Offensive Behaviour
Crossing
God Is Dead
.::EMPEROR::.
Die norwegische Black Metal-Legende EMPEROR führt heute Abend ihr 1997er Album „Anthems To The Welkin At Dusk“ anlässlich des 20-jähriges Jubiläums komplett auf. Das darf man sich natürlich auf gar keinen Fall entgehen lassen, so dass wir uns pünktlich um 21:30 Uhr vor der Faster Stage einfinden. Es dämmert langsam und das Infield ist gut gefüllt. Vor drei Jahren haben die Norweger bereits das „In The Nightside Eclipse“-Album komplett gespielt und damals einen äußerst genialen Auftritt auf die Beine gestellt. Dementsprechend hoch sind Erwartungen, und was soll ich sagen? Man wird nicht im Geringsten enttäuscht. Der Sound ist perfekt und es werden wirklich alle Songs des Albums gespielt. Unterstützt werden die Norweger von Keyboarder Einar Solberg, welcher zusätzlich auch noch Klargesang beisteuert. Gänsehaut pur! Alles in allem eines der Highlights des Festivals!
Setlist EMPEROR
Ye Entrancemperium
Thus Spake the Nightspirit
Ensorcelled by Khaos
The Loss and Curse of Reverence
The Acclamation of Bonds
With Strength I Burn
The Wanderer
Curse You All Men!
I Am the Black Wizards
Inno a Satana
.::MEGADETH::.
Etwas enttäuschend gehen MEGADETH indes zu Werke, da Fronter Dave Mustaine stimmlich heute nicht in bester Verfassung ist. Schade eigentlich, denn der Sound ist durchaus brauchbar und rein instrumental ist der Gig eigentlich eine runde Sache. Auch die Setlist kann sich sehen lassen, so legt man gleich mit dem Knaller „Hangar 18“ vom „Rust in Peace“-Album los und zockt im Laufe des 75-minütigen Sets jeden Menge Klassiker wie „Tornado of Souls“ oder „Symphony of Destruction“. Nicht beste Auftritt der Amis, aber auch nicht komplett daneben.
Setlist MEGADETH
Hangar 18
Wake Up Dead
In My Darkest Hour
The Threat Is Real
Sweating Bullets
Conquer or Die!
Lying in State
Poisonous Shadows
Trust
Fatal Illusion
Tornado of Souls
Dystopia
Symphony of Destruction
Mechanix
Peace Sells
Holy Wars... The Punishment Due
FAZIT
Leider musste ich das Festival aus privaten Gründen in diesem Jahr schon einen Tag früher verlassen. Alles in allem war es wieder eine sehr gelungene Veranstaltung.
Bis zum nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: "See you in Wacken - rain or shine!"