Alljährlich wird mit dem Rock Hard Festival, welches seit nunmehr 15 Jahren traditionell zu Pfingsten stattfindet, die Festivalsaison eingeläutet. Austragungsort ist wie immer das Amphitheater zu Gelsenkirchen, in welchem sich erneut über 7000 Fans eingefunden haben, um drei Tage lang mit anderen Metalheads zu bester Musik eine fette Party zu feiern.
In diesem Jahr schaffe ich es erstmals, bereits am Freitag vor Ort zu sein, so dass ich pünktlich zur ersten Band am Start bin.
FREITAG
.::DAWN OF DESEASE::.
Normalerweise startet das Rock Hard Festival immer mit einer Thrash-Kapelle, doch in diesem Jahr geben die Osnabrücker Deather von DAWN OF DESEASE den Opener. Obwohl das Amphitheater zu solch früher Stunde noch etwas kärglich gefüllt ist, macht das Quintett um Frontgrunzer Tomasz Wisniewski keine Gefangenen und wird vom Publikum sofort ordentlich abgefeiert. Auch der Sound passt, so dass man von einem absolut gelungenen Auftakt ins diesjährige Festival sprechen kann.
.::ATTIC::.
Wer King Diamond bzw. Merciful Fate mag, dürfte die nächste Band feiern! Mit ihrem aktuellen Album „Sanctimonious“ im Gepäck haben ATTIC haben hier und heute ein Heimspiel und liefern sowohl musikalisch als auch optisch einen großartigen Gig ab. Das Bühnenbild gleicht einer schwarzen Messe, Kerzenschein und Weihrauch runden diesen stimmungsvollen Auftritt ab. Sänger Meister Cagliostro überzeugt mit seinem Falsett-Gesang und klingt wie sein Vorbild King Diamond, und auch der Rest der Band macht einen superben Job und strotzt nur so vor Spielfreude. Der Schwerpunkt der Setlist indes liegt wie erwartet auf der neuen Scheibe, so sind mit „Sanctimonious“, „Sinless“, „The Hound of Heaven“ und „Dark Hosanna“ gleich vier Songs des aktuellen Silberlings vertreten. Top!
Setlist ATTIC
Sanctimonious
Sinless
Join the Coven
The Hound of Heaven
Dark Hosanna
Funeral in the Woods
The Headless Horseman
.::DOOL::.
Mit DOOL, die ich bislang noch nicht kannte, wird es anschließend noch etwas düsterer, denn die Niederländer sind mit einer Mischung aus düsterem, progressivem Rock mit Doom- und Psychedelic-Einflüssen unterwegs. Mal sperrig, mal eingängig tönt die Musik der Band um Frontfrau Ryanne van Dorst. Dem Publikum scheint’s zumindest zu gefallen und auch ich bin angenehm überrascht.
Setlist DOOL
The Alpha
Golden Serpents
She Goat
In Her Darkest Hour
Vantablack
Oweynagat
.::DIAMOND HEAD::.
Im Anschluss erklimmen die NWOBHM-Urgesteine von DIAMOND HEAD die Bühne. Die Briten, welche vor allem durch den Song „Am I Evil“ bzw. die Coverversion von Metallica bekannt sind, legen einen amtlichen Auftritt aufs Parkett und werden von der Meute nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Textsicher wird nahezu jeder Song mitgegrölt und auch einige Crowdsurfer sind unterdessen zu erkennen. Zumal auch noch das Wetter mitspielt und das Bier schmeckt, kann man hier von einer rundum gelungenen Sache sprechen!
Setlist DIAMOND HEAD
Play it Loud
Borrowed Time
Bones
Helpless
In the Heat of the Night
Lightning to the Nations
Set my Soul on Fire
Shoot out the Lights
It’s Electric
The Prince
Am I Evil
.::TIAMAT::.
Nostalgisch geht es geht es auch mit der nächsten Band weiter, denn TIAMAT spielen heute Abend nur Songs von ihren zwei besten Alben, „Wildhoney“ und „Clouds“. Mit ihrem doomigen Gothic Metal tauchen die Schweden das Amphitheater in eine düstere Atmosphäre und spielen zunächst das komplette „Clouds“-Album, bevor es mit „Wildhoney“ (ebenfalls komplett) weitergeht. Das Publikum ist zufrieden und freut sich vor allem über die Songs von „Wildhoney“, so dass keine Wünsche offen bleiben.
Setlist TIAMAT
In a Dream
Clouds
Smell of Incense
A Caress of Stars
The Sleeping Beauty
Forever Burning Flames
The Scapegoat
Undressed
Wildhoney
Whatever That Hurts
The Ar
Do You Dream of Me?
Visionaire
Gaia
.::SODOM::.
Headliner des ersten Festivaltages sind Ruhrpott-Thrasher von SODOM, welche heute erstmals mit neuem Lineup auf der Bühne stehen. Neben Ex-Gitarrist Frank Blackfire, der nun zurück in der Band ist, hat man mit Husky alias Tormentor (DESASTER, ASPHYX) an den Drums und Yorck Segatz (Gitarre) zwei vollkommen neue Musiker ins Boot geholt. Die Mannen um Tom Angelripper haben die Meute bei ihrem heutigen Heimspiel von Anfang an fest im Griff und verwandeln das Amphitheater sofort in einen Hexenkessel. Mit Klassikern wie „Outbreak of Evil“, „The Saw Is the Law”oder “Agent Orange” feuern die Jungs eine Granate nach der anderen ab, bevor mit „Ausgebombt“ und „Bombenhagel“ schließlich Schicht ist. Ein starker Auftritt eines würdigen Headliners!
Setlist Sodom:
My Atonement
The Conqueror
Sodomy and Lust
Nuclear Winter
Outbreak of Evil
Christ Passion
The Saw Is the Law
City of God
Blasphemer
One Step Over the Line
Agent Orange
Strange Lost World
Tired and Red
Lifeline
Remember the Fallen
Silence Is Consent
Ausgebombt
Bombenhagel
SAMSTAG
.::TRAITOR::.
Der nunmehr zweite Festivaltag wir von den Balinger Thrashern TRAITER eröffnet, welche pünktlich um 12:30 Uhr die Bühne entern und heute ihr neues Album „Knee-Deep in the Dead“ vorstellen. Im (für diese früher Uhrzeit) bereits gut gefüllten Amphitheater geht’s nach einem lustigen Intro auch gleich ordentlich zur Sache, so dass der Kater vom Abend davor alsbald vergessen ist. Old School-Trash Metal vom feinsten, man fühlt sich in die 80er zurückversetzt, und beim Song „Teutonic Storm“ holt man Burkhard Schmitt von Hate Squad als Gastsänger auf die Bühne. Ein klasse Opener, so muss das sein!
.::NOCTURNAL RITES::.
Weiter geht’s mit NOCTURNAL RITES, welche aus unerfindlichen Gründen bislang an mit vorbeigegangen sind. Die Jungs um Frontmann Jonny Lindqvist spielen lupenreinen Power Metal und sind wirklich erstklassige Musiker, können mich aber leider nicht vom Hocker reißen, was aber an meinem persönlichen Geschmack liegt. Der Fokus der Setlist, habe ich mir sagen lassen, liegt wohl auf den aktuelleren Alben. Wie gesagt, meine Musik ist es nicht, aber ein nicht geringer Teil des Publikums schient ordentlich Spaß zu haben und das ist die Hauptsache.
.::THE NEW ROSES::.
THE NEW ROSES erfreuen uns anschließend mit klassischem Hard Rock, der zwar nicht besonders originell ist, aber mit viel Spielfreude daherkommt. Der Sound der Wiesbadener ist von Bands wie AC/DC, Guns’N’Roses und Aerosmith beeinflusst und bringt ordentlich Stimmung ins Amphitheater. Eine nette Abwechslung!
Setlist THE NEW ROSES
Every Wildheart
Forever Never Comes
Dancing on a razorblade
Gimme Your Love
It’s a Long Way
Life Ain’t Easy (For a Boy With Long Hair)
Devil’s Toys
One More For the Road
Thirsty
.::MARDUK::.
Nachdem mir Leatherwolf und Cirith Ungol leider durch die Lappen gegangen sind, stehen für mich als nächstes die Schwarzwurzler von MARDUK auf dem Programm. Nachdem die schwedische Panzerdivision den Gig auf dem Rock Hard Festival 2004 leider absagen musste, wird es auch langsam Zeit. Obwohl ich nach wie vor Fan der alten Marduk-Besetzung und vor allem von Ex-Sänger Legion bin, der meines Erachtens einer der besten Black Metal-Frontmänner ist, können mich die Jungs inzwischen auch mit Mortuus am Mikro voll und ganz überzeugen. Trotz Tageslicht lässt sich auch ein nicht geringer Teil des Publikums mitreißen und lässt zu Klassikern wie „Of Hell‘s Fire“ , „Burn My Coffin“ oder „Panzer Division Marduk“ das Haupthaar nach allen Regeln der Kunst kreisen. Eine willkommene Abwechslung!
Setlist MARDUK
Panzer Division Marduk
The Blond Beast
Of Hell's Fire
The Levelling Dust
Werwolf
Cloven Hoof
Burn My Coffin
Into Utter Madness
Equestrian Bloodlust
Wolves
.::AXEL RUDI PELL::.
Und wieder ein Heimspiel, denn auch AXEL RUDI PELL stammt aus dem Ruhrpott. Der Guitar-Hero hat mit Johnny Gioelli einen großartigen Sänger an Bord, der nicht nur stimmlich, sondern auch Performance-technisch überzeugen kann. Auf dem Programm stehen mit „The Medieval Overture“, „The Wild and the Young”, „Wildest Dreams”, „The Tower Of Babylon” und „Long Live Rock” gleich fünf Stücke vom neuen Album „Knights Call“ und die Band hat sichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Dies schwappt natürlich auch aufs Publikum über. Feine Sache!
Setlist AXEL RUDI PELL
The Medieval Overture
The Wild and the Young
Wildest Dreams
Only the Strong Will Survive
Mystica
Long Live Rock
Keyboard Solo
Game of Sins (Inkl. Tower of Babylon)
The Line
The Masquerade Ball / Casbah
Rock the Nation
.::OVERKILL::.
Dass OVERKILL eine der besten Live-Bands sind, stellen sie auch dieses Mal wieder eindrucksvoll unter Beweis. Die Mannen um Fronter Bobby Blitz, die auf dem Rock Hard-Festival mittlerweile so etwas wie Stammgäste sind legen mit dem Intro „Coma“ los und bringen das Amphitheater von der ersten Sekunde an zum Kochen. Die New Yorker haben gerade übrigens ihre aktuelle Live-CD/DVD veröffentlicht. Auf der Setlist steht unter anderem die Hymne "In Union We Stand", die natürlich lautstark mitgegrölt wird, und die Security hat einmal mehr alle Hände voll mit Crowdsurfern zu tun. Am Ende gibt’s nach „Elimination“ den obligatorischen Rausschmeißer „Fuck You“, welcher nach „Sonic Reducer“ erneut wiederholt wird. OVERKILL sind und bleiben live eine Macht.
Setlist OVERKILL
Coma
Infectious
Blood Money
Thanx for Nothin‘
Raise the Dead
Rotten to the Core
There’s No Tomorrow
Feel the Fire
Horrorscope
Hammerhead
Nice Day…for a Funeral
Overkill
In Union We Stand
Elimination
Fuck You
Sonic Reducer
Fuck You
SONNTAG
.::MEMORIAM::.
Nun wird es Zeit für Old School Death Metal in Form von MEMORIAM. Die Bolt Thrower-Nachfolgeband um Sänger Karl Willetts, die sich im Jahre 2016 nach dem Tod von Drummer Martin Kearns formierte, hat heute ihr neues Album „The Silent Vigil“ im Gepäck, welches am 23. März erschienen ist. Von dieser Scheibe stehen Songs wie „Soulless Parasite“ oder „Bleed the Same“ auf der Setlist. Voller Energie und gut gelaunt richtet der sympathische Frontmann zwischen den Songs immer wieder das Wort ans geneigte Publikum, welches die Band seinerseits gehörig feiert. Ein absolutes Vergnügen!
Setlist MEMORIAM
Intro
War Rages On
Drone Strike
Soulless Parasite
Bleed the Same
Resistance
No Known Grave
Flatline
.::ULI JON ROTH::.
Als nächstes schaue ULI JON ROTH an, der als Ex-Scorpions-Gitarrist heute Abend fast nur mit Songs seiner ehemaligen Band aufwartet. Der Gitarrenvirtuose liefert eine technisch absolut starke Show ab und wird vom Publikum bei (gefühlten) 50 Grad im Schatten gebührend gefeiert. Bemerkenswert ist außerdem das Partyschiff auf dem Rhein-Herne-Kanal, welches Herrn Roth zu einer kleinen Pause zwingt. Alles in allem ein starker Auftritt!
Setlist ULI JON ROTH
All Night Long
The Sails of Charon
Sun in My Hand
We'll Burn the Sky
In Trance
Fly to the Rainbow
Pictured Life
Catch Your Train
All Along the Watchtower
Little Wing
.::ARMORED SAINT::.
Mit ARMORED SAINT steht einmal mehr eine großartige Live-Band auf dem Programm, die diese Qualitäten heute erneut unter Beweis stellt. Denn wie erwartet ziehen die Herren um Ausnahmesänger John Bush das Publikum voller Energie und mit viel Spielfreude sofort in ihren Bann. Haare kreisen und Pommesgabeln stehen steil! Die Setlist indes enthält viele starke Songs, so z.B. „Reign of Fire“, „Last Train Home“, oder „Aftermath“. Runde Sache!
Setlist ARMORED SAINT
March of the Saint
Reign of Fire
Nervous Man
Pay Dirt
Last Train Home
On the Way
Symbol of Salvation
Book of Blood
Spineless
Aftermath
Left Hook from Right Field
Chemical Euphoria
Win Hands Down
.::SAXON::.
Als Headliner des nunmehr letzten Festivaltages hat man die NWOBHN-Legende SAXON verpflichtet. Energiegeladen und bestens gelaunt beglücken uns die Briten um Biff Byford mit einem Klassiker nach dem anderen. Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass der Mann bereits 67 ist! Das Publikum freut sich und feiert das Quintett ordentlich ab. Die Setlist enthält mit Songs wie „Motorcycle Man“, „Crusader“ oder „Wheels of steel“ mal wieder jede Menge Klassiker, und am Schluss darf das obligatorische „Denim and Leather“ natürlich auf gar keinen Fall fehlen. Fazit: Saxon gehen live eigentlich immer. Ein absolut würdiger Headliner!
Setlist SAXON
Olympus Rising
Thunderbolt
Sacrifice
Nosferatu (The Vampires Waltz)
Motorcycle Man
Strong Arm of the Law
Battering Ram
Power and the Glory
The Secret of Flight
Dallas 1 PM
Never Surrender
Predator
They Played Rock and Roll
And the Bands Played On
747 (Strangers in the Night)
Sons of Odin
Crusader
Princess of the Night
Wheels of Steel
Denim and Leather
FAZIT
Alles in allem kann man auch in diesem Jahr wieder von einem rundum gelungenen Festival sprechen. Zu allem Überfluss war uns der Wettergott in diesem Jahr auch mal wohlgesonnen, was an Pfingsten (wenn man an die vergangenen Jahre denkt) keine Selbstverständlichkeit ist.
Das Billing war wie immer stark und gut gemischt, so dass wirklich für jeden Geschmack etwas dabei war. Dass das Rock Hard Festival überhaupt eines der angenehmsten Festivals ist, braucht man (glaube ich) nicht jedes Jahr erneut zu erwähnen. Dazu trägt selbstverständlich auch die nahezu perfekte Location bei, ist das Amphitheater doch geradezu ideal für Veranstaltungen dieser Art.
Wir haben viele Bands gesehen, viel Bier getrunken und viele alte und neue Freunde getroffen. Überhaupt ist die Atmosphäre immer wahnsinnig friedlich und entspannt.
Top: ATTIC, SODOM, MARDUK, OVERKILL
Flop: Diesmal nichts!
Bis zum nächsten Jahr!