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Inferno Festival 2015





Das Inferno Festival in Oslo gehört für uns schon zum alljährlichen Festival-Pflichtprogramm und ist eines der wichtigsten europäischen Extrem-Metal-Events, so dass wir uns das Spektakel auch in diesem Jahr nicht entgehen lassen wollen. Meine liebe Freundin und Kollegin Diana ist bereits am Mittwoch von Berlin aus angereist, ich bin ihr am Donnerstag aus Köln gefolgt. 


::MITTWOCH::

 

Der Mittwoch, als "Club Night" konzipiert, startet für mich mit einem lang ersehnten Gig: ARCTURUS. Eines meiner persönlichen Highlights, so begleitet mich diese Band ja schon ziemlich lange und ich kann mich erinnern, wie traurig ich war, sie auf ihrer letzten Tour vor einigen Jahren verpasst zu haben. Und dann gab man 2007 die Trennung bekannt. Und ich dachte mir: Tja, Pech gehabt. Aber wie das glücklicherweise oftmals so ist: Never say never. Und so kam ich nun in diesem Jahr in den Genuss. Die Location, in der das Konzert stattfand, "Vulkan", eine Art Kulturzentrum, war per Fuß doch leichter zu erreichen als gedacht und bot neben dem Konzertraum auch eine Bar bzw. einen Pub ( in dem wiederum auch Konzerte stattfanden). Zu meiner Überraschung schienen gar nicht zu viele Leute an diesem Abend ihren Weg hierhin gefunden zu haben (oder aber bevorzugten es, ein paar Meter weiter den Gig von TAAKE im "Blå" zu besuchen .. hier auch die einzigen wirklich ärgerlichen Überschneidungen, wie eingangs erwähnt, war das Festival ansonsten in dieser Hinsicht ja wirklich gut organisiert). Gespielt wurden natürlich alle Klassiker der vier in der Vergangenheit erschienenen Studioalben, sowie einem Song ("The Arcturian Sign") vom im Mai erscheinenden Album "Arcturian" - und das klingt, als hätte man dort angeknüpft, wo man 2007 aufgehört hat. Und das ist großartig und macht neugierig. Und Lust auf mehr. Yeah. Bleibt zu hoffen, dass man in nicht all zu ferner Zukunft nochmals in den Genuss kommt, die Mannen live zu Gesicht zu bekommen (und vielleicht, das wäre wunderbar, mit so einer grandiosen theatralen Live-Performance wie anno 2007 - die gab es auf dem Inferno nämlich leider nicht).

Setlist ARCTURUS
Evacuation Code Deciphered
Nightmare Heaven
The Arcturian Sign
Painting My Horror
Deamon Painter
Alone
The Chaos Path
The Code
Hibernation Sickness Complete
Master of Disguise
Wintry Grey / Du Nordavind / Morax
Shipwrecked Frontier Pioneer

 

 

 

::DONNERSTAG::

 

Ausschlafen, ein bisschen Shoppen (die skandinavischen Designer...und Sale...eine gefährliche Kombination für mich!) und später meine liebe Freundin Stina (der an dieser Stelle auch nochmals für die Akkreditierungs-Orga und die Bereitstellung der Festivalfotos gedankt werden soll!) im Hotel getroffen und dann geht es gegen frühen Abend auch schon los mit dem ersten regulären Festival-Tag! Die Festivallocation, das "Rockefeller" hat so seine Vor- und Nachteile. Auf den ersten Blick erscheint es einfach nur voll. So richtig gibt es keinen Platz, wo sich die Leute verteilen könnten. Zwar hat es neben dem Konzertraum auch zwei Nebenräume, in denen zum einen ein Metalmarkt aufgebaut ist, zum anderen eine Bar mit weiteren Merchandise-Ständen, sowie eine Dachterrasse mit einer weiteren Bar, trotzdem scheint sich die Mehrzahl der Leute auf den Konzertraum und die nach oben führende Treppe sowie die Balkone zu konzentrieren. Falls man unter Klaustrophobie leidet, kann es einem hier schon schnell ein wenig zu eng werden...jedoch kann man die Location auch jederzeit verlassen und (ohne lange Wartezeit beim Wiedereinlass) jederzeit wieder zurück kommen.

Bandmäßig...nunja, nachdem ich 1349 glorreich verpasst habe, stehen für mich an diesem Abend BEHEMOTH und DOOMRAISER auf dem Programm. 

 

 

BEHEMOTH war nun noch nie eine Band für mich, die ich besonders gut finde, was wohl in erster Linie daran liegt, dass ich mit derart technisch ausgefeilten Death Metal einfach nichts anfangen kann ... aber man muss ihnen lassen, und das hat mich bei diesem Auftritt auf dem Inferno Fest nochmals wirklich überzeugt: die Live-Shows sind der Hammer! Pyros, Kostümwechsel, eine Band, die alles gibt. Und das heute ausverkaufte Rockefeller mit ca. 1500 Anwesenden befindet sich im Ausnahmezustand und gibt alles. Ebenso wie die Mannen um Frontman Nergal. Man spielt ein ca. anderthalbstündiges Set und hinterlässt das Rockefeller (im übertragenen Sinne) in Schutt und Asche. So muss das, bitte mehr davon!



Behemoth überzeugen live mit einem hammer Sound, Pyros und einer guten Songauswahl

 

Setlist BEHEMOTH:

Blow Your Trumpets Gabriel

Ora Pro Nobis Lucifer

Conquer All

Decade Of Therion

As Above So Below

Slaves Shall Serve

Christians To The Lions

Messe Noire

Ov Fire And The Void

Ben Sahar

Alas, Lord Is Upon Me

At The Left Hand Ov God

Chant For Eschaton 2000

O Father O Satan O Sun!

 

 

Der Tourabschluss der Viking-Metaller ENSIFERUM findet merkwürdigerweise im kleinen John Dee statt, was in meinen Augen nicht ganz dem Status der Band entspricht, wären sie doch auf der Hauptbühne im John Dee deutlich besser aufgehoben. Dementsprechend ist die Warteschlange vor der Treppe nach unten zur kleinen Bühne. Das Warten hat sich jedoch gelohnt, denn die Stimmung im übervollen John Dee ist grandios. Die Finnen werden ihrem Ruf als Stimmungskanonen mehr als gerecht und werden vom Publikum nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Man liefert einen ganz und gar gelungenen Auftritt ab und hinterlässt die glückliche Meute anschließend in die Nacht...

 

 

Nach diesem "Inferno" geht es ins ein paar Meter entfernte "Revolver", einem Metal-Pub, in dem die Italiener DOOMRAISER als After-Show-Act die (kleine) Bühne im Gewölbekeller entern. Demzufolge ist der Sound leider nicht der allerbeste, jedoch passt die Location irgendwie schon gut zu den doomigen heavy Klängen der Italiener - in einer Halle wie dem John Dee wäre die Stimmung wohl eher untergegangen. Man gibt sich Oldschool, sowohl was den Look angeht (Lederweste, Kutte, Nieten & Co.) als auch was den Sound angeht - Candlemass und Cathedral lassen grüßen! Und so passt DOOMRAISER eigentlich ganz wunderbar in das große und ganze und zeigen, dass man auch ohne Blastbeats und derlei Dinge ganz schön heavy sein kann.






Doomraiser - wie der Name schon sagt...

 

Und damit ist Tag 2 auch schon wieder passé. Wie sich das in Norwegen so gehört, begibt man sich natürlich zum "Nachspiel" noch ins Festival-Hotel, wo die Alkoholpreise zwar auch horrend sind, man aber immerhin die Möglichkeit hat, in der Minibar im Zimmer, den aus Deutschland bzw. dem Duty Free importieren Alkohol zu kühlen und noch einen Schlummertrunk zu sich zu nehmen ...

 

 

 

::FREITAG::

 

Karfreitag ... ich habe es fast vergessen gehabt, dass ja Ostern ist! Und das ist mir auch am Donnerstag direkt aufgefallen, da in Norwegen, anders als in Deutschland, Gründonnerstag scheinbar schon als Feiertag gezählt wird und somit keinerlei Supermärkte oder andere Geschäfte geöffnet haben. Und Freitag geht der Spaß eben weiter. Also heißt es mit den Lebensmitteleinkäufen bis Samstag auszuharren. Leider haben über Ostern scheinbar auch viele Restaurants geschlossen - unsere Mission für Samstag lautete nämlich: Finde ein veganes Restaurant in der Osloer Innenstadt. Und ich kann sagen: Es ist schwierig, verdammt schwierig. Es sind zwar auf diversen Webseiten, wie beispielsweise www.happycow.net oder www.visitoslo.com einige (vornehmlich auch nicht rein vegetarische) Restaurants gelistet, die eben unter anderem auch vegetarische Gerichte anbieten. Ein bisschen frustrierend ist das schon, vor allem auch, weil die Supermärkte nicht unbedingt über eine große Auswahl an (frischen) Gemüse- und Obstsorten verfügen. Aber es muss hier doch Alternativen geben? Hierzu benötigt es wohl eine extra Recherche, das würde sonst den Rahmen hier sprengen...Jedenfalls: Restaurant gefunden: Vega ( www.vegafairfood.no ) heißt der Laden, mit großem Hunger auf den Weg gemacht und wie oben erwähnt festgestellt, dass das Restaurant über Ostern geschlossen hat. Na Prima. Eine Alternative scheinen im Moment nur die zahlreichen Kebab- und Fallapfel-Imbisse darzustellen, wo man zu (für norwegische Verhältnisse) humane Preise frisches vegetarisches und veganes Essen erhält. Nach der Stärkung und dem obligatorischen "Vorspiel" im Hotel geht es also erneut zum Venue um heute unter anderem den Klängen von  MY DYING BRIDE und ENSLAVED zu lauschen.

 

 

Zu allererst steht für uns allerdings düsterer, okkulter Black Metal der Marke DØDSENGEL auf der "To-Watch-Liste". Das John Dee platzt mal wieder aus allen Nähten, als die Norweger, mit Mönchskutten und obskuren venezianischen Masken bekleidet, die Bühne entern. Dieses Bühnenoutfit passt ganz hervorragend zum beunruhigenden, hypnotisierenden Sound der Band. Überhaupt hat dieser Auftritt etwas von einer rituellen Zeremonie. Feine Sache!

 

 

MY DYING BRIDE war wohl eine der ersten Metal-Bands, mit denen ich mich beschäftigte und bekleiden mich demzufolge..nunja, eine halbe Ewigkeit. Und auch nach keine Ahnung wie vielen Alben begeistern sie mich immer noch. Vor allem live. Keiner leidet so schön wie Frontman Aaron Stainthorpe (okay, Primordials' Alan Averill ist dem denke ich gleichzusetzen), der bleich und adrett gekleidet wie eben ein englischer Gentleman aus dem 19. Jahrhundert die Bühne in einen Ort voller Theatralik, Leidenschaft und Dramatik verwandelt. Vor den zahlreich erschienenen Fans zelebrieren die Briten eine Zeitreise; von aktuellen Songs über Klassiker wie "Turn Loose The Swans" bis hin zu "God Is Alone" von 1999 ist alles dabei. MY DYING BRIDE geben hier und heute ein höchst willkommenes und wunderschön-düsteres Gegenstück zu den ansonsten heute eher heavier und extremeren Spielarten.


 

Setlist MY DYING BRIDE:

Your River

The Songless Bird

Catherine Blake

Turn Loose The Swans

She Is The Dark

The Cry Of Mankind

The Thrash Of Naked Limbs

My Body, A Funeral

Like Gods Of The Sun

God Is Alone 

 

 

ENSLAVED ist eine andere Band, die mich schon EWIG begleitet. Und auch hier ist es ähnlich wie mit MY DYING BRIDE, ihre Anziehung werden sie für mich wohl nie verlieren. Ich mag die ganz alten, die etwas älteren und auch die neuen Scheiben der Norweger, die mit einem super Sound gesegnet den alten Göttern huldigen. Obwohl die Mannen um Grutle Kjellson gerade ein neues Album ("In Times") auf den Markt gebracht haben, konzentriert sich das Set eher auf das Große und Ganze und man spielt eine bunte (auch genremäßige) Mischung aus fast 25 Jahren Bandgeschichte. Und das kommt beim Publikum an. Sehr gut sogar. Egal ob die Klassiker vom "Frost" Album oder mittelneue Songs von "Below The Lights" oder "Isa", gleichermaßen zieht das Publikum mit. Super Show, super Songauswahl, so kann man den Abend sehr gerne ausklingen lassen. Anschließend heißt es natürlich wieder "Nachspiel" im Hotel, bevor man sich doch ein paar Stündchen aufs Ohr haut um für den letzten Tag fit zu sein..

 





Setlist ENSLAVED:

Thurisaz Dreaming

Ruun

Death In The Eyes Of Dawn

Building With Fire

Ethica Odini

The Watcher

Convoys To Nothingness

Allf?ðr Oðinn

As Fire Swept Clean The Earth

Fenris

Isa 


 

 

 

::SAMSTAG::

 

Nach ausgiebigem Vorglühen im Hotel sowie einem reichhaltigen Falafelteller im Grillrestaurant unseres Vertrauens geht es für uns erneut Richtung Festival-Location, um SECRETS OF THE MOON, den Opener des letzten Festivaltages, auf keinen Fall zu verpassen...

 

 

Die einzige deutsche Band auf dem dem gesamten Inferno eröffnet ihr Set mit "Serpent Messiah" und zieht die Fans mit ihrem intensiven, atmosphärischen Melodic Black Metal sofort in ihren Bann. Eine Lightshow, bei der mit verschiedenen Farben gearbeitet wird, passt perfekt zur Musik und verleiht dem Auftritt eine geradezu mystische Atmosphäre. Neben Songs wie "Carved In Stigmata Wound“ und "Lucifer Speaks" geben SECRETS OF THE MOON mit "Man behind the Sun" auch einen Song vom neuen Album "Sun" zum besten. Alles in allem ein gelungener Gig, der auch beim vorwiegend norwegischen Publikum sehr gut ankommt. 


 

 

 

Obwohl bereits (gefühlte) 127 Mal gesehen, sind KAMPFAR auch diesmal wieder eines der Highlights auf dem Festival. Voller Leidenschaft und Energie machen Frontmann Dolk und seine Mannen wahrlich keine Gefangenen und machen ihre Fans auch diesmal wieder absolut glücklich. Eine großartige Pyroshow sowie ein guter, druckvoller Sound tun ihr übriges, um  diesen Gig wieder einmal zu einem unglaublich genialen solchen zu machen. Immer wieder ganz großes Kino!



 

 

DØDHEIMSGARD können den Stimmungspegel anschließend nicht ganz aufrechterhalten, zu speziell und sperrig ist der Avantgarde-Black Metal der Norweger doch. So leert sich die Halle leider ein wenig, als die Band um Frontmann Aldrahn mit "God Protocol Axiom" vom neuen Silberling " A Umbra Omega" loslegt. Die Reaktionen im Publikum sind eher verhalten, und auch uns haben die Norweger mit ihrer Show nicht wirklich abgeholt. Schade eigentlich, denn auf Scheibe können DHG durchaus einiges.

Setlist DHG:
God Protocol Axiom
En krig å seire
Bluebell Heart
Symptom
The Snuff Dreams Are Made Of
Monumental Possession
Ion Storm
When Heavens End
Architect of Darkness
Traces Of Reality

 

 

Gespannt wie ein Flitzebogen sind wir anschließend, wie sich Nick Holmes als neuer Sänger der Death Metal-"Supergroup" BLOODBATH macht. Doch schon nach "Let The Stillborn Come To Me" und "Mental Abortion" ist klar: das passt! Und auch bei älteren Songs wie "So you die" oder "Breeding Death" liefert der Paradise Lost-Frontmann, der sich im Scherz dafür entschuldigt, nicht sein Vorgänger Mikael Åkerfeld zu sein, eine ordentliche Leistung ab. Ein solider Abschluss eines gelungenen und abwechslungsreichen Festivals!






Setlist BLOODBATH:

Let The Stillborn Come To Me

Mental Abortion

So You Die

Breeding Death

Anne

Cancer Of The Soul

Weak Aside

Soul Evisceration

Unite In Pain

Like Fire

Mock The Cross

Eaten

Cry My Name 

 

 

 

FAZIT

Dies war also das nunmehr 15. Inferno Festival. Das Billing war wie immer eine gute Mischung sämtlicher extremmetallischer Stilrichtungen - es war wirklich für jeden etwas dabei. Auch das "Drumherum" ließ keinerlei Wünsche offen. So wurde im Royal Christiania, dem offiziellen Festival-Hotel, ein amtliches Rahmenprogramm geboten, damit auch die Zeit vor und nach den Konzerten auf gar keinen Fall langweilig wurde. Absolute Highlights waren in diesem Jahr KAMPFAR, ARCTURUS und BEHEMOTH. Wirklich enttäuscht hat uns eigentlich keine Band. Wie immer hat es unheimlich viel Spaß gemacht, so dass jetzt bereits feststeht, dass wir uns auch im kommenden Jahr wieder auf den Weg in die norwegische Hauptstadt machen, wenn dort der Osterhase wieder sein wallendes Haupthaar schüttelt. 

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Impressionen aus dem Festivalhotel








 
 
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