Alljährlich beginnt für uns die Festivalsaison zu Pfingsten mit dem dem Rock Hard Festival in Gelsenkirchen. Auch in diesem Jahr haben sich im ausverkauften Amphitheater wieder rund 7500 Fans eingefunden, um drei Tage lang mit anderen Metalheads eine fette Party zu feiern.
Die Vorfreude ist groß, doch leider muss ich am Freitag noch arbeiten, weshalb ich es erst relativ spät ins Ruhrgebiet schaffe. Nachdem ein Parkplatz gefunden, das Zelt aufgebaut, das Festivalbändchen abgeholt und das erste Bier vernichtet ist, finden wir uns vor der Bühne ein, um die letzten beiden Bands des Tages zu erleben...
FREITAG
PENTAGRAM
Die US-Doom Metal-Legende bekam in den letzten Jahren durch den Dokumentarfilm "Last Days Here" über das Leben ihres Sängers Bobby Liebling und dessen Heroinsucht wieder mehr Aufmerksamkeit, so dass man dem Auftritt von PETAGRAM gespannt entgegenfiebert. Obgleich Liebling von seiner Drogensucht durchaus gezeichnet ist, wirkt er aber trotz alledem erstaunlich fit und ist an diesem Abend bestens bei Stimme. Die Mannen um den charismatischen Frontmann, welcher in seinem nahezu komplett in rosa gehaltenen Outfit ziemlich cool aussieht, spielen Old-School-Doom im Stil von Black Sabbath und zocken mit viel Spielfreude ein amtliches Best-Of-Set mit Fokus auf die beiden Alben "Pentagram" und "Be Forewarned". Auch der Sound ist gut und druckvoll und die Stimmung im Publikum ist bestens. Alles in allem ein gelungener Gig!
Setlist PENTAGRAM
Sign Of The Wolf
Forever My Queen
The Ghoul
Review Your Choices
Starlady
Ask No More
When The Screams Come
All Your Sins
Dying World
Petrified/ Relentless
Be Forwarned
Last Days Here
VENOM
Mit VENOM bildet eine weitere Legende den krönenden Abschluss des ersten Festivaltages. Die Band um Urgestein Cronos, welche Inspiration für so viele Black Metal-Bands war, fährt ordentlich Pyros auf und schleudert mit Gassenhauern wie „Welcome To Hell“, „Black Metal“, „In League With Satan“ und „Countess Bathory“ eine Granate nach der anderen ins Publikum, welches die Briten frenetisch abfeiert. Auch hier ist der Sound astrein, so dass keine Wünsche offenbleiben.
Nach diesem grandiosen Auftritt geht es weiter ins Partyzelt, in welchem die Metalheads bis in die frühen Morgenstunden weiterfeiern...
Setlist VENOM
Rise
Hammerhead
Bloodlust/ Black Flame (Of Satan)/ Bloodlust/ Die Hard
Long Haired Punks
Buried Alive
The Evil One
Welcome To Hell
Antechrist
Countess Bathory
Flight Of Hydra
Death Of Rock'n'Roll
Grinding Teeth
Pedal To The Metal
Warhead
Zugaben:
Black Metal
In League With Satan
Witching Hour
SAMSTAG
KATAKLYSM
Die kanadischen Deather KATAKLYSM knüppeln sich mit äußerster Präzision und kraftvollem Sound durch ihr etwa dreiviertelstündiges Set und machen dabei wahrlich keine Gefangenen. Mit Songs wie „As I slighter“, „Let them burn“ oder „Crippled and broken“ steht ein Knaller nach dem anderen auf dem Programm, wobei der Schwerpunkt auf dem Album "In the Arms Of Devastation" liegt. Die Meute dankt es den Kanadiern und feiert diese nach allen Regeln der Kunst ab. Feine Sache, bitte mehr davon!
Setlist KATAKLYSM
Intro
To Reign Again
If I Was God... I'd Burn It All
As I Slither
At The Edge Of The World
Push The Venon
Like Animals
Thy Serpent's Tongue
Taking The World By Storm
Let Them Burn
In Shadows & Dust
Crippled And Broken
SANCTUARY
Die Qualität einer Band hängt ganz stark von der Leistung ihres Sängers ab. Für diese Behauptung ist der NEVERMORE-Vorgänger SANCTUARY glaube ich ein ganz treffendes Beispiel, denn Frontmann Warrel Dane lieferte in der Vergangenheit sowohl ganz und gar brillante als auch eher mittelmäßige Gesangsleistungen ab. Diesmal jedoch haben wir Glück, denn der Sänger der Seattle-Metaller kann sein Potential vollständig abrufen, was den Auftritt auf dem diesjährigen Rock Hard-Festival zu einem durchaus gelungenen solchen macht. Zu Beginn gibt es mit "Arise and purify" und "Let the serpent follow me" zwei Nummern von der aktuellen Scheibe "The year the sun died", und auch im weiteren Verlauf des Gigs konzentriert man sich eher auf neueres Material, bevor man mit "Future Tense" und "Taste Revenge" noch einmal zwei alte Klassiker zum besten gibt.
Setlist SANCTUARY
Intro Ad Vitam Aeternam
Arise And Purify
Let The Serpent Follow Me
Seasons Of Destruction
Die For My Sins
Battle Angels
Exitium (Anthem Of The Living)
Question Existence Fading
Frozen
The Year The Sun Died
Future Tense
Taste Revenge
DORO
Anschließend ist es Zeit für DORO. Die blonde Metalqueen wartet mit einem im Vorfeld angekündigten "Early-Days"-Set auf, welches primär Songs aus alten Warlock-Zeiten enthält. So werden jeden Menge Klassiker aus den 80ern aufgefahren, die wirklich hervorragend funktionieren und von der Meute voller Inbrunst mitgegrölt und frenetisch abgefeiert werden. Frau Pesch ist bester Laune, interagiert mit dem Publikum und hat sichtlich Spaß. Auch die Band macht einen großartigen Job und strotzt nur so vor Spielfreude. Leider darf auch das unsägliche "Für immer" nicht fehlen, aber ansonsten ist die Setlist absolut frei von Kitsch-Balladen. Nach dem wohl bekanntesten Warlock-Kracher "All We Are" ist das reguläre Set beendet, anschließend gibt's mit "Out Of Control" und "Earthshaker Rock" jedoch noch zwei Zugaben. Fazit: ein Auftritt, der auf jeden Fall viel Spaß gemacht hat!
Setlist DORO
Touch Of Evil
I Rule The Ruins
Burning The Witches
Metalracer
East Meets West
Hellbound
True As Steel
Für immer
Evil
Revenge
Breaking The Law (Judas Priest-Cover)
All We Are
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Out Of Control
Earthshaker Rock
KREATOR
Den Headliner des Abends geben diesmal die Ruhrpott-Thrasher von KREATOR, die jeder Metalhead, der etwas auf sich hält, sicher schon unzählige Male gesehen hat. Dennoch freut man sich immer wieder auf die Altenessener, die diesmal mit Pyros, bombastischer Lightshow und Konfetti-Kanonen die ganz große Show auffahren. Nach dem Intro "Choir Of The Damned / Enemy Of God" legen die Jungs um Frontmann und Gitarrist Mille mit "Terrible Certainty" los und zocken sich im Verlauf des Gigs durch eine Setlist, die sich wie ein Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase der Band liest. So dürfen selbstverständlich die üblichen Kracher Marke "Pleasure to Kill" nicht fehlen. Die Band gibt sich routiniert, aber trotzdem frisch und spielfreudig, und im Publikum haben sich unterdessen einige amtliche Moshpits gebildet. Auch ist die Security mit einer Menge Crowdsurfern ordentlich beschäftigt. Überraschend ist diesmal jedoch das Ende der des Gigs: normalerweise endet eine KREATOR-Show mit dem Song "Flag Of Hate", welcher ohne Pause in "Tormentor" übergeht. Diesmal geht "Flag Of Hate" allerdings in "Betrayer" über. Wie auch immer: ein äußerst gelungener Gig - auf KREATOR ist eben Verlass!
Setlist KREATOR
Intro: Choir Of The Damned / Enemy Of God
Terrible Certainty
Phobia
Awakening Of The Gods
Endless Pain
Warcurse
Intro: Mars Mantra / Phantom Antichrist
From Flood Into Fire
Extreme Aggression
Suicide Terrorist
Black Sunrise
Hordes Of Chaos
Renewal
Civilization Collapse
Intro The Patriarch / Violent Revolution
Pleasure To Kill
Acoustic Sirniö
United In Hate
Flag Of Hate
Betrayer
Outro: Until Our Paths Cross Again
SONNTAG
CHANNEL ZERO
Der Sonntag beginnt für uns mit den Belgischen Thrashern CHANNEL ZERO. Obwohl die Band um Frontmann Franky de Smet van Damme in den kommenden 45 Minuten so ziemlich alles gibt, will der Funke zunächst nicht so recht überspringen. Ob es am doch recht geringen Bekanntheitsgrad der Band oder am müden und zu so früher Stunde doch recht überschaubaren Publikum liegt? Man kann es sich nicht erklären. Trotzdem lassen sich die Belgier den Spaß nicht verderben und überzeugen mit ordentlichem Sound und viel Spielfreude, so dass gegen Ende der Show doch noch ein bisschen Stimmung aufkommt.
Setlist CHANNEL ZERO
Intro
Dark Passenger
Animation
Unsafe
Bad To The Bone
Kill All Kings
Electronic Cocaine
Duisternis
Suck My Energy
Black Fuel
Outro: Always Look On The Bright Side Of Life
REFUGE
Ein bisschen voller ist es vor der Bühne dann, als REFUGE die selbige entern. Bei REFUGE handelt es sich sozusagen um RAGE mit dem Line-Up der Jahre 1988 bis 1993, d.h., Sänger und Bassist Peavy Wagner hat sich wieder mit seinen ehemaligen Bandkollegen Gitarrist Manni Schmidt und Schlagzeuger Christos Efthimiadis zusammengetan. So ist es nicht verwunderlich, dass die Setlist aus Klassikern aus eben diesen Zeiten besteht. Die Band hat sichtlich Spaß, das Publikum dankt es Ihnen und feiert ordentlich mit. Nach "Don't Fear The Winter" und "Refuge", dem Song, nach dem sich die Band benannt hat, ist dann leider Schluss. Bleibt zu hoffen, demnächst noch mehr von REFUGE zu hören - vielleicht sogar in Form einer neuen Scheibe?
SetlistFirestorm
Solitary Man
Nevermore
Death In The Afternoon
Enough Is Enough
Invisible Horizons
Certain Days
Light Into The Darkness
Shame On You
Baby, I’m Your Nightmare
Don’t Fear The Winter
Refuge
MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK
Anschließend ist es Zeit für MICHAEL SCHENKER‘S TEMPLE OF ROCK. In der Besetzung Doogie White (Gesang), den Ex-Scorpions-Mitgliedern Francis Buchholz (Bass) und Herman Rarebell (Schlagzeug) sowie Wayne Findlay (Gitarre/Keyboard) präsentiert das aktuelle Projekt des deutschen Gitarrenhelden ein Set, welches Material aus Schenkers gesamter musikalischer Biographie enthält: so stehen neben aktuellen TEMPLE OF ROCK-Songs aus den bisherigen drei Alben auch jede Menge Stücke der SCORPIONS sowie UFO und MSG auf dem Programm. Den Anfang macht der UFO-Klassiker „Doctor, Doctor“, welchen man auf dem Rock Hard-Festival 2009 - damals spielten UFO - schmerzlich vermisste. Das Publikum ist sofort Feuer und Flamme und feiert die alten Klassiker genauso ab wie die aktuellen Songs. Zum Abschluss gibt es den wohl größten SCORPIONS-Hit „Rock You Like A Hurricane“, gefolgt von „Rock Bottom“ mit einem ausgiebigen Gitarrensolo.
Setlist MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK
Doctor Doctor (UFO)
Live And Let Live
Lights Out (UFO)
Where The Wild Winds Blow
Natural Thing (UFO)
Victim Of Illusion (MSG)
Lovedrive (Scorpions)
Coast To Coast (Scorpions)
Vigilante Man
Before The Devil Knows You’re Dead
Lord Of The Lost And Lonely
Rock You Like A Hurricane (Scorpions)
Rock Bottom (UFO)
OVERKILL
Dass OVERKILL eine der besten Live-Bands sind, stellen sie auch dieses Mal wieder eindrucksvoll unter Beweis. Die Mannen um Fronter Bobby Blitz, die auf dem Rock Hard-Festival mittlerweile so etwas wie Stammgäste sind, legen mit "Amorist" los und bringen das Amphitheater von der ersten Sekunde an zum kochen. Eine Thrash-Granate jagt die nächste, so z.B. "Electric Rattlesnake" oder die Hymne "In Union We Stand", die natürlich lautstark mitgegrölt wird, und die Security hat einmal mehr alle Hände voll mit Crowdsurfern zu tun. Nach etwa einer Stunde ist der reguläre Teil der Show mit "Ironbound" vorbei, jedoch haben die New Yorker noch drei Zugaben in petto, bevor der Gig mit dem Rausschmeisser "Fuck You" endgültig zu Ende ist. Fazit: OVERKILL sind und bleiben live eine Macht.
Setlist OVERKILL
Amorist
Hammerhead
Electric Rattlesnake
Powersurge
In Union We Stand
Rotten To The Core
Bring Me The Night
End Of The Line
Horrorscope
Hello From The Gutter
Overkill
Ironbound
Bitter Pill
Elimination
Fuck You
FAZIT
Schön war's! Das Rock Hard Festival ist meine Erachtens nach wie vor eines der angenehmsten Festivals. Nicht zu groß, nicht zu kommerziell, und mit der besten Location ever ausgestattet. Zudem war uns der Wettergott wohlgesonnen, was für die Stimmung auf einem Festival nicht unerheblich ist. Die Bandauswahl war wie immer bunt gemischt, nur hätten für meinen persönlichen Geschmack noch ein, zwei Black Metal-Bands dabei sein dürfen - vielleicht nächstes Jahr? Wir werden auf jeden Fall wieder dabei sein, so viel ist sicher!